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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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haben, die es an Reichtum mit Zander aufnehmen können oder ihn gar übertreffen. Die neigen eigentlich immer zu der Ansicht, sie stünden ein wenig über dem Gesetz, finden Sie nicht? Zander ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Das Ungewöhnliche an ihm ist seine Verwundbarkeit. Nach allem was ich weiß, spielt das Familienleben für ihn eine große Rolle. Er hat dreimal geheiratet. Seine erste Frau ist gestorben, die zweite hat er im Algerienkrieg verloren. Beide hatten Kinder, an denen er sehr hängt. Er hat außerdem Kinder adoptiert. Seine dritte Frau, die zwei Kinder von ihm hat, ist mit diesen zur Zeit in Amerika, illegal und untergetaucht, wie Ihr alter Freund sagte. Sie sind untergetaucht, damit sie nicht als Geiseln genommen werden können. Er ist nun schon seit fünf Monaten auf der Flucht, seit dem Zeitpunkt, da Rasmuk den Kontrakt für seine Ermordung bekam. Glauben Sie, ein Mann wie er könnte eine solche Sachlage akzeptieren – Trennung von seiner Frau und den kleinen Kindern, das abgeschiedene Leben in sicheren Häusern, Zimmer in drittklassigen Hotels und als Gesellschaft nur Fitneßgeräte und Höhensonnen? Dieses Vorhaben, dieser Handel, den er aus der Ferne und durch geschickten Umgang mit alten Komplizen auf die Beine gestellt hat, ist sein Weg zurück in die Freiheit und zu seiner Familie. Oder zumindest glaubt er das. Das ist die Botschaft, die er mit seinem Vorschlag schickt. Sie fragen nach den Gefahren. Für ihn werden die nächsten paar Tage kritisch. Um das zu liefern, was er versprochen hat, muß er sich sehen lassen und ein paar Risiken eingehen. Jedenfalls hat er das so geplant. Er nahm natürlich an, daß Sie automatisch zusagen würden, wenn man Sie offiziell um Mithilfe bat.« Er zuckte mit den Achseln. »Da Sie sich dazu nicht in der Lage sehen …«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »Nein, Herr Schelm. Sie werden nicht erleben, daß ich wegen der Familie Zander in Tränen ausbreche. Wonach ich Sie fragte, war das mögliche Ausmaß der Gefahr für mich . Welche Risiken gehe ich dabei ein?«
    Er verharrte einen Moment, setzte sich dann wieder und trank einen Schluck Wasser. »Also gut«, sagte er, »ich will mein Bestes versuchen. Für die Rasmuk-Leute sind Sie nur in einer Hinsicht interessant: als einer, der hier ist, um den Mann aufzusuchen, für dessen Ermordung sie bezahlt werden. Sie haben keinen Anlaß, die offiziellen Gründe für Ihr Hiersein nicht zu glauben. Als professioneller Schriftsteller sind Sie auf Paciolis Kosten hierhergekommen, um Zander beim Schreiben eines Buches zu assistieren. Es ist natürlich naheliegend, daß sie versuchen werden, mit Ihrer Hilfe Zander zu finden. Miss Chihanis Job ist es, dafür zu sorgen, daß ihnen das nicht gelingt. Und Ihre Aufgabe für uns wäre es, die Verbindung zwischen Zander und meinen Leuten aufrechtzuerhalten; für ein paar kritische Tage, allenfalls eine Woche, wären Sie unser Verbindungsmann bei ihm und seinen Leuten. Natürlich würden Sie bemüht sein, im gegebenen Fall nicht in die Schußlinie zu geraten. Miss Chihani scheint eine sehr fähige Person. Wie hat sie heute abend ihre Aktionen hier Ihnen gegenüber gerechtfertigt?«
    »Sie wollte mich hier raushaben, bevor die feindliche Überwachung hundertprozentig funktioniert. So ähnlich drückte sie sich jedenfalls aus.«
    Er nickte. »Das hätte für ein erstes Zusammentreffen sehr gut klappen können, wenn Sie in Amerika so gut informiert worden wären, wie die das gehofft und erwartet haben. Dann würde Zander jetzt natürlich auch wissen, wie sein Vorschlag aufgenommen worden ist und ob seine ganzen Pläne zum Ziel führen werden.«
    »Wohingegen er nun bis morgen oder übermorgen warten muß.«
    Er sah mich scharf an. »Keine Scherze bitte, Mr. Halliday.«
    »Das war kein Scherz. Wenn es nicht allzu gefährlich ist, kann ich ebensogut die ganzen fünfzigtausend mitnehmen.«
    »Und es wird keinen Rückzieher geben?«
    »Im Moment rechne ich jedenfalls nicht damit. Aber ich würde immer noch gerne wissen, weshalb die CIA nicht direkt mit Zander verhandeln will.«
    »Ich weiß ja, daß Sie Ihrem alten CIA-Freund mißtrauen, aber was er Ihnen erzählt hat, das stimmte schon. Im Persischen Golf sind die Leute in diesen Tagen sehr empfindlich. Selbst die kleinen Potentanten haben sehr große Egos. Wenn Sie wüßten, wie groß die Zahl derer ist, die bei der Vorstellung, eine amerikanische Regierungsbehörde könnte sich Zanders Vorschlag auch nur anhören , toben

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