Mit dir im Paradies auf Erden
Es war herrlich, die eigenen Vorstellungen ohne jede Diskussion verwirklichen zu dürfen. Mein Schlafzimmer gefällt mir am besten, es ist nicht nur der größte Raum, sondern hat auch die schönste Aussicht. Man blickt in einen kleinen Park und nicht gegen die Wand des gegenüberliegenden Hauses. Ich brauche einfach Grün um mich, und wenn es noch so wenig ist.“
Sebastian nickte. „Als ich vorhin ins Bad ging, stand die Tür offen, und ich habe einen Blick hineingeworfen. Es ist ein ausgesprochen schönes Zimmer.“ Er sah sie an, verschwieg jedoch, wie sehr ihn der Anblick des breiten Betts mit den vielen Kissen und der hübschen Wäsche erregt hatte. Er hätte kein Problem damit, auf der Stelle mit Fleur unter die Decke zu schlüpfen.
Fleur, die sich mittlerweile umgezogen hatte, sah hinreißend aus. Ihr graues Strickkleid umspielte sanft ihre Figur, und das lockige Haar fiel ihr offen und ungebändigt auf die Schultern.
Sebastian musste sich zusammenreißen, weil seine Fantasie mit ihm durchzugehen drohte. So wie er Fleur einschätzte, würde sie ihn bestimmt nicht einladen, die Nacht mit ihr zu verbringen.
„Ich glaube es wird höchste Zeit, mich zu verabschieden“, meinte er und stand widerstrebend auf. Fleur schenkte ihm jenen naiv-lasziven Augenaufschlag, den er schon öfters bei ihr bemerkt und der seine Wirkung bei ihm noch nie verfehlt hatte.
„Es ist schon fast halb eins“, antwortete sie. „Wenn du möchtest, kannst du gern hier übernachten.“
Hatte er richtig gehört? Er räusperte sich. „Ich weiß nicht … Meinen Wagen habe ich gleich um die Ecke geparkt, und länger als eine halbe Stunde brauche ich zu meiner Wohnung auch nicht …“
Fleur stand ebenfalls auf. „Ganz wie du möchtest. Aber nach der Arbeit, die du für mich geleistet hast, bin ich dir etwas schuldig. Sonntags gibt es bei mir übrigens immer Spiegelei mit Schinken zum Frühstück.“
In diesem Moment klingelte das Telefon. Fleur nahm sofort ab. Mia sprach so laut, dass auch Sebastian sofort wusste, wer am anderen Ende der Leitung war.
„Fleur! O Fleur, habe ich dich etwa aus dem Bett geholt?“
„Nein, Mia, ich bin noch auf. Was ist denn passiert?“
„Matt … Fleur, es ist alles aus, gerade eben ist er gegangen. Wir haben uns so schrecklich gestritten, das kannst du dir nicht vorstellen.“ Mia schluchzte. „Er ist aus der Wohnung gestürmt und hat die Tür hinter sich zugeschlagen, als sei ich eine gefährliche Bestie. Benimmt sich so ein erwachsener Mann? Arme Fleur, jetzt habe ich dich noch so spät gestört, aber ich konnte einfach nicht ins Bett gehen, ohne mit jemandem gesprochen zu haben. Warum passiert mir das immer wieder, Fleur? Ich finde bestimmt nie einen Mann – nie!“
Trotz der dramatischen Situation musste Fleur lächeln. Mia reagierte immer übersteigert, im Positiven wie im Negativen. Wahrscheinlich hatte sie nächste Woche um diese Zeit den Streit schon längst wieder vergessen, und Matt war wieder der Mann ihres Lebens. „Oje“, meinte sie daher gefasst. „Und ich hatte an Weihnachten den Eindruck, ihr würdet euch so gut verstehen.“
„Da hast du dich nicht getäuscht. Es lief alles so gut – aber ich muss immer wieder an deine Einstellung denken und dir recht geben, Fleur, Männer wollen wirklich alles allein bestimmen, nur ihre Vorstellungen zählen.“
Fleur hörte, wie Mia sich die Nase putzte, und nutzte die Gelegenheit, die Hand über das Mikrofon zu legen. „Soll ich ihr sagen, dass du hier bist?“, fragte sie Sebastian.
„Warum nicht?“ Er lächelte.
„Hier ist noch jemand, dem du vielleicht dein Herz ausschütten möchtest“, meinte sie, nachdem Mia sich einigermaßen beruhigt hatte. „Sebastian ist hier.“
„Sebastian?“ Mia schien ihren Ohren nicht zu trauen. „Der wollte doch erst nächste Woche nach London kommen! Was ist passiert?“
„Das erklärt er dir am besten selbst.“ Sie reichte den Hörer weiter.
„Hallo Schwesterherz, wo drückt der Schuh?“, erkundigte er sich, und Mia erzählte ihre Geschichte noch einmal von vorn, brach jedoch plötzlich mitten im Satz ab.
„Sebastian, weshalb bist du eigentlich bei Fleur? Was wird hier gespielt? Mir erzählt ja keiner etwas!“
„Es ist alles etwas kompliziert, und ich würde es dir lieber persönlich erzählen.“
Erstaunlicherweise hakte Mia nicht nach, sondern war sofort damit einverstanden. „Prima, dann komm doch morgen mit Fleur zum Mittagessen. Ein Sonntag allein ist die Hölle
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