Mit dir an meiner Seite
viele Sommerlieben sich auf die Dauer bewährten. Sicher nicht viele. Und mit der Tiefe der Gefühle hatte das nichts zu tun. Die Menschen veränderten sich. Sie entwickelten neue Interessen. Ronnie brauchte ja nur in den Spiegel zu schauen, um die Wahrheit dieser Aussage bestätigt zu sehen.
Aber die Vorstellung, Will zu verlieren, erschien ihr unerträglich. Er war die Liebe ihres Lebens, sie würde ihn immer lieben, und als er sie jetzt küsste, fühlte sie sich ihm so nahe wie nie zuvor. Er drückte sie an sich, sie streichelte seine Schultern, seinen Rücken, spürte die Kraft seiner Arme. Sie wusste, dass er mehr wollte, als sie bisher zu geben bereit gewesen war, aber plötzlich wurde ihr klar, dass sie keine andere Wahl hatte. Es gab nur den Moment, und dieser Moment gehörte ihnen.
Als er es aussprach, klang er zögernd und drängend zugleich. »Möchtest du mit mir auf das Boot meines Vaters kommen?«
Ronnie fing an zu zittern. War sie bereit für das, was jetzt kam? Sie spürte ein unwiderstehliches Verlangen, weiter zu gehen. »Okay«, flüsterte sie.
Will drückte ihre Hand, und Ronnie hatte das Gefühl, dass er mindestens so aufgeregt war wie sie. Sie konnte natürlich immer noch einen Rückzieher machen, aber sie war fest entschlossen. Sie wollte, dass ihr erstes Mal bedeutungsvoll war, sie wollte es mit jemandem erleben, der ihr wirklich am Herzen lag.
Als sie sich auf dem Weg zum Boot machten, nahm sie ihre Umgebung nur diffus wahr. Die Luft kühlte ab, und aus dem Augenwinkel sah sie, dass viele Gäste zur Tanzfläche strebten. Weiter drüben stand Susan und sprach mit dem älteren Mann, der sie vorhin so intensiv beobachtet hatte, und abermals hatte sie das Gefühl, dass sie ihn von irgendwoher kannte.
»Na, das war aber eine niedliche Szene - ich wollte, ich hätte sie gefilmt«, sagte da eine spöttische Stimme.
Will zuckte zusammen. Die Stimme kam vom anderen Ende der Anlegestelle. Obwohl der Sprecher im Dunkeln blieb, wusste Ronnie genau, wer es war. Jetzt trat Marcus hinter einem Pfosten hervor und zündete einen Feuerball an.
»Ich meine es ernst, Dollarkönig. Du hast sie mit deinem Charme mühelos um den Finger gewickelt.« Er grinste. »Jedenfalls fast.«
Will machte einen Schritt auf ihn zu. »Verschwinde -und zwar sofort!«
Marcus ließ den Feuerball über seine Hand rollen. »Sonst? Was willst du tun - die Bullen alarmieren? Das würdest du nie machen. Ich weiß es.«
Wills Muskeln spannten sich an. Marcus hatte einen Nerv getroffen, das merkte Ronnie. Aber sie wusste nicht, warum.
»Das hier ist Privatbesitz«, entgegnete Will, doch er klang nicht überzeugend.
»Ich liebe diesen Stadtteil. Die Leute hier sind alle im Country Club, sie haben diesen Weg am Wasser entlang angelegt, der ein Grundstück mit dem anderen verbindet. Ich komme wahnsinnig gern hierher. Hier hat man eine erstklassige Aussicht.«
»Wir feiern die Hochzeit meiner Schwester«, zischte Will.
»Ich fand deine Schwester schon immer sehr hübsch«, sagte Marcus. »Ich habe sie sogar mal gefragt, ob sie mit mir ausgeht. Aber das Miststück hat mich abblitzen lassen. Kannst du dir so was vorstellen?« Er wartete nicht ab, ob Will etwas antwortete, sondern deutete auf die Festgäste. »Vorhin habe ich Scott gesehen, und er hat sich aufgeführt, als gäbe es in seinem Leben keinerlei Probleme. Da fragt man sich doch, ob er überhaupt ein Gewissen hat, oder? Andererseits, deines ist auch nicht ganz rein. Ich wette, du hast deiner Mommy noch nicht erzählt, dass dein kleines Flittchen hier vermutlich in den Knast wandert.«
Wills Körper war so angespannt wie eine Bogensehne.
»Ich wette, der Richter informiert sie gerade.«
Der nickte.
Plötzlich wusste Ronnie, wer der ältere Mann war, der ihr so bekannt vorgekommen war ... und jetzt sprach der Richter mit Susan!
Sie bekam keine Luft mehr.
Oh Gott...
In dem Moment ließ Will ihre Hand los und stürzte sich auf Marcus. Dieser warf ihm den Feuerball zu, sprang auf den Strandweg und rannte zum Zelt. Ronnie wusste, dass Will schneller war. Aber als Marcus über die Schulter schaute, sah sie etwas in seinem Gesicht, was ihr zeigte, dass er sich genau das von Will erhoffte - dass er ihn einholte.
Aber warum? Es dauerte keine halbe Sekunde, bis Ronnie begriff, was Marcus vorhatte. Er rannte zielstrebig zu den Seilen, die das Zelt stabilisierten ...
Ronnie lief ebenfalls los und schrie: »Bleib stehen, Will! Nicht -!« Aber es war zu spät.
Will prallte
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