Mit der Zeit
neunzehnten Jahrhunderts unter Zeitdruck etwas auf seine Echtheit überprüfen soll, das wie ein interessanter Fund aussieht und echt sein könnte, warum sollte der dann plötzlich auf Esperanto kommen? Der CIA-Experte hatte andere Vorinformationen. Ihm war gesagt worden, er solle das ganze Dokument als verdächtig ansehen und nach versteckten Botschaften abklopfen. Das erste, was ihm auffiel, war der Anachronismus.«
»Tut mir leid. Ich begreife immer noch nicht.«
»Esperanto existiert als Sprache erst seit achtzehnhundertsiebenundsiebzig; Netschajew war fünf Jahre vorher im Gefängnis gestorben. Er kann also Esperanto nicht gekannt haben. Nun nehmen wir also diese ganzen Kurzschrift-Passagen, setzen sie zusammen, transkribieren sie, übersetzen sie, und schon haben wir eine lange Botschaft von Karlis Zander.«
»Und was sagt er darin?«
»In der Kopie, die Zander Ihnen heute abend überlassen hat, nicht viel von Interesse. Mit den geringen Esperanto-Kenntnissen, die ich mir in den letzten paar Tagen angeeignet habe, würde ich sagen, daß Ihre Kopie mit Kinderreimen aufgefüllt worden ist. Mr. McGuires Kopie hatte Passagen in Esperanto, die etwas völlig anderes aussagten. Wir glauben, es ist mehr als wahrscheinlich, daß seine Kopie die einzige war, die den Text der eigentlichen Botschaft trug.«
»Und was ist die eigentliche Botschaft?«
Die Asche fiel von seiner Zigarre, und er verfrachtete sie säuberlich in den Aschenbecher. »Nun, lassen Sie mich überlegen. Zuerst kommt eine Art Standortbestimmung, die Analyse einer militärischen Lage, und dann folgen im weiteren Verlauf gewisse Vorschläge zur Lösung von Problemen, die vorher aufgezeigt worden sind.«
»Könnten Sie nicht ein bißchen spezifischer sein?«
Er lächelte liebenswürdig. »Das hängt davon ab, ob Sie nun Ihre Agentin in New York anrufen und den Vertrag lösen, oder ob Sie es nicht tun. Bevor Sie sich aber endgültig entscheiden, möchte ich Sie noch auf ein, zwei Punkte hinweisen. Unter Ihrer bestehenden Vereinbarung sollten Sie fünfzigtausend Syncom-Dollars dafür erhalten, daß Sie eine Arbeit tun, die es nie wert war, getan zu werden. Der Charakter dieser Arbeit hat sich nun vollkommen gewandelt. Sie ist es nun sehr wohl wert, getan zu werden. Glauben Sie mir, sie würde sich auch dann noch lohnen, wenn man Sie auffordern würde, auf Ihre Nennung als Mitautor zu verzichten und umsonst zu arbeiten. Ich muß Ihnen auch sagen, daß Sie – aus Gründen, die Ihnen mittlerweile wohl einleuchten – während der wenigen Tage, in denen wir um Ihre Hilfe bitten, eine Schlüsselstellung einnehmen. Zander hat Sie ausgewählt, nicht wir. Wenn wir Sie gefragt hätten, hätten Sie abgelehnt. Aber Zander hat Sie mit seinen weitschweifigen und unehrlichen Methoden gefragt, und Sie haben zugesagt. Nun können Sie natürlich die Fälschungsklausel in Ihrem Vertrag zitieren, mit den Achseln zucken und Ihrer Wege gehen. Wir hoffen, Sie tun das nicht. Ich will Sie nicht gerade anflehen, mit uns zusammenzuarbeiten, denn ich glaube, das wäre uns beiden peinlich, aber ich bitte Sie ganz ernsthaft darum.«
Mein Lächeln war, glaube ich, ganz höflich. »Ich habe nicht viele feinere Gefühle, Herr Schelm. Sie können nicht an meine patriotischen Gefühle appellieren. Warum sollte ich nicht einfach meiner Wege gehen?«
Er starrte mich einen Augenblick lang ausdruckslos an. Dann sagte er: »Ich versteh schon. Fünfzigtausend Dollar und der Dank der Menschen, die geringzuschätzen und zu verachten die Erfahrung Sie gelehrt hat, sind nicht genug. Leider haben wir nicht mehr anzubieten.«
»Sie könnten es mit ein paar zusätzlichen Informationen versuchen. Nein, ich rede nicht von geheimen Informationen. Nennen wir es eine Stellenbeschreibung. Zum Beispiel: welche Gefahren könnte dieser Job mit sich bringen? Und, wenn Sie behaupten, das alles sei völlig ungefährlich, wer ist eigentlich der Feind, der Chihani so beunruhigt?«
Er zögerte und fragte sich wohl, wie aufrichtig er sein mußte, ehe er antwortete. »Na schön. Ich will Ihnen von den Leuten erzählen, die sich vertraglich verpflichtet haben, Zander zu ermorden. Sie nennen sich ›Mukhabarat-Zentrum‹. Wie Sie wahrscheinlich nur zu gut wissen, ist mukhabarat die arabische Bezeichnung für einen geheimen Nachrichtendienst. ›Zentrum‹ nennen sie sich vermutlich, um den Eindruck zu erwecken, als handle es sich bei ihnen um eine legale Gruppe mit einem offiziellen Hauptquartier. Aus
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