Mit dir an meiner Seite
wieder an ihren Vater. »Eine Sache möchte ich klarstellen, ein für alle Mal. Du kannst mich nicht die ganzen Ferien über behandeln wie ein kleines Mädchen! Ich bin achtzehn!«
»Aber erst am zwanzigsten August«, warf Jonah ein.
»Würdest du dich bitte raushalten?« Ronnie warf ihm einen warnenden Blick zu. »Das geht nur Dad und mich etwas an.«
Jonah runzelte die Stirn. »Aber du bist doch noch nicht achtzehn.«
»Das ist nicht der Punkt.«
»Ich habe gedacht, du hättest es vergessen.«
»Kannst du bitte mal eine Sekunde lang den Mund halten?« Ronnie vermochte ihren Ärger nicht mehr zu unterdrücken. Ihr Vater spielte die ganze Zeit weiter, ohne eine einzige falsche Note. »Was du gestern Abend gemacht hast, war ...« Ronnie unterbrach sich, weil sie das, was passiert war und was jetzt hier geschah, gar nicht richtig in Worte fassen konnte. »Ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Hast du das immer noch nicht verstanden? Du hast kein Recht mehr, mir vorzuschreiben, was ich tun soll. Das Recht hast du aufgegeben, als du weggegangen bist. Und jetzt hör mir gefälligst zu!«
Abrupt hörte ihr Vater auf zu spielen.
»Mir gefällt deine Masche nicht«, verkündete Ronnie.
»Welche Masche?« Er schien ehrlich verwirrt.
»Die Masche, die du hier abziehst. Dass du die ganze Zeit Klavier spielst, während ich mit dir rede. Auch wenn du unbedingt willst, dass ich spiele - das ist mir völlig egal, ich werde mich nie wieder an ein Klavier setzen. Und schon gar nicht für dich.« »Okay.«
Sie erwartete, dass noch mehr von ihm kommen würde, aber er schwieg.
»Ist das alles?«, fragte sie. »Sonst hast du nichts zu sagen?«
Er schien zu überlegen, was er sagen könnte. »Möchtest du frühstücken? Ich habe Speck gemacht.«
»Speck?«, wiederholte Ronnie. »Du hast Speck gemacht?«
»Au weia«, murmelte Jonah.
Steve schaute ihn fragend an.
»Sie ist doch Vegetarierin, Dad!«
»Stimmt das?«
Wieder antwortete Jonah an Ronnies Stelle. »Ja, seit drei Jahren. Aber sie ist sowieso manchmal komisch, deshalb passt es gut.«
Ronnie starrte die beiden verblüfft an. Wieso hatte das Gespräch plötzlich eine ganz andere Wendung genommen? Sie wollte über gestern Abend reden, nicht über Speck. »Ich sag dir eins«, setzte sie noch einmal an. »Wenn du noch einmal einen Polizisten losschickst, damit er mich nach Hause bringt, dann weigere ich mich nicht nur, Klavier zu spielen, sondern rede nie wieder mit dir. Und falls du mir nicht glaubst, dann kannst du's ja mal probieren. Ich habe drei Jahre lang kein Wort mit dir gewechselt, und mir ist in meinem ganzen Leben noch nie etwas so leichtgefallen wie das.«
Mit diesen Worten stampfte sie zurück in ihr Zimmer. Zwanzig Minuten später verließ sie frisch geduscht das Haus.
Als sie etwas mühselig durch den Sand trottete, dachte sie als Erstes, dass sie Shorts hätte anziehen sollen.
Es war jetzt schon heiß und die Luft extrem feucht. Am Strand lagen ziemlich viele Leute auf ihren Handtüchern, oder sie spielten in der Brandung. In der Nähe des Piers entdeckte sie ein paar Surfer, die mit ihren Brettern auf die perfekte Welle warteten.
Es war kein Jahrmarkt mehr. Die Fahrgeschäfte waren abgebaut worden, und die Buden hatte man offenbar bereits abtransportiert. Nur der Müll und die Essensreste lagen noch herum. Als Ronnie weiterging, kam sie durch das kleine Einkaufsviertel der Stadt. Keines der Geschäfte war geöffnet. War es noch zu früh? Aber in die meisten Läden hätte sie sowieso nie einen Fuß gesetzt - Strandboutiquen für Touristen, zwei Kleidergeschäfte, die sich auf Röcke und Blusen spezialisiert hatten, die ihre Mutter vielleicht anziehen würde, ein Burger King und ein McDonald's, die Ronnie beide aus Prinzip boykottierte.
Dann noch ein Hotel und fünf, sechs vornehmere Restaurants und Bars. Sonst nichts. Das einzig einigermaßen Interessante waren ein Surfshop und ein Musikgeschäft sowie ein altmodischer Diner, in dem man mit Freunden herumsitzen und sich unterhalten konnte - falls man Freunde hatte.
Sie ging zurück an den Strand und rannte die Düne hinunter. Inzwischen waren noch viel mehr Leute da als vorher. Es war ein herrlicher Tag, eine leichte Brise wehte, der Himmel war wolkenlos und tiefblau. Wenn Kayla hier wäre, würden sie sich vielleicht einfach in die Sonne legen, aber Kayla war nicht da, und Ronnie hatte nicht die geringste Absicht, allein im Badeanzug am Strand zu hocken.
Aber was
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