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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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ich Ihnen sagen, hat der Kontrakt zur Ermordung Zanders einen Wert von zwanzig Millionen Schweizer Franken.«
    »Wer bezahlt?« fragte ich.
    Er drückte seine Zigarre aus. »Das, Mr. Halliday, wissen wir leider nicht.«
    »Obwohl Sie den Wert des Kontrakts kennen?«
    »So ist es. Den Italienern ist es zwar gelungen, Leute bei Rasmuk einzuschleusen, aber sie sind noch nicht so weit, wie sie das gerne hätten. Diese Dinge brauchen ihre Zeit. Es tut mir leid, Mr. Halliday. Ich kann Ihnen nichts in der Art jener Freuden versprechen, auf die Zander anspielte, als er Ihnen die Ansichtskarte vom Hotel Mansour schickte.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »O doch, das können Sie. Das Hotel Mansour? Dort hat Sie doch die irakische Sicherheitspolizei festgenommen, stimmt’s?«
    »Was ist es dann, was Sie mir nicht versprechen können?«
    »Irakische Köpfe auf einem Servierteller natürlich. Die süße Rache, von der Zander in diesem Brief redete und die McGuire im Gespräch mit Ihnen noch schmackhafter machen sollte.« Er warf mir einen bösen Blick zu, während er sich aus seinem Sessel hochstemmte. »Ich bin nicht so einfältig, zu glauben, Mr. Halliday, das angebotene Honorar von fünfzigtausend Dollar allein sei es gewesen, das Sie Zanders Einladung so prompt annehmen ließ. Sie haben noch ein paar alte Rechnungen zu begleichen. Sie müssen in diesem Zander-Buch eine mögliche Gelegenheit dazu gesehen haben, vielleicht die Gelegenheit, auf die Sie immer gewartet haben. Die Verwicklung der irakischen Regierung in weltweite terroristische Bewegungen und Abenteuer ist seit Jahren nur zu bekannt. Wenn Zander wirklich vorgehabt hätte, den Mund aufzumachen, Fallgeschichten anzugeben und Namen zu nennen, hätten Sie die große Genugtuung gehabt, Ihre eigene Privatliste von Kandidaten für die öffentliche Verurteilung in das Buch schreiben zu können. Ihre Zusammenkunft mit ihm am heutigen Abend muß für Sie zur Enttäuschung geworden sein.«
    »Ich bin schon öfter enttäuscht worden.«
    »Zweifellos. Für Zander könnten sich natürlich ernstere Konsequenzen ergeben. Er wird seine Rückzugspläne völlig neu überdenken müssen, und ich glaube, das schafft er nicht rechtzeitig.«
    »Rückzugspläne?« Ich dachte, nun hätten ihn seine Englischkenntnisse doch mal im Stich gelassen. »Sie meinen die Vereinbarungen, die er treffen will?«
    Er hatte nach einer Flasche gegriffen, in der noch etwas Wasser war, und füllte sein Glas. Durch eine ungeduldige Handbewegung verschüttete er etwas Wasser. Mit übertriebener Sorgfalt stellte er die Flasche zurück.
    »Ich sagte Rückzugspläne, Mr. Halliday. Ich meinte Rückzugspläne. Ich rede allerdings nicht von Ruhegeldern und Häuschen auf dem Land. Es ist der Rückzug von einem Schlachtfeld, auf dem er jahrelang erfolgreich gekämpft hat, und es ist keineswegs ein freiwilliger Schritt. Warum muß er sich plötzlich zurückziehen? Warum ist plötzlich jemand bereit, für seine Ermordung Rasmuk-Preise zu bezahlen? Die Antwort kann nur sein, daß er zu lange mitgekämpft hat, daß er sich zu viele Feinde geschaffen hat und daß es denen endlich gelungen ist, sich gegen ihn zusammenzuschließen. Wir können es nicht mit Gewißheit sagen. Uns betrifft nur, daß seine Zeit vorbei ist, daß er es weiß und daß er für sich und seine Familie die Garantie für eine dauerhafte Sicherheit sucht, wie sie ihm nur der Westen bieten kann. Als Gegenleistung bietet er uns etwas an, was für uns von militärischem Wert sein könnte. Oder auch nicht sein könnte. Das Angebot selbst verdient, falls es reell ist, gewiß unser Interesse. Auf jeden Fall muß sowohl das Angebot als auch die Fähigkeit seines Patrons, das zu liefern, was er anbietet, sorgfältig überprüft und bewertet werden.«
    »Wenn er so reich ist, wie man mir erzählt hat, dann müßte er sich doch eigentlich seine Sicherheit erkaufen können.«
    Er runzelte die Stirn. »In einer Festung mitten in einem südamerikanischen Dschungel? Er ist kein Kriegsverbrecher. Ist er überhaupt ein Verbrecher? Mir würde da die Antwort schwerfallen. Ist er ein größerer Verbrecher als jeder andere gerissene Geschäftsmann oder Glücksritter?«
    »Das FBI könnte dieser Ansicht sein. Für die italienische Polizei kann ich nicht sprechen.«
    Er lachte still vor sich hin. »Hören Sie schon auf, Mr. Halliday, so naiv können Sie doch nicht sein. In Ihrem Beruf müssen Sie schon eine Menge sehr reicher Aufsteiger kennengelernt

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