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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Wiederherstellung alter und Aufnahme neuer Kontakte sei von Zander nicht vorausgesehen und eingeplant worden, dann unterschätzen Sie ihn. Seine Methoden sind, das gebe ich zu, bizarr, aber nur, wenn man westliche Maßstäbe anlegt. Länger anhaltende Kontakte mit der arabischen Welt haben oft solche Auswirkungen. Selbst den nüchternsten europäischen Geschäftsleuten kann es passieren, daß sie sich ein bizarres und alles andere als geradliniges Denken angewöhnen.«
    Pacioli zappelte schon eine ganze Weile herum. Nun fuhr er dazwischen. »Sie sagen also, Herr Schelm, dieser Mann bringe uns deshalb auf erpresserische Weise in diese Situation, weil er auf dem Umweg über die CIA eine Verbindung zu Ihnen herstellen will? Das ergibt doch keinen Sinn! Was soll schon ein Gangster seiner Sorte mit staatlichen Behörden wie der Ihren im Sinn haben?«
    »Eine vernünftige Frage«, erwiderte Schelm, behielt aber den Blick auf mich gerichtet. »Was meinen Sie dazu, Mr. Halliday?«
    Ich hatte eben daran gedacht, daß Chihani mich ein paarmal als › erfahrenen‹ Mann bezeichnet hatte. Jetzt wußte ich, was sie meinte. Ich zuckte mit den Achseln.
    »Vielleicht haben Sie recht, und er will tatsächlich so etwas wie einen Sonderbotschafter«, sagte ich, »aber was für Botschaften kann er nur übermitteln wollen? Ein Mann, der etwas an die Nato oder die CIA zu verkaufen hat – etwas, was die wirklich kaufen wollen, meine ich –, der braucht keine Sonderbotschafter. Wenn er etwas Lohnendes zu verkaufen hat, dann ist er höchstwahrscheinlich ein Profi, der bereits seine Kontakte hat. Im übrigen ist Zander ein Mann, der es gewohnt ist, mit Milliarden umzugehen, wie man mir gesagt hat. Wenn er etwas zu verkaufen hat, dann muß es schon etwas sehr Ungewöhnliches sein.«
    Schelm nickte. »Es ist ungewöhnlich, für seine Verhältnisse. Und das gilt auch für den geforderten Preis.« Er drehte sich plötzlich zur Seite und sah Pacioli an.
    »Sir«, sagte er, »als wir auf Mr. Hallidays Rückkehr warteten, gab ich Ihnen zu verstehen, daß Sie uns später vielleicht am besten allein lassen, nachdem Sie sich vergewissert haben, daß Mr. Halliday in Sicherheit ist. Wir haben nämlich, wie Sie mittlerweile sicher verstehen werden, vertrauliche Dinge zu besprechen.«
    Paciolis Blick verengte sich. »Ist das ein Befehl? Ich soll gehen?«
    »Ich versuche nur Ihre Gefühle zu schonen, Sir. Sie haben eine Beschreibung der Personen gehört, die Mr. Halliday hier in diesem Raum angegriffen haben. Gesagt haben Sie zwar nichts, aber ich sah Ihrem Gesicht an, daß die Beschreibung auch auf die Personen paßte, die dabei beobachtet wurden, wie sie Ihren Chauffeur überfielen und böse verletzten. Und das ist die Bestätigung, daß sie für Zander arbeiten. Natürlich würden Sie diesen Beweis gern an die Polizei weitergeben und sie auf Zander ansetzen. Ich sehe es als meine Pflicht an, Sie darauf hinzuweisen, daß Sie nur Ihre Zeit verschwenden würden. Nach allem, was Sie in diesem Raum gehört haben, wird Ihnen klar sein, daß ich mit Wissen und Erlaubnis italienischer Kollegen im Nato-Nachrichtendienst hier bin. Wir haben derzeit nicht die Absicht, diesen Herrn in seinem sicheren Haus zu stören, selbst wenn wir es finden würden. Sie sehen also, Sir, unter allem, was ich hier sagen werde, ist nichts, was Sie nicht bedrücken würde.«
    Pacioli zögerte erst noch und stand dann auf. Schelm beachtete er nicht mehr. Zu mir sagte er: »Als ich aus dem Büro wegging, gab mir meine Sekretärin englische Übersetzungen aller Expertenmeinungen zur Echtheit der Netschajew-Aufzeichnungen, die wir bisher erhalten haben. Das letzte Gutachten ist eben erst eingetroffen.« Er zog ein einmal gefaltetes Bündel Papiere aus einer Innentasche und gab es mir. »Vielleicht finden Sie es lehrreich. Gute Nacht, Mr. Halliday.«
    Ich begleitete ihn zur Tür, half ihm in den Mantel und sagte ihm, ich würde ihn am nächsten Vormittag anrufen. Er war zu höflich, als daß er mir gesagt hätte, ich könne mir die Mühe sparen.
    Schelm schnitt eben die Spitze einer Petit Corona ab, als ich mich wieder zu ihm setzte. »Ein guter Mann, nicht wahr«, sagte er, »ein gutherziger Mann. In meiner Branche ist Herzensgüte leider keine Eigenschaft, die sehr gefragt ist. Sie ist eher hinderlich als hilfreich.« Er hielt die Zigarre hoch, damit ich besser sehen konnte, wie lang sie war. »Sehr lange brauche ich nicht, um die zu rauchen, und ich möchte gerne gehen, bevor sie zu

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