Mit der Zeit
wir mit seiner Abteilung innerhalb Ihrer Botschaft oft Informationen austauschen.«
»Dann muß er inzwischen Chef einer CIA-Station sein.«
»Als ich ihm Ihretwegen Fragen stellte, Mr. Halliday, sagte er mir, seine Leute hätten zwar nichts dagegen, daß ich Sie um Ihre Mitarbeit bitte, aber Sie würden wahrscheinlich nicht mitmachen.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Sie waren natürlich früher ein Zeitungsmann, ein Auslandkorrespondent und ein Kriegsberichterstatter.«
»Ja.«
»Sie können natürlich sagen, daß es mich nichts angeht, aber ich weiß nun mal, daß die CIA in früheren Zeiten hin und wieder Korrespondenten in kleineren Dingen um Hilfe bat.«
»Hin und wieder tat sie das, ja.«
»Verzeihen Sie mir diese sehr persönlichen Fragen, Mr. Halliday, aber ich habe den Verdacht, dieser Zigarrenraucher, den Sie nicht mögen, könnte Ihr Falloffizier gewesen sein, als Sie jene unglückselige Erfahrung machen mußten.« Er sah mich scharf an. »Hab ich recht?«
»Sagten Sie unglückselig?« Aber ich fing an, ihn zu mögen, und so zögerte ich, und die sarkastische Bemerkung, die ich hatte machen wollen, blieb ungesagt.
Doch er hatte begriffen. »Nein, Mr. Halliday, ich wähle meine Worte nicht immer sehr gut. Nirgendwo auf der Welt sind Gefängnisse angenehm, aber acht Monate in einem Gefängnis der irakischen Sicherheitspolizei müssen schon eine außergewöhnlich böse Erfahrung sein. Da sind Sie natürlich nicht bereit, der Person zu verzeihen, der Sie die Verantwortung dafür gaben.«
»Sie scheinen alles darüber zu wissen. Wer hat es Ihnen erzählt? Er bestimmt nicht.«
»Die Geschichte stand damals in den Kairoer Zeitungen. In unserem BND-Dossier über Sie ist das der erste Punkt.«
»In dieser Geschichte wurde behauptet, ich stünde unter Anklage, weil ich versucht hätte, einen Regierungsbeamten zu erpressen, und weil ich Gold geschmuggelt hätte, um ein Mitglied der Muslimbruderschaft zu kompromittieren. Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten das geglaubt.«
»Glauben Sie immer noch alles, was in den Zeitungen steht?« Das plötzliche Lächeln und gleichzeitige leise Glucksen waren irgendwie aufmunternd. »Außerdem«, sagte er, »versah ein Teil der arabischen Presse außerhalb des Irak die Geschichte mit der zusätzlichen Information, Sie seien ein CIA-Agent. Das Dementi kam dann ausgerechnet von den Irakis selbst. Wir wunderten uns seinerzeit darüber. Gewöhnlich machen sie die CIA für alles verantwortlich, ob das nun eine Masernepidemie ist oder ein Erdbeben. Weshalb wohl ließen sie diese gute Gelegenheit aus, die CIA zu kompromittieren?«
»Einige sehr wichtige Leute hatten Dreck am Stecken. Sie waren so sehr damit beschäftigt gewesen, den kleinen Fisch – mich nämlich – zu fangen, daß ihnen der große durch die Maschen schlüpfte. Die großen Tiere in der Sicherheit hatten Mist gebaut, und das mußte unbedingt vertuscht werden. Für mich war das kein Vergnügen. Sie mußten so tun, als sei ich ein großer Fisch, bis sich die Wellen gelegt hatten und sie mich zurückwerfen konnten.« Ich brach ab. Er hatte angefangen, verständnisvoll zu nicken. Der Mann wußte, wie man ein Verhör führte, und ich war ins Plappern gekommen. »Was haben diese ganzen alten Geschichten mit Zander zu tun?« fragte ich abrupt.
»Die Gründe, weshalb er Sie als Mitarbeiter haben wollte, sind, daß Sie ein angesehener Journalist und Schriftsteller sind und daß Sie außerdem einen direkten Draht zur CIA haben.«
»Unsinn. Das habe ich keineswegs.«
»Auch wenn es Ihnen vielleicht nicht gefällt, Mr. Halliday, die Wahrheit sieht anders aus.« Er versuchte – ohne viel Erfolg – sich den Anschein zu geben, als wisse er genau, wie mir zumute war, und habe volles Mitgefühl. »Sie haben einmal einen Auftrag für die CIA durchgeführt. Bedauerlicherweise ist diese Tatsache allgemein bekannt. Sie ziehen es vor, in diesem Zusammenhang von alten Geschichten zu reden, aber denken Sie mal nach. Mit höchst unkonventionellen Methoden gelingt es Zander, die Aufmerksamkeit der CIA wieder auf Sie zu lenken. Als Folge davon hat Ihr alter Falloffizier wieder Kontakt mit Ihnen aufgenommen und Sie unter sicheren Begleitumständen mit mir zusammengebracht. Wenn Sie ihn und seinen Arbeitgeber nicht leiden können, dann mag das seine Berechtigung haben, aber ich achte sie. Für die Nato arbeite ich in den Bereichen eng mit der CIA zusammen, in denen wir gemeinsame Interessen haben. Wenn Sie glauben, diese
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