Mit der Zeit
dieser späten Stunde noch zu essen haben. Vielleicht haben Sie auch Durst? Was kann ich Ihnen zu trinken bestellen?«
Sie baten beide um Pellegrino. Während ich darauf wartete, daß der Etagenkellner sich meldete, kritzelte ich Wahrscheinlich sind Wanzen im Zimmer auf den neben dem Telefon liegenden Notizblock und hielt ihn Schelm hin.
Er lächelte freundlich und nickte. Als ich meine Bestellung durchgegeben hatte und auflegte, sagte er: »Sie haben recht. Es gab hier Wanzen. Aber Ihr Bekannter aus der amerikanischen Botschaft brachte ein tragbares Aufspürgerät mit – das gibt es inzwischen –, und wir kümmerten uns um die Wanzen, während wir auf Sie warteten. Sonst hätten wir hier nicht so offen reden können. Wie kamen Sie auf die Idee, dieser Raum könnte nicht sicher sein?«
Und so erzählte ich ihnen, wie ich aus dem Hotel geschleust worden war, und gab ihnen einen Bericht von meinem Abend mit Chihani und Zander. Ich unterbrach meine Ausführungen, als der Etagenkellner die Drinks und den kleinen Imbiß brachte, doch die einzigen anderen Unterbrechungen wurden durch Paciolis Ausbrüche der Empörung verursacht.
Allerdings konnte er mir sagen, auf welcher Autostrada man zweimal zu bezahlen hatte.
»Das muß die A 8 und A 9 in nördlicher Richtung sein«, sagte er. »Sie beginnen als ein- und dieselbe Straße. Man bezahlt vor dem ersten Streckenabschnitt, weil es unterwegs mehrere freie Abfahrten gibt. Aber wenn man auf der A 8 weiterfährt, sagen wir nach Varese, oder auf der A 9 nach Como, muß man noch einmal bezahlen. Sie könnten auf der A 8 auch die Abzweigung nach links genommen haben, die fast bis nach Arona reicht. Haben Sie denn überhaupt nichts von der Strecke gesehen?«
»Nichts, Mr. Pacioli. Das versuche ich Ihnen doch dauernd zu sagen. Ich konnte in dem Bus nichts sehen, weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt.«
»Entschuldigen Sie. Es ist alles so schändlich, und Sie sind unser Gast. Bitte reden Sie weiter. Sie sagen, der Mann, der sich Luccio nennt, empfing Sie im Bademantel in diesem Hotel, zu dem man Sie gebracht hat?«
Schelm war ein besserer Zuhörer. Er unterbrach mich nicht einmal.
»Ich glaube, ich sollte Ihnen fairerweise sagen«, sagte ich schließlich zu Pacioli, »daß ich, auch wenn ich wenig Lust habe, mich noch einmal mit der Telefonistin herumzuschlagen, die in diesem Hotel Nachtdienst hat, daß ich also jetzt gleich meine Agentin in New York anrufen werde. Und ich werde ihr sagen, daß unsere Abmachungen hinfällig sind.«
Sein Gesicht wurde länger. »Darf ich erfahren, welche Gründe Sie anführen werden, mit welcher Rechtfertigung Sie versuchen wollen, unseren Vertrag zu brechen?«
»Vorspiegelung falscher Tatsachen reicht für den Anfang. Ich sage nicht, daß Sie verantwortlich waren, aber nach Aussagen McGuires würde meine Aufgabe, das heißt die Hauptaufgabe, darin bestehen, Luccios Material zu redigieren. Es gibt aber kein Material von Luccio. Von Dr. Luccio ist bisher nichts anderes gekommen als Gewalttätigkeit, zweideutige Aussagen und die von ihm persönlich überarbeitete englische Übersetzung des Netschajew-Textes. Die steckt in dem Umschlag dort drüben, alle zweihundert Seiten davon, mit vierfachem Zeilenabstand geschrieben. Nur folgendes sollten Sie noch bedenken, bitte: McGuire sagte mir, Luccios Glaube an die Echtheit der Aufzeichnungen beruhe auf seiner persönlichen Kenntnis ihrer Vergangenheit. Luccio, sagte er, habe sie geerbt. Luccio selber sagt, das sei falsch. Er habe sie gekauft. Das glaube ich ihm sofort. Er hat sie von dem gekauft, der sie gefälscht und frisiert hat.«
»Sie haben noch nicht bewiesen, daß es sich um eine Fälschung handelt, Mr. Halliday.«
»Ich glaube nicht, daß ich das beweisen muß«, sagte ich. »Sie haben diesen Mann nie gesehen. Das haben Sie mir selbst gesagt. Ich habe ihn kennengelernt, und ich sage, die Beweislast liegt jetzt bei Ihnen.«
»Ich glaube, keiner von Ihnen wird irgend etwas beweisen müssen«, sagte Schelm fröhlich. »Sie sagen, Mr. Halliday, daß er Ihnen die von ihm selbst überarbeitete Übersetzung der Aufzeichnungen gegeben hat? Darf ich sie sehen?«
»Bedienen Sie sich«, sagte ich. »Ich möchte immer noch gerne wissen, weshalb die CIA und die Nachrichtendienste der Nato um irgendein windiges Manuskript aus dem neunzehnten Jahrhundert und um einen gerissenen Geschäftemacher aus Estland soviel Theater machen, aber ich nehme an, das wird alles zur geheimen Verschlußsache
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