Mit dir im Paradies auf Erden
Charme, der durch das Teegeschirr mit dem Rosenmuster auf einer weißen Spitzendecke noch unterstrichen wurde.
„Solche Einrichtung kenne ich eigentlich nur aus meinen alten Kinderbüchern.“ Bewundernd blickte Fleur sich um. „Alles ist so hübsch … so gemütlich.“
„Völlig veraltet, wollten Sie bestimmt sagen.“ Pat lachte gutmütig. „Aber Mum und mir gefällt es so.“
Beryl brühte den Tee auf und holte dann die Kuchenplatte aus der Küche. „Haben Sie schon jemals Kartoffelkuchen gegessen?“, erkundigte sich Beryl. „Ich meine den echten, für den wir hier in Cornwall berühmt sind.“
Fleur betrachtete den ziemlich flachen, runden Kuchen, dessen leicht gebräunte Oberfläche eingeschnitten und mit Zucker bestreut war. „Ich glaube nicht“, antwortete sie, während ihr bereits das Wasser im Mund zusammenlief. „Wie wird er gemacht?“
„Ganz einfach. Gekochte Kartoffeln, Zucker und Fett werden von Hand zu einem Teig verarbeitet. Dann kommen noch Rosinen dazu und das Ganze wird auf einem Blech zu einem runden Kuchen geformt, den man einritzt, sodass man ihn bei Tisch bequem aufschneiden kann. Nach einer Stunde Backzeit wird er warm serviert. Probieren Sie.“
Fleur kam der Aufforderung nach. Nie hätte sie gedacht, dass man aus Kartoffeln einen so köstlichen Kuchen zaubern konnte. Beryl freute sich über ihre unverhohlene Begeisterung und legte ihr nach. Die nächste halbe Stunde aßen die Frauen mit großem Appetit, unterhielten sich angeregt und tranken etliche Tassen Tee. Doch als Beryl Fleur dann auch noch zu den Safrankeksen überreden wollte, streikte sie.
„O Beryl, ich habe drei Stück Kuchen gegessen, ich bekomme wirklich keinen Bissen mehr runter.“
„Dann machen Sie eben eine kleine Pause“, riet Beryl. „Hier sind übrigens die Romane, von denen wir sprachen, ich habe sie für Sie herausgesucht.“
„Leider werde ich keine Zeit haben, sie zu lesen, Beryl. Ich muss nämlich leider schon morgen wieder abreisen.“ „Dann nehmen Sie die Bücher einfach mit und geben sie mir beim nächsten Besuch zurück.“
Statt zu sagen, dass es den niemals geben würde, wechselte Fleur das Thema. „Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, wie herzlich Sie mich aufgenommen haben“, begann sie. „Einen solchen Urlaub habe ich noch nie erlebt, jede einzelne Sekunde habe ich aus tiefstem Herzen genossen.“
Sie bückte sich nach ihrer Tasche und zog die in Seidenpapier gewickelte Flasche mit dem Sherry hervor, die Sebastian ihr aus dem Keller geholt hatte. „Dies ist ein kleines Dankeschön für Sie, Beryl – und bitte nicht alles auf einmal trinken.“
„Was für eine Überraschung! Vielen Dank, Fleur, das war wirklich nicht nötig. Sie sind ein ganz besonderer Gast gewesen, und ich habe mich sehr gern um Sie gekümmert. Ich habe zwar nicht viel getan, aber Pat war begeistert von Ihnen – von unserem Herrn und Meister ganz zu schweigen“, setzte sie hinzu und lächelte vieldeutig.
Fleur reagierte nicht auf die Anspielung und beschäftigte sich wieder mit ihrer Tasche. „Ich hoffe, Sie finden eine Verwendung dafür“, meinte sie und überreichte Pat ihr Geschenk.
Gespannt wickelte Pat es aus und hob die Gießkanne dann bewundernd hoch. „Was für ein schönes Stück!“ Sie schwieg einen Moment. „Natürlich werde ich meine Pflanzen damit gießen – und bei jedem Mal an Sie denken“, versprach sie.
Keine der Frauen wusste so recht etwas zu sagen, und Fleur überlegte bereits, sich zu verabschieden.
„Ihre Anwesenheit hat Sebastian sehr gutgetan, Fleur“, brach Pat schließlich das Schweigen. „So … entspannt haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen. Mum und ich meinen, das liegt an Ihnen. Er hat Sie offenbar sehr gern, und wir freuen uns, ihn wieder glücklich zu sehen – nach allem, was passiert ist.“
Fleur errötete, war jedoch neugierig geworden. „Was ist denn passiert?“, erkundigte sie sich.
„Das wissen sie nicht? Hat Mia Ihnen denn nichts erzählt?“
„Wovon?“
„Sebastian wollte eigentlich Mias Freundin Davina heiraten. Eigentlich ist Freundin nicht ganz der richtige Ausdruck, denn Mia kannte Davina erst ganz kurz. Jedenfalls stellte Mia sie in London Sebastian vor, und er verliebte sich Hals über Kopf in sie. Wir hatten noch nie eine seiner Freundinnen gesehen, obwohl er dem Gerede nach schon etliche gehabt hatte – er galt in seiner Jugend als ausgemachter Playboy. Jedenfalls herrschte allseits große Aufregung, als er Davina
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