Mit dir im Paradies auf Erden
schuldig“, unterbrach ihn Fleur.
„Das vielleicht nicht, doch ich hatte Mia versprochen, mich …“
„Sie hätten Mia gar nichts versprechen sollen“, fiel sie ihm erneut ins Wort. „Und es war falsch von Mia, Sie überhaupt um etwas in dieser Richtung zu bitten!“
Fleurs Wangen röteten sich vor Ärger über Mias Einmischung. Es war wirklich an der Zeit, den dringenden Telefonanruf zu erfinden und schnellstens abzureisen. Sie atmete tief durch und bemühte sich, betont ruhig zu sprechen.
„Wenn ich gewusst hätte, dass sich hier irgendjemand für mich verantwortlich fühlt, hätte ich die Einladung überhaupt nicht angenommen. Ich bin es gewöhnt, allein zu sein, und genieße es, denn ich richte mich nicht gern nach den Wünschen und Vorstellungen anderer.“ Mit blitzenden Augen sah sie ihn an. „Tun Sie mir einen Gefallen und verhalten sich, als wäre ich Luft!“
Unwillkürlich musste er lächeln. Am liebsten hätte er ihr Gesicht mit den Händen umschlossen und sie mitten auf den Mund geküsst. Gab es einen Menschen, der ausgerechnet Fleur Richardson wie Luft behandeln konnte? Selbst bei Pat, die stets etwas an Mias Freundinnen auszusetzen fand, hatte sie einen Stein im Brett.
„Ich werde mir Mühe geben“, antwortete er leichthin. „Doch vorher müssen Sie mir noch helfen, den Baum nach draußen zu bugsieren.“ Er zog seine Arbeitshandschuhe aus der Tasche und reichte sie ihr.
Mühelos hob er den Baum aus dem Ständer, und Fleur, die Hände gut geschützt, fasste die Spitze und dirigierte Sebastian mit seiner sperrigen Last durch die Halle ins Freie.
Pat öffnete das Küchenfenster. „Der Kaffee ist fertig“, rief sie ihnen zu.
Als Erstes ging Fleur zu Benson, der lang ausgestreckt neben dem warmen Herd lag. Sie bückte sich, um ihn zu kraulen. „Hat er seinen Spaziergang schon hinter sich und ist müde?“, fragend blickte sie zu Sebastian auf.
„Nein, er ist noch nicht draußen gewesen. Vorhin konnte ich ihn nicht dazu überreden, sein Kissen zu verlassen, und da ich gleich mit Frank verabredet bin, wird er wohl noch ein Weilchen warten müssen.“
„Darf ich mit ihm gehen? Ich bin auch noch nicht an der frischen Luft gewesen.“ Fleur war ganz begeistert. „Wo er gern läuft, weiß ich, Hauptsache, er kommt mit mir mit.“
„Es wird ihm eine Ehre sein, Sie begleiten zu dürfen, da bin ich mir ganz sicher.“ Lächelnd nahm Sebastian den Becher Kaffee entgegen, den Pat ihm reichte.
Nachdem die drei sich einige Minuten unterhalten hatten, schob Sebastian seinen Stuhl zurück. „Jetzt muss ich wirklich gehen.“ Er blickte zu Fleur. „Morgen Vormittag habe ich einen Termin in Truro. Möchten Sie mitkommen? Du bist natürlich auch eingeladen, Pat“, redete er schnell weiter. „Ich weiß doch, wie gern Frauen einen Schaufensterbummel machen.“
„Danke für das Angebot, Sebastian, aber ich möchte Mum im Moment nicht gern allein lassen. Doch Fleur wird von Truro begeistert sein, denn die Stadt hat mehr zu bieten als nur Geschäfte.“ Nachdenklich blickte Pat zwischen Sebastian und Fleur hin und her.
Bei Sebastian wusste man nie so recht, was er von einer Frau hielt, aber zwischen ihm und Fleur war etwas, das spürte sie ganz genau. Ein Grund mehr, die beiden nicht zu begleiten.
Sebastian besaß Herz und war ein Arbeitgeber, wie man sich ihn besser nicht wünschen konnte, er kam ganz nach seinen Eltern. Wenn er manchmal etwas arrogant wirkte, hatte das meist seinen Grund in seiner schnellen Auffassungsgabe und seinem untrüglichen Gespür für Recht und Unrecht. Frank vergötterte seinen Dienstherrn regelrecht, das wusste sie, und selbst seinen Sohn Martin, der immer etwas unstet gewesen war, hatte es wieder nach Pengarroth Hall zurückgezogen. Sebastian, der Martins tischlerisches Geschick schnell erkannt hatte, finanzierte ihm jetzt eine Fachschule für Holzfachwerker, die er neben seiner Arbeit auf dem Gut besuchte.
Und Fleur … Pats Meinung nach war sie für Sebastian genau die Richtige und so gar nicht wie die anderen Damen, die bisher mit großartigen Erwartungen hier angereist waren. Sie fügte sich in den Alltag von Pengarroth Hall ein, als sei sie dafür geboren, und schien mit der Einsamkeit in der herrlichen Natur nicht das geringste Problem zu haben. Außerdem, und das beeindruckte Pat besonders, stand sie nicht dauernd vor dem Spiegel.
„Und was ist mit Ihnen, Fleur? Ich habe einen Termin beim Steuerberater, doch die Zeit wird Ihnen nicht lang werden, das
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