Mit dir an meiner Seite
Weggehen fertig machte.
Er hatte ein schlechtes Gewissen, als er mit ihr Schluss machte. Aber er tröstete sich damit, dass er ja erst fünfzehn war, als er das erste Mal mit ihr ausging, und dass sie seine allererste Freundin war. Letzten Endes hatte er das Gefühl, gar keine andere Wahl zu haben. Er wusste jetzt, wer er war und was für ihn zählte, und Ashley entsprach nicht seinen Vorstellungen. Und es war sicher besser, die Beziehung zu beenden, bevor alles noch komplizierter wurde.
Seine Schwester Megan hatte in diesem Punkt viel Ähnlichkeit mit ihm. Sie war hübsch und intelligent, und schon oft hatte sie die Jungs, mit denen sie ausging, hoffnungslos eingeschüchtert. Lange war sie von einem Freund zum nächsten gegangen, aber nicht, weil sie eitel oder oberflächlich war. Als Will sie fragte, warum sie sich nicht festlegen könne, hatte sie ihm eine sehr direkte Antwort gegeben: »Es gibt Typen, die denken, sie wollen sich erst irgendwann in der Zukunft binden, und es gibt Typen, die sind bereit zu heiraten, sobald sie die Richtige treffen. Die erste Sorte langweilt mich, weil diese Männer eigentlich zu bedauern sind, und die zweite Sorte ist nicht leicht zu finden, ehrlich gesagt. Aber mich interessieren nur Männer, die es ernst meinen, und um den Richtigen zu finden, braucht man eben eine Weile. Ich meine - wenn die Beziehung nicht auf Dauer angelegt ist, warum soll ich dann überhaupt Zeit und Energie investieren?«
Ach ja, Megan. Will lächelte beim Gedanken an seine Schwester. Sie lebte nach ihren eigenen Regeln. Mit dieser Einstellung hatte sie in den letzten sechs Jahren Mom fast zur Verzweiflung getrieben, vor allem, weil sie die jungen Männer, die aus einer Familie stammten, mit der ihre Mutter einverstanden war, immer ziemlich schnell aussortierte. Aber Will fand, dass Megan alles richtig machte, und zum Glück hatte sie jetzt in New York endlich einen Mann kennengelernt, der alle ihre Kriterien erfüllte.
Es war komisch, aber Ronnie erinnerte ihn irgendwie an Megan. Sie war auch eine Außenseiterin, die selbstständig dachte und stur auf ihrer Unabhängigkeit beharrte. Wer von den Leuten, die er kannte, würde die ganze Nacht im Freien schlafen, um ein Schildkrötennest zu beschützen? Wer würde eine Schlägerei verhindern und nebenbei noch einem kleinen Jungen helfen? Wer las in seiner Freizeit Tolstoi?
Und welches Mädchen würde sich in Will verlieben, ohne etwas über seine Familie zu wissen? Hier in der Gegend war das gar nicht möglich.
Dieser Punkt war ihm wichtig, obwohl er es besser gefunden hätte, wenn es ihn nicht kümmern würde. Er liebte seinen Dad und seinen Familiennamen, er war stolz auf das Unternehmen, das sein Vater aufgebaut hatte. Er hatte auch nichts gegen die Privilegien einzuwenden, die dieses Leben mit sich brachte, aber - er wollte unbedingt er selbst sein. Die Leute sollten ihn als Will sehen, nicht nur als Will Blakelee. Und es gab niemanden auf der Welt, mit dem er über dieses Problem reden konnte, außer mit seiner Schwester. Er wohnte ja nicht in Los Angeles, wo man in jeder Schule die Kinder von irgendwelchen Promis antraf, und es war hier auch anders als in Andover, wo nahezu jeder eine Person im Bekanntenkreis hatte, die aus einer berühmten Familie kam. In einer Stadt wie Wrightsville war es für ihn gar nicht so einfach, und im Laufe der Zeit war Will mit Freundschaften immer vorsichtiger geworden. Er war bereit, mit allen zu reden, aber er hatte gelernt, sich mit einer unsichtbaren Mauer zu umgeben, bis er sicher sein konnte, dass es nichts mit seiner Familie zu tun hatte, wenn sich jemand für ihn interessierte. Bei Mädchen galt dieser Grundsatz natürlich doppelt. Und selbst wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass Ronnie keine Ahnung von seiner Familie hatte, wäre ihm das spätestens klar geworden, als er am frühen Abend den Wagen vor der Villa seiner Eltern parkte.
»Was denkst du gerade?«, hörte er sie fragen. Eine frische Brise wehte durch ihre Haare, und sie versuchte vergeblich, sie zu einem Pferdeschwanz zu bändigen. »Du bist so still.«
»Ich habe darüber nachgedacht, wie gut es mir bei euch gefallen hat.«
»In unserem kleinen Häuschen? Es ist ziemlich anders als die Villa, die du gewohnt bist.«
»Ich finde den Bungalow klasse«, sagte er. »Und deinen Dad und deinen Bruder auch. Obwohl Jonah mich beim Lügenpoker total abgezogen hat.«
»Er gewinnt jedes Mal. Frag mich nicht, wie er das macht. Schon als kleines
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