Mit dir, fuer immer
sonst hast du keine Chance", stellte Neil fest, als der nächste Sack zwischen ihnen auf der Erde landete. „Die Frau ist wirklich stark, wenn sie wütend ist."
„Ja, sie ist in Ordnung", bestätigte Rio.
5. KAPITEL
„Touristen", murmelte Rio, während er über die Weide zu seinem Haus ritt. „Paloma am Morgen, Touristen am Nachmittag." Ein Paar aus der Stadt mit zwei kleinen Kindern war unzureichend ausgerüstet zu einer Bergwanderung aufgebrochen, hatte sich prompt verirrt und eine Signalrakete in den blauen Himmel ge schossen. Mort Raznik hatte daraufhin einen Angriff Außerirdischer gemeldet.
Rio sattelte Frisco, holte die Wanderer vom Berg herunter und brachte sie zum nächsten Hotel. Danach half er Mrs. Mayfield, Rotwild aus ihrem Garten zu vertreiben, und holte für Link Wests Töchterchen die verängstigte Katze aus dem Kornsilo.
Jetzt war der Tag verstrichen.
Rio warf einen Blick zum Himmel. Er brauchte keine Uhr, um zu wissen, dass es bereits acht war. Womit Paloma den Abend ohne ihn verbrachte. Es war Freitagabend, und Neil hatte sie bestimmt in Mamie's Cafe eingeladen. Oder er hatte ihr angeboten, sie zur Hütte zu begleiten. Gegen Neils raffinierte Technik hatte Paloma in ihrer Unschuld keine Chance. Rio holte tief Luft und fragte sich, ob Neil gelernt hatte, einen linken Haken abzuwehren.
Ein Gewitter zog auf, als Rio sich seinem Zuhause, dem umgebauten Stall näherte. Blitze zuckten über den Himmel, während er abstieg, Frisco absattelte und frei laufen ließ. Rio dachte an die Wilderer, die er heute verhaftet hatte. Sie hatten eine Bärin getötet. Das verwaiste Junge hatte er zu Marcus Livingston gebracht, der mehr als ein junges Wildtier großgezogen hatte.
Regen hing in der Luft. Regenfrau, dachte Rio. Er hatte sein Herz der Frau geschenkt, in deren Haar Regentropfen glitzerten. Die Espen bogen sich unter dem Wind. Rio vermisste Paloma. Ohne sie stand ihm eine weitere lange Nacht bevor.
Mai-Ling wieherte in ihrer Box. Rio nahm ihr den Sattel ab.
Paloma hatte das Geschenk offenbar zurückgebracht, während er unterwegs gewesen war.
Und jetzt ließ sie sich vermutlich von Neil umgarnen.
Er blickte zu seinem leeren Zuhause und runzelte die Stirn, als er Licht hinter einem der Fenster entdeckte. Um drei Uhr morgens war er losgeritten. Wahrscheinlich hatte er vergessen, die Lampe auszuschalten.
Rio rieb sich den Arm, der brannte, wo ihn das Bärenjunge ge kratzt hatte. Marcus hatte die Wunden verbunden. Rio lächelte. Das Bärenjunge war ein Kämpfer wie Paloma und würde überleben. Er hängte sich die Satteltaschen über die Schulter und lief zum Haus, als das Gewitter mit voller Macht losbrach.
Paloma zog sich in die Dunkelheit zurück und presste sich gegen die Küchentheke, als Rio in die Küche stürmte und die Tür zuschlug. Er streifte seine Jacke ab und schlug den Stetson gegen die Chaps. Wassertropfen spritzten auf den Holzfußboden.
Rio war unrasiert und sah müde aus, als er das Hemd aufknöpfte und sich in den einzigen Sessel in dem riesigen, fast leeren umgebauten Stall fallen ließ.
Der Verband am Unterarm wies Blutflecken auf. Paloma mus ste sich zurückhalten, um nicht zu Rio zu laufen.
Als sie hergeritten war und sein Haus leer und unverschlossen vorgefunden hatte, hatte sie nicht widerstehen können, es sich anzusehen. Es roch nach Holz und Farbe. In einer Ecke, hinter glänzenden Holzpaneelen, waren eine Stereoanlage, ein Fernseher und ein Videorekorder verborgen. Auf dem Schreibtisch stand ein Computer, dahinter waren Bücherregale an der Wand befestigt. Glastüren führten auf die Terrasse.
Der aus Natursteinen gemauerte Kamin dominierte die Wand auf der anderen Seite des Raums.
Das Badezimmer im Erdgeschoss war groß, die Regale darin waren leer. Das Bad im geräumigen Dachboden war noch nicht fertig. Waschmaschine und Trockner waren neben dem Küchenbereich hinter Türen verborgen. Die Regale in der Vorratskammer neben der Küche waren ebenfalls leer. Eine hölzerne Treppe führte zum Dachboden hinauf, auf dem Werkzeug herumlag.
Paloma rührte sich nicht von der Stelle und konnte den Blick nicht von dem verletzten, müden Mann wenden.
Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte sie. Sie wollte nichts über das Leben des Mannes wissen, der bei Tag und Nacht ihre Gedanken beherrschte. Sie wollte nicht davon träumen, Rios leeres Haus in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Sie wollte sich nichts aus ihm machen. Sie vermutete, dass Boone ihr Vater gewesen
Weitere Kostenlose Bücher