Mit diesem Ring
scherzte Brett.
"Wie kannst du bloß in diesen Schuhen gehen?" fragte Daniel und bestaunte Jillian.
"Offenbar sehr anmutig", bemerkte Sharon und musterte Zach gründlich. "Ich glaube, ich habe den falschen Bruder geheiratet."
Alle lachten, und der Kellner brachte Speisekarten. Fast anderthalb Stunden später sah Sharon auf die Uhr und erklärte, dass sie jetzt den Babysitter heimbringen mussten. Brett entschuldigte sich, weil sie an der Eröffnung nicht teilnehmen konnten. "An einem Wochenende wäre das anders gewesen", sagte er.
"Es wird noch mehr Ausstellungen geben", versicherte Zach.
Mary legte die Hände an den Leib. "Ich hätte heute ohnedies keinen Platz in einer Menschenmenge. Ich passe ja kaum noch in meine eigene Haut."
Nach einem herzlichen Abschied verließen sie gegen zehn Uhr das elegante Steakrestaurant. Um halb elf gab Zach es auf, einen näher gelegenen Parkplatz zu finden, und stellte das Cabrio vor Denises und Worlys Haus ab. Während sie zum Art Club gingen, griff Zach nach Jillians Hand, und sie zog sich nicht zurück.
Vor dem Gebäude angekommen, kämpften sie sich zwischen Gästen zum Türsteher vor. Mr. Considine müsste erst bestätigen, dass Jillian eine der Künstlerinnen war. Erst dann konnten sie eintreten.
Der Club selbst war teils in Art deco gehalten, teils in einen künstlichen Wald verwandelt worden. Eine Wand wurde von der Bar eingenommen. Rings um die geräumige Tanzfläche waren Baumstümpfe aus Beton angeordnet, auf denen die
Kunstgegenstände ausgestellt wurden. Sehr hohe Grünpflanzen wuchsen dazwischen. Es gab auch eine Bühne, auf der die Band in einer halben Stunde spielen sollte.
Mr. Considine führte Jillian und Zach herum. Zach staunte über die große Zahl der roten Verkauft-Schilder. Denise hatte ebenfalls ein Bild verkauft und war begeistert. Ihr wildes rotes Haar leuchtete im Scheinwerferlicht, und dank ihres
Temperaments übersah Zach beinahe das schlichte, hautenge schwarze Kleid, zu dem sie hohe schwarze Turnschuhe und unterschiedliche Strümpfe trug. Sie sah aus wie ein Stück Kohle mit Füßen am einen und rotem Seegras am anderen Ende.
Jillian hatte zu ihrer und seiner größten Freude auch einige Stücke verkauft, mehr als alle anderen, abgesehen von einem nervösen Mann mittleren Alters mit einem weißen
Pferdeschwanz. Seine Spezialität war es, Glas zu
phantasievollen, bunten Skulpturen zu formen.
Er und Jillian unterhielten sich soeben mit etlichen interessierten Gästen, als Camille mit einem Kamerateam eintraf. Ihr bodenlanges marineblaues Satinkleid wirkte übertrieben, und die perfekte Frisur und das Make-up verliehen ihr die Aura und die Wärme eines Mannequins.
Während Camille sich mit dem Mikrofon aufbaute und ihr Team die Scheinwerfer einschaltete, zog Zach sich rasch zurück und benutzte sein Handy. Er überzeugte sich davon, dass Camilles Bewacher sich vor dem Club aufhielt. Zach versprach, ihn zu informieren, sobald sie wieder ging, und beendete das Gespräch.
Camille gab ihren Kommentar zu der schicken und
experimentellen neuen Art Bar in Deep Ellum ab und ließ ihre Leute verschiedene Aufnahmen machen. Jillian stellte ihre Schwester dem Glaskünstler vor, doch Camille behandelte ihn so kühl, dass er sich rasch zurückzog. Zach fiel Camilles kämpferische Haltung auf, und er näherte sich den beiden, um Jillian notfalls beizustehen.
"Wie ist denn das Eheleben?" fragte Camille betont gelangweilt.
"Überraschend einfach", log Jillian. "Ich weiß jetzt, wieso mein Mann so wunderbar ist; Das kommt von seiner
phantastischen Familie."
Camille ging nicht darauf ein. "Du hättest mir wenigstens eine Einladung zu deiner Eröffnung verschaffen können."
"Aber, Camille", erwiderte Jillian, "wir haben doch gar keine Einladungen verschickt."
"Zur Eröffnung von Ausstellungen werden immer Leute eingeladen!"
Jillian schüttelte den Kopf. "Es ist doch der Grundgedanke der Art Bar, dass die Leute mühelos an Kunst herankommen, Worly drängte auf eine allgemein zugängliche Eröffnung, Und das Interesse war so überwältigend, dass Mr. Considine sich überzeugen ließ. Niemand musste eingeladen werden."
Camille war außer sich. "Dann hättest du mich wenigstens anrufen können."
"Ich hätte nicht gedacht, dass es dich interessiert", erwiderte Jillian. "Du warst von Anfang an dagegen."
Zach genoss die Szene. Er trat neben Jillian und legte den Arm um sie. "Sie hat die meisten ihrer Werke schon verkauft, und Considine selbst hat ihre
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