Mit dir an meiner Seite
Ashley überzeugt haben, dass diese Drohung ernst gemeint war. Sie drehte sich wortlos um und verschwand im Schutz des Zeltes.
Später, an der Anlegestelle, war Ronnie richtig erleichtert, weil es ihr endlich gelungen war, Ashley zum Schweigen zu bringen. Aber das, was Wills Exfreundin gesagt hatte, ließ sie trotzdem nicht los. Sie hatte ja selbst keine Ahnung, wie es mit ihr und Will weitergehen sollte. In vierzehn Tagen brach Will auf, und sie fuhr in der darauffolgenden Woche zurück nach New York. So viel stand fest: Alles würde sich verändern.
Jetzt sahen sie sich jeden Tag, und das war ein wichtiger Bestandteil ihrer Beziehung. Später mussten sie telefonieren oder sich SMS schicken. Wie würde sich das anfühlen? Natürlich konnten sie auch skypen, mit Kamera, aber selbst das ersetzte nicht die Intensität, die sie im Moment erlebten.
Und was bedeutete das?
Das Fest war inzwischen in vollem Gange. Man hatte die Stühle von dem provisorischen Deck auf dem Pool entfernt, um eine Tanzfläche zu schaffen, und von ihrer Position an der Anlegestelle hatte Ronnie gesehen, dass Will zweimal mit dem sechsjährigen Blumenmädchen tanzte und einmal mit seiner Schwester, was ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Ein paar Minuten nach der Auseinandersetzung mit Ashley schnitten Megan und Daniel gemeinsam den Kuchen an. Dann begann die Band wieder zu spielen, und Tom tanzte mit Megan. Und als diese ihr Blumensträußchen in die Menge warf, ertönte ein fröhlicher Schrei - offenbar hatte eine junge Frau ihn gefangen.
»Ach, hier bist du«, rief Will und holte Ronnie aus ihren Träumen. »Ich habe dich überall gesucht. Es ist Zeit für unseren Tanz.«
Während er auf sie zukam, überlegte sich Ronnie, was die Mädchen am College später denken würden, wenn sie ihn sahen. Vermutlich das Gleiche wie sie: Wow!
Er sprang die letzten Stufen hinunter, aber Ronnie wandte sich ab. Es fiel ihr leichter, aufs Wasser zu blicken, als ihn anzuschauen.
Zum Glück kannte Will sie gut genug, um gleich zu merken, dass etwas nicht stimmte.
»Was ist los?«
Als sie nicht sofort antwortete, strich er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Sprich mit mir«, flüsterte er.
Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, doch dann erwiderte sie seinen Blick. »Was wird aus uns? Aus dir und mir?«
Will runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst.«
Sie lächelte melancholisch. »Doch, du verstehst mich sehr gut«, entgegnete sie. Und sie wusste, dass sie recht hatte. »Es wird nie wieder so sein wie jetzt.«
»Aber das heißt nicht, dass es vorbei ist.«
»Bei dir klingt das alles ganz einfach.«
»Es ist doch kein Problem, von Nashville nach New York zu kommen! Mit dem Flugzeug sind es - zwei Stunden? Ich muss ja nicht unbedingt zu Fuß gehen.«
»Und du kommst mich besuchen?« Ihre Stimme bebte.
»Auf jeden Fall. Und du hoffentlich mich in Nashville. Dann gehen wir zur Grand OU Opry.«
Obwohl Ronnie traurig war, musste sie lachen. Sie kannte natürlich die berühmte wöchentliche Radiosendung mit Countrymusik, die es seit 1925 gab und in der auch Elvis aufgetreten war.
Will schloss sie fest in die Arme. »Ich weiß nicht, warum dich das ausgerechnet jetzt so quält, aber du irrst dich - natürlich weiß ich auch, dass es nicht mehr so sein kann wie jetzt, aber vielleicht wird es in mancher Hinsicht sogar noch besser. Vergiss nicht - meine Schwester lebt in New York. Und ich habe nicht das ganze Jahr über Vorlesungen. Im Herbst und im Frühjahr habe ich je eine Woche Ferien, um Weihnachten herum ist ebenfalls frei. Und dann natürlich im Sommer. Aber, wie gesagt - es lohnt sich auch für ein Wochenende.«
Ronnie hätte gern gewusst, was seine Eltern von diesen Plänen hielten, aber sie schwieg.
»Bitte, sag mir doch, was los ist«, beharrte Will. »Möchtest du es nicht wenigstens versuchen?«
»Doch, natürlich möchte ich es versuchen.«
»Dann schaffen wir es auch, ich versprech's dir. Ich will so viel wie möglich mit dir zusammen sein, Ronnie. Du bist intelligent und lustig, und du bist ehrlich. Ich vertraue dir. Ich vertraue uns. Ja, ich gehe weg von hier, und du fährst wieder nach Hause. Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Nur weil ich zur Uni gehe, empfinde ich doch nicht anders! Ich liebe dich mehr, als ich je einen Menschen geliebt habe.«
Ronnie wusste, dass er es ernst meinte, aber eine quälende Stimme in ihrem Inneren fragte, wie
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