Mit dir im Paradies auf Erden
schon elf, ihre Mutter konnte das nicht mehr sein. Trotzdem griff sie nach dem Mobilteil und meldete sich verschlafen.
„Wunderbar, du bist also wohlbehalten in London angekommen“, sagte Sebastian am anderen Ende der Leitung. „Wie war die Fahrt?“
„Völlig ohne Probleme.“ Wie gut es tat, allein seine Stimme zu hören!
„Ich habe dich doch nicht etwa geweckt?“, erkundigte er sich besorgt.
„Nein – ich liege allerdings schon im Bett“, antwortete sie wahrheitsgemäß und malte sich aus, wie er allein am Kamin saß, ein Glas Rotwein oder Whisky in der Hand.
Und Sebastian stellte sich vor, wie Fleur in den Kissen lag, das Haar offen, die Schultern unbedeckt. Er räusperte sich.
„Ehrlich gesagt wusste ich, dass du gut angekommen bist, denn ich habe bereits mit Mia gesprochen“, erklärte er. Er hatte nur ihre Stimme hören wollen, doch das behielt er lieber für sich. „Trotzdem wollte ich mich noch einmal persönlich erkundigen.“
„Das ist lieb von dir, so kann ich mich wenigstens noch einmal abschließend bedanken, Sebastian. Die Tage auf Pengarroth Hall waren einfach idyllisch. Du bist um dein Erbe zu beneiden, und ich an deiner Stelle würde es kaum erwarten können, für immer dort zu leben.“
Er sah die Zukunft nicht so rosig, es fiel ihm schwer, sich von London, seinen Freunden und dem gesellschaftlichen Leben der Großstadt zu trennen. Auch würde sich dann kaum eine Gelegenheit bieten, Fleur zu treffen, um die seine Gedanken ständig kreisten.
„Dein Besuch war uns ein Vergnügen … Pat zieht ein langes Gesicht, weil du nicht mehr da bist.“ Er machte eine Pause. „Wenn du dich unbedingt bedanken willst, dann bei Mia, schließlich war es ihre Idee.“
Fleur schluckte. Hatte er sie so drastisch darauf hinweisen müssen, dass er nur seiner Schwester zuliebe der perfekte Gastgeber gewesen war? Sie biss sich auf die Lippe.
„Übrigens habe ich aus Versehen das Taschentuch mitgenommen, das du mir in Truro geliehen hast. Ich habe es vorhin beim Auspacken gefunden und werde es Mia mitgeben, wenn wir uns nächste Woche treffen.“
„Ja, ich erinnere mich … Aber das ist kein Problem, ich besitze wirklich genug Taschentücher.“
Keiner schien das Gespräch beenden zu wollen, und es entstand eine kleine Pause.
„Versprich mir eins, Fleur“, bat Sebastian schließlich eindringlich. „Lass dich von deinen Kollegen im Labor nicht ausnutzen. Du hast dich so gut erholt, und ich möchte nicht, dass zu viel Stress deine Gesundheit gefährdet.“
Fleur war gerührt. Es klang, als sei Sebastian ehrlich um ihr Wohl besorgt. „Versprochen“, antwortete sie sofort. „Ich werde keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen, meine Arbeit auf ein vernünftiges Maß reduzieren und nicht mehr ständig Überstunden machen.“
„Das will ich hoffen.“ Er erinnerte sich daran, wie müde, blass und abgespannt sie in Pengarroth Hall angekommen war. Bei der Abreise dagegen hatte sie blendend ausgesehen, die Wangen leicht gerötet und die Augen groß und leuchtend. Die Luft in Cornwall hatte ihr offensichtlich gutgetan.
Fleur unterdrückte ein Gähnen. „Ich glaube, ich brauche jetzt meinen Schlaf. Der Tag morgen wird ziemlich anstrengend werden.“ Das war nicht gelogen, wenn auch Sebastian die Aussage auf das Labor und nicht auf ihren Hausputz beziehen würde.
„Ja, ja, natürlich, ich will dich auch nicht weiter stören. In knapp zwei Wochen bin ich wieder in London … Ich treffe mich auch mit Mia … Vielleicht könnten wir ja zu dritt etwas unternehmen.“
„Ja, vielleicht.“ Sie lächelte. „Gute Nacht, Sebastian.“
Nachdem er aufgelegt hatte, blickte Sebastian verdrossen in die erloschene Glut des Kamins. Wie gern wäre er jetzt bei Fleur, würde neben ihr im Bett liegen, sie an sich ziehen und sie besitzen … Sein Herz klopfte wie wild, als er daran dachte, wie leidenschaftlich sie ihn geküsst hatte. Doch ihre Gefühle schienen nicht tief gegangen zu sein. Mit keinem Wort, keinem Blick, nicht der kleinsten Geste hatte sie ihm gezeigt, dass sie der Umarmung in jener Nacht auch nur die geringste Bedeutung zumaß.
Fleur mochte die Männer lediglich im Allgemeinen, an einen bestimmten wollte sie sich nicht binden. Sie zog es vor, schön, stolz und allein ihr Leben zu meistern.
Er stand auf und schob den Sessel unnötig heftig zurück. Er wusste nicht, ob er wirklich bereit war, eine Beziehung mit Fleur einzugehen. Und selbst wenn er sich seiner Sache sicher gewesen wäre,
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