Mit dir an meiner Seite
zu verstehen gegeben, dass sie Ronnie nicht leiden konnte - oder wie wenig es ihr passte, dass ihr Sohn sie mochte.
Normalerweise war es ihr völlig gleichgültig, was die Eltern ihrer Freunde von ihr hielten, und sie machte sich in der Regel auch keine Gedanken über ihre Kleidung. Aber jetzt hatte sie zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit das Gefühl, dass sie den Erwartungen nicht gerecht wurde, und das irritierte sie viel mehr, als sie gedacht hätte.
Als es draußen dunkel wurde und das Pokerspiel langsam zu Ende ging, fühlte sie Wills Blick auf sich ruhen. Sie lächelte ihm zu.
»Ich bin fast pleite«, sagte er und betastete seine Münzen.
»Ich auch.«
»Vielleicht können wir noch einen Strandspaziergang machen?«
Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Ja, ich würde sehr gern ein Stück spazieren gehen.«
Kapitel 20
Will
Der Strand erstreckte sich kilometerweit. Mit Wilmington war er durch die Brücke über den Intracoastal Waterway verbunden. Seit Wills Kindheit hatte sich vieles verändert - im Sommer war wesentlich mehr Verkehr als früher, die kleinen Bungalows wie der, in dem Ronnie wohnte, waren durch imposante Strandvillen ersetzt worden -, aber Will liebte den Strand nach wie vor. Vor allem bei Nacht. Als Kind war er immer mit dem Fahrrad hier entlanggefahren, in der Hoffnung, etwas Interessantes zu entdecken, und er war fast nie enttäuscht worden. Er hatte große Haie gesehen, kunstvolle Sandburgen, die jeden überregionalen Wettbewerb gewonnen hätten, und einmal hatte er sogar einen Wal bemerkt, der, keine fünfzig Meter vom Strand entfernt, hinter der Brandung im Wasser schwamm.
Heute Abend war alles menschenleer, und während er und Ronnie am Wasserrand barfuß durch die flachen Wellen wanderten, dachte er zum ersten Mal ganz deutlich: Sie ist das Mädchen, mit dem ich der Zukunft entgegengehen will.
Er wusste natürlich, dass er für solche Gedanken noch zu jung war, und in puncto Ehe machte er sich sowieso keine Illusionen, aber andererseits glaubte er ganz fest: Wenn er Ronnie in zehn Jahren kennengelernt hätte, wäre sie seine Frau fürs Leben. Scott würde das alles überhaupt nicht verstehen - er dachte nie weiter als bis zum nächsten Wochenende. Was übrigens für die meisten seiner Altersgenossen galt. Als würden ihre Gedanken in anderen Bahnen verlaufen als seine. Will interessierte sich nicht für One-Night-Stands, für ihn hatte es keinen Reiz, ein Mädchen rumzukriegen, nur um zu sehen, ob er es schaffte, er fand es auch nicht richtig, nur so lange charmant zu sein, bis er bekommen hatte, was er wollte, und sich dann ein neues Opfer zu suchen. So war er nicht. Und so wollte er auch nicht sein.
Wahrscheinlich hatte das viel mit seinen Eltern zu tun. Sie waren seit dreißig Jahren verheiratet. Am Anfang mussten sie ziemliche Strapazen überstehen, wie die meisten jungen Paare, aber im Lauf der Jahre hatten sie die Firma aufgebaut und eine Familie gegründet. Sie hatten sich immer geliebt, hatten gemeinsam ihre Erfolge gefeiert und sich in schweren Zeiten gegenseitig unterstützt. Sie waren beide nicht perfekt, aber Will wusste, dass seine Eltern ein Team waren, und diese Lektion hatte er verinnerlicht.
Man könnte natürlich denken, er sei zwei Jahre mit Ashley zusammen gewesen, weil sie reich und schön war, und es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, dass ihre Schönheit für ihn keine Rolle gespielt hatte. Aber ihr Aussehen war trotzdem weniger wichtig gewesen als die anderen Dinge, die er in ihr zu sehen glaubte. Ashley hatte ihm genauso aufmerksam zugehört wie er ihr. Er war davon überzeugt gewesen, dass er ihr alles sagen konnte und umgekehrt. Doch im Laufe der Zeit war er immer wieder enttäuscht worden, vor allem, als sie ihm unter Tränen gestand, sie habe bei einer Party mit einem Jungen vom hiesigen College herumgeknutscht. Danach war nichts mehr so wie vorher. Nicht, weil er Angst hatte, sie könnte es noch einmal tun - jeder Mensch machte Fehler, und im Grunde war es nicht viel mehr als ein Kuss gewesen -, aber irgendwie führte dieser Vorfall dazu, dass Will genauer wusste, was er von den Menschen, die ihm am nächsten standen, erwartete. Ihm fiel auf, wie Ashley andere Leute behandelte, und was er sah, gefiel ihm nicht besonders. Dann, dass sie ständig tratschte - am Anfang hatte ihn das nicht weiter gestört, er fand es harmlos, doch bald ging es ihm auf die Nerven. Oder dass er immer ewig warten musste, wenn sie sich abends vor dem
Weitere Kostenlose Bücher