Mit dir im Paradies auf Erden
hätte ihm das nichts genützt …
Am besten, er strich Fleur ein für alle Mal aus seinem Gedächtnis. Doch wie sollte er das nur anstellen?
9. KAPITEL
Zehn Tage später stand Fleur mit einem Eimer Farbe auf der Leiter und strich die Küchendecke.
Beim Großreinemachen war ihr die Idee gekommen, die Küche umzugestalten. Sie hatte ein neues Farbkonzept entwickelt, lindgrün und weiß. Die Wände waren bereits fertig, jetzt war die Decke an der Reihe, und die Lackarbeiten würden dann der letzte Arbeitsschritt sein.
Neue Vorhänge und Geschirrtücher hatte sie bereits gekauft, und Fleur überlegte sogar, ihr Porzellan zu erneuern, damit wirklich alles zusammenpasste. Die Aktion hatte ihr sehr viel Spaß gemacht, weil sie das starke Bedürfnis verspürt hatte, das neue Jahr mit etwas Neuem zu begrüßen.
Im Labor hatte man sie mit offenen Armen empfangen und ihr Komplimente wegen ihres strahlenden Aussehens gemacht. Einige Kollegen hatten sie sogar geneckt, sie sei richtig rundlich geworden. Das Leben ging wieder seinen gewohnten Gang, und Pengarroth Hall war nur noch eine Erinnerung.
Erinnerungen jedoch waren ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Fleur tauchte die Rolle in die Farbe. Was auch kommen mochte, die Zeit auf Pengarroth Hall würde sie niemals vergessen.
Besonders zu Sebastian kehrten ihre Gedanken ständig zurück. Glücklicherweise hatte sie seit dem Anruf nichts mehr von ihm gehört. Sie hoffte, mit der Zeit würde es ihr gelingen, ihn zu vergessen. Momentan schlief sie nämlich noch mit seinem Bild vor Augen ein – und wachte damit auf.
Doch es war nicht nur Sebastian. Fleur vermisste alles, das alte Haus und seine Atmosphäre, die unkomplizierte Freundschaft mit Pat und Beryl und die würzige Luft Cornwalls.
Unwillkürlich musste sie an das Zusammentreffen mit Rudy Malone denken und lächelte traurig. Sein folgenschwerer Besuch war der einzige Makel eines ansonsten perfekten Urlaubs. Doch was sollte sie sich noch weiter darüber den Kopf zerbrechen? Sie würde diesem unmöglichen Menschen niemals wieder begegnen.
Sie hatte gut die Hälfte der Decke gestrichen, als es plötzlich klingelte. Fleur zuckte erschrocken zusammen und hätte beinahe die Rolle fallen lassen. Wer konnte sie samstagabends um neun Uhr besuchen wollen, ohne sich vorher angemeldet zu haben?
Sie hängte die Rolle über den Eimerrand und stieg vorsichtig von der nicht ganz standfesten Leiter. Da klingelte es bereits wieder, zwei Mal schnell hintereinander.
„Okay, okay“, rief sie. „Ich komme ja schon.“
Auf dem Flur warf sie schnell einen Blick in den Spiegel und musste über sich selbst lachen. Wie sie aussah! Das Haar war mit einem verwaschenen Schal zurückgebunden, und sie versank fast in der alten und viel zu großen Gartenschürze ihres Vaters, in die sie sich gewickelt hatte, um sich vor Farbspritzern zu schützen. Das war ihr allerdings nicht völlig gelungen. Besonders Nase und Handrücken waren unübersehbar weiß gesprenkelt.
Bevor sie die Tür öffnete, sah sie durch den Spion und hatte das Gefühl zu träumen. Sebastian! Noch ganz benommen drückte sie die Klinke und stand ihm gegenüber. Er wirkte irgendwie bedrückt, sagte kein Wort, sondern musterte sie nur von oben bis unten. „Entschuldigung“, meinte er dann. „Offensichtlich bin ich zu einer unpassenden Zeit gekommen.“
Fleur versuchte, sich trotz der Überraschung wieder in den Griff zu bekommen. Wie konnte sie nur so unhöflich sein und ihn vor der Tür stehen lassen?
„Das macht nichts, komm doch bitte rein. Du musst nur mein Aussehen entschuldigen …“
Er kam ihrer Aufforderung nach, blieb aber im Flur erneut stehen, um sie zu betrachten. Fleur war das ausgesprochen peinlich, hatte sie doch gerade noch im Spiegel gesehen, wie unmöglich sie aussah.
Sebastian empfand das ganz anders. Auf ihn wirkte Fleur süß und verführerisch. Ihr achtlos zurückgebundenes Haar, der ausgefranste Schal, die kecken weißen Farbtupfer auf ihrer Haut … Am liebsten hätte er Fleur in die Arme gezogen und geküsst. Er brauchte sie nur zu sehen, und schon begehrte er sie, egal, ob sie sich sorgfältig zurechtgemacht hatte oder völlig ungeschminkt war. Ganz im Gegenteil, in diesem Aufzug gefiel sie ihm besser als bei jener Szene auf der Treppe von Pengarroth Hall, als sie wie ein perfekt gestyltes Model die Stufen hinuntergeschritten war.
„Ich frage gar nicht erst, wobei ich dich gestört habe“, brach er schließlich das Schweigen. „Dein
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