Mit dir an meiner Seite
mit und hängte ein paar Handtücher über die Vorhangstange, auch wenn Ronnie gar keine Verdunklung gebraucht hätte. Sie schlief sofort ein und wachte erst am Nachmittag wieder auf, völlig verschwitzt. Nach einer ausgedehnten lauwarmen Dusche ging sie in die Werkstatt, um ihrem Vater und Jonah zu sagen, was sie vorhatte. Ihr Dad erwähnte immer noch mit keinem Wort eine Strafe.
Es konnte natürlich sein, dass er ihr erst später Hausarrest gab, nachdem er mit dem Polizeibeamten oder mit Mom gesprochen hatte. Oder hatte er es tatsächlich ernst gemeint, als er sagte, er glaube an ihre Unschuld?
Das wäre der Wahnsinn!
Auf jeden Fall musste sie mit Blaze reden. Entschlossen machte sich Ronnie auf die Suche, schaute bei Blaze zu Hause nach und im Diner. Das Musikgeschäft betrat sie lieber nicht, sondern spähte nur durch die Fensterscheibe. Selbst dabei bekam sie Herzklopfen. Zum Glück wandte ihr der Geschäftsführer den Rücken zu. Blaze war nirgends zu sehen.
Danach begab sich Ronnie zum Pier und ließ ihren Blick über den Strand schweifen. Auch hier keine Blaze. Womöglich war sie zum Bower's Point gegangen. Marcus und seine Clique lungerten doch dauernd dort herum, oder? Aber allein wollte Ronnie nicht hingehen. Sie hatte nicht die geringste Lust, diesem Kerl zu begegnen, und in seiner Anwesenheit konnte sie ja sowieso nicht mit Blaze reden.
Sie überlegte schon, ob sie später wiederkehren sollte - doch genau in dem Moment sah sie Blaze ein Stück weiter entfernt aus den Dünen kommen. Schnell sauste Ronnie die Treppe zum Strand hinunter, um sie nur ja nicht aus den Augen zu verlieren. Falls Blaze merkte, dass sich Ronnie ihr näherte, ließ sie sich nichts anmerken. Sie setzte sich seelenruhig auf eine Düne und starrte hinaus aufs Meer.
»Du musst zur Polizei gehen und sagen, was du getan hast«, rief Ronnie ohne Einleitung.
»Ich habe doch gar nichts getan. Du bist diejenige, die erwischt wurde.«
Am liebsten hätte Ronnie sie geschüttelt. »Du hast die Schallplatten und die CDs in meine Tasche gesteckt!«
»Hab ich nicht.«
»Es waren die CDs, die du gehört hast!«
»Aber ich habe sie neben den Kopfhörern liegen lassen.« Blaze wich ihrem Blick konsequent aus.
Ronnie spürte, wie ihr Gesicht vor Wut zu glühen begann. »Ich meine es ernst, Blaze. Das ist mein Leben. Es kann sein, dass ich verurteilt werde, wegen Diebstahls. Und ich habe dir doch erzählt, was in Manhattan passiert ist.«
»Tja, Pech gehabt.«
Ronnie presste die Lippen fest aufeinander, um nicht zu explodieren. »Warum tust du mir das an?«
Blaze stand auf und klopfte sich den Sand aus den Jeans. »Ich tue dir überhaupt nichts an.« Ihre Stimme war kalt und ausdruckslos. »Und genau das habe ich heute Morgen auch der Polizei gesagt.«
Fassungslos starrte Ronnie ihr nach. Blaze schien selbst zu glauben, was sie da behauptete.
Ronnie ging zurück zum Pier.
Sie wollte nicht nach Hause. Wenn Dad mit Officer Pete sprach, erfuhr er ja sowieso, was Blaze ausgesagt hatte. Klar, vielleicht blieb ihr Vater auch dann noch ruhig -aber was war, wenn er ihr nicht mehr vertraute?
Warum verhielt sich Blaze so? Wegen Marcus? Entweder hatte er sie dazu überredet, weil er sauer war, nachdem Ronnie ihn hatte abblitzen lassen, oder Blaze glaubte allen Ernstes, dass sie ihr den Freund ausspannen wollte. Insgesamt neigte Ronnie eher zu der zweiten Theorie, aber letztlich war es gleichgültig. Welche Motivation auch immer hinter Blazes Verhalten stand - sie log und wollte Ronnies Leben zerstören.
Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen, aber ihr Magen war so verkrampft, dass sie gar keinen Hunger hatte. Sie setzte sich stattdessen auf den Pier, bis die Sonne unterging, und beobachtete, wie sich das Wasser verfärbte: von Blau zu Grau und schließlich zu Tiefschwarz. Dabei war sie nicht allein. Am Geländer standen mehrere Angler, aber Ronnie hatte den Eindruck, dass nichts anbeißen wollte. Vor einer Stunde war ein junges Pärchen gekommen, mit Sandwiches und einem Drachen. Ronnie hatte gleich gemerkt, wie zärtlich die beiden einander anschauten. Wahrscheinlich studierten sie am College - sie waren höchstens ein paar Jahre älter als Ronnie. Sie wirkten unbeschwert und schienen durch eine so selbstverständliche Zuneigung miteinander verbunden, wie sie selbst es in ihren Beziehungen noch nie erlebt hatte. Klar, Ronnie hatte schon ein paar Freunde gehabt, aber richtig verliebt war sie noch nie gewesen, und manchmal
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