Mit diesem Ring
hinauf. Die Spannung wuchs. Es war ihre Hochzeitsnacht. Jedes normale Paar hätte sich darauf gefreut. Doch Jillian fürchtete den Moment, in dem sie sich ins Bett legte - allein.
Sie redete sich ein, dass es eine normale Nacht war.
Außerdem hatte sie schon einige Nächte mit Zach in diesem Gebäude verbracht. Da war er allerdings noch nicht ihr Ehemann gewesen.
Aus Anziehung war Liebe geworden. Sie dachte an alles, was Zach für sie getan hatte. Wie sollte sie ihn nicht lieben? Hätte er doch ähnlich für sie empfunden! Wäre sie nicht so armselig gewesen!
"Einen Penny für deine Gedanken."
Verblüfft stellte sie fest, dass sie schon vor der Wohnungstür angelangt waren. "Ach, ich habe gar nichts gedacht. Ich bin einfach müde."
"Es war ein anstrengender Tag", bestätigte er.
Drinnen stapelten sich die Kartons. Aufgerollte Teppiche lehnten an den Wänden. Zwischen den Möbeln standen die Trainingsgeräte. Trotzdem war es eine schöne Wohnung, viel besser als die dunkle Höhle, in der Zach gewohnt hatte. Jillian nahm sich vor, das Apartment so wohnlich wie nur möglich zu machen, bevor sie wieder ging.
Rechts von der Diele befand sich ein kleiner Essplatz, dahinter lag die Küche. Etwas weiter links gab es eine Nische mit einem Schrank, dessen Türen offen standen. Der
Schreibtisch davor blockierte teilweise die Diele.
"Wir könnten den Schreibtisch in den Schrank schieben", schlug Jillian vor. "Wenn man dann die Türen öffnet, kann man sich an den Schreibtisch setzen. Was hältst du davon?"
"Das ist eine gute Idee. Ein Büro im Schrank. Vielleicht bleibt noch Raum für einen Aktenschrank und einige Regale."
"Dann kannst du deine Trainingsgeräte im Essbereich aufbauen, und wenn wir den Fernseher an diese Wand stellen, kannst du beim Gewichtheben zusehen."
"Ausgezeichnet." Er überlegte. "Wolltest du nicht einen richtigen Esstisch?"
"Ach, doch nicht für zwei Monate", sagte sie locker, obwohl es weh tat.
"Richtig, das macht keinen Sinn."
"Wir können an der Theke zwischen Küche und
Wohnzimmer essen", fuhr sie fort. "Das heißt, wenn wir Hocker hätten."
"Darum könnte ich mich morgen kümmern."
"Mach dir keine Umstände", wehrte sie hastig ab. "Es ist nur für ..." Diesmal konnte sie es nicht aussprechen.
"Für zwei Monate, ja."
"Wahrscheinlich essen wir vor dem Fernseher", sagte sie eine Spur zu fröhlich.
Er nickte. "Das mache ich normalerweise so."
"Also, ich bin erledigt", sagte Jillian. "Ich lege mich hin."
"Ja, ich auch."
"Gute Nacht."
"Gute Nacht." Als Jillian zu ihrem Schlafzimmer ging, fügte er hinzu: "Schlaf morgen so lange du willst."
"Aber wir haben noch viel zu tun", widersprach sie.
"Dafür haben wir das ganze Wochenende. Es macht nichts, wenn du einmal spät aufstehst."
Das ganze Wochenende mit ihm allein. "Na gut. Brauchst du etwas, bevor ich mich hinlege?"
"Vielleicht ein Kopfkissen."
Sie holte ein Kissen vom Bett - seinem Bett - und reichte es ihm. "Noch etwas?"
"Nein. Eine Decke nehme ich mir aus dem Karton im Bad.
Alles andere kann bis morgen warten."
Jillian zog sich ins Zimmer zurück, schloss die Tür und war in ihrer Hochzeitsnacht allein.
Ereignisse der Vergangenheit, einige schon längst vergessen, tauchten während des unruhigen Schlafs auf. Jillian war wieder ein kleines Mädchen und spielte auf der Terrasse, während ihre Eltern kalte Limonade tranken, sich auf Liegestühlen sonnten und über die bevorstehende Woche sprachen. Die Lehrerin überreichte ihr in der dritten Klasse ein blaues Band, das sie für ein Aquarell gewonnen hatte. Glücklich und müde posierte sie für Fotos auf einer Geburtstagsfeier.
Andere Erinnerungen stellten sich ein. Die zwölfjährige Camille erklärte ihr hochnäsig, ihre geliebte Mutter wäre eine Ehebrecherin. Ihr Vater sagte, dass er mit Gerry unglücklich verheiratet war, als er sich in Jillians Mutter verliebte, die bei dieser Schilderung lautlos weinte. Gerry schwor, Jillians Eltern sollten dafür büßen, was sie ihr angetan hatten. Ein Polizist kam ins Haus ihrer Freundin Meredith und informierte sie, dass ihre Eltern im Golf von Mexiko verschollen waren. Sie würden nie mehr von dem Wochenendausflug zurückkehren.
Merediths Mutter bot ihr an, bei ihnen so lange zu bleiben, wie es nötig war. Doch das ging nicht. Meri teilte sich das behagliche Mittelklasse-Haus mit drei Schwestern und zwei Brüdern.
Camille holte sie, und Jillian erinnerte sich an ihre Erleichterung und Dankbarkeit. Gerry stand missbilligend
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