Mit dir an meiner Seite
grübeln konnte, begann ein Streichquartett mit dem »Hochzeitsmarsch«. Ronnie blickte über die Schulter zum Haus - wie alle Anwesenden. Ein hörbares Raunen ging durch die Menge, als Megan oben auf der Verandatreppe erschien und die Stufen hinunterschritt, um von ihrem Vater in Empfang genommen zu werden, der am Fuß der Treppe auf sie wartete. Ronnie fand, dass Megan die schönste Braut war, die sie je gesehen hatte.
Der Anblick von Wills Schwester fesselte sie so, dass ihr etwas anderes entging: Der ältere Herr neben ihr interessierte sich mehr für sie als für die Braut.
Die Zeremonie war sehr kultiviert und doch erstaunlich intim. Der Pastor las eine Stelle aus dem zweiten Brief des Paulus an die Korinther, und dann trugen Megan und Daniel das Gelöbnis vor, das sie gemeinsam verfasst hatten. Sie versprachen einander, geduldig zu sein, auch wenn sie versucht waren, ungeduldig zu werden, offen zu sein, auch wenn es einfacher wäre zu lügen, und mit ihren eigenen Worten brachten sie zum Ausdruck, dass wahre Treue sich erst im Laufe der Zeit beweisen musste. Dann tauschten sie die Ringe.
Ronnie fand es sehr angenehm, dass die Feierlichkeiten im Freien stattfanden. Dadurch wirkte das Ritual viel weniger konventionell als bei den Hochzeiten in der Kirche, zu denen sie schon eingeladen gewesen war.
Und Will hatte recht: Sie würde mit Megan bestimmt gut auskommen, das spürte sie. Wills Schwester schien die Situation ganz selbstverständlich zu genießen. Als ihr Vater sie den Gang entlangführte, zwinkerte sie ihren Freunden zu und blieb kurz stehen, um ihre Großmutter zu umarmen. Der Ringträger - ein winzig kleiner Junge, so niedlich in seinem Minifrack - scherte auf halber Strecke aus und krabbelte zu seiner Mutter auf den Schoß. Megan musste lachen, und schon fanden alle anderen es auch lustig.
Auch anschließend interessierte sich Megan nicht nur dafür, dass noch mehr veröffentlichungswürdige Hochzeitsfotos geschossen wurden. Sie unterhielt sich auch ganz entspannt mit den Gästen. Entweder war sie extrem selbstbewusst, dachte Ronnie, oder sie hatte keine Ahnung, welchen Stress sich ihre Mutter hinsichtlich der ganzen Details gemacht hatte. Selbst aus der Distanz glaubte Ronnie zu merken, dass längst nicht alles so lief, wie Susan es geplant hatte.
»Du schuldest mir einen Tanz«, hörte sie Will flüstern.
Sie schaute ihn an. Wie toll er aussah! »Ich finde nicht, dass das zu unserer Vereinbarung gehört«, erwiderte sie. »Du hast nur gesagt, ich soll zur Hochzeit kommen.«
»Wie bitte? Du möchtest nicht mit mir tanzen?«
»Ich höre keine Musik.«
»Ich meine natürlich später!«
»Ach so«, sagte Ronnie. »Naja, in dem Fall werde ich es mir noch einmal überlegen. Aber musst du nicht für die Hochzeitsfotos posieren?«
»Ich posiere schon seit Stunden. Jetzt brauche ich eine Pause.«
»Wenn du zu viel lächelst, strapaziert das deine Mundwinkel?«
»So ungefähr. Übrigens - ich soll dir sagen, dass du zum Essen für Tisch Nummer sechzehn eingeteilt bist, mit Scott, Ashley und Cassie.«
Oh, nein! »Super«, sagte sie.
Will musste lachen. »Es ist bestimmt nicht so schlimm, wie du denkst. Sie werden sich alle gut benehmen, glaub's mir. Sonst reißt meine Mutter ihnen nämlich den Kopf ab.«
Kichernd erwiderte Ronnie: »Okay. Und richte doch bitte deiner Mutter aus, dass sie das alles hervorragend vorbereitet hat.«
»Ich werde es ihr sagen.« Er konnte die Augen nicht von Ronnie nehmen - bis jemand seinen Namen rief. Sie drehten sich beide um. Es war Megan. Sie drohte schelmisch mit dem Zeigefinger, weil sich ihr Bruder heimlich aus dem Staub gemacht hatte. »Ich muss zurück«, flüsterte er.
»Aber beim Essen bin ich wieder bei dir. Und vergiss nicht - anschließend tanzen wir.«
»Ich muss dich warnen - mir tun jetzt schon die Füße weh.«
Willi legte die Hand aufs Herz. »Ich verspreche, dass ich mich nicht über dich lustig mache, wenn du humpelst.« »Ach, wie lieb von dir!«
Er beugte sich zu ihr und küsste sie. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie wunderschön du heute bist?«
Sie strahlte. Ach, seine Lippen fühlten sich so herrlich an auf ihrem Mund! »Ja, aber es ist schon mindestens zwanzig Minuten her. Hör zu - ich glaube, du musst jetzt wirklich gehen.«
Er gab ihr noch einen Kuss, dann eilte er zurück zu seiner Familie. Mit einem glücklichen Lächeln wandte sich Ronnie ab und stellte zu ihrer Verblüffung fest, dass der ältere Mann, für den
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