Mit dir im Paradies auf Erden
mitgerechnet, hatte sie genau noch sechs Tage, bevor sie wieder zur Arbeit musste. Das würde reichen, die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Gleich morgen würde sie anfangen.
Sie packte gerade den Salat aus, den sie sich zum Abendessen aus einem Schnellrestaurant mitgebracht hatte, als das Telefon klingelte. Es war Mia.
„Wieso bist du zu Hause?“, fragte sie anstelle einer Begrüßung. „Du hast doch noch Urlaub!“
Fleur überlegte kurz. Mia gegenüber wollte sie nicht schwindeln, obwohl sie die Wahrheit etwas zurechtbiegen musste.
„O, Mia … Was für eine Überraschung! Woher wusstest du, dass ich zurück bin?“
„Ich habe mit Pat gesprochen. Man scheint ja im Labor nicht ohne dich zurechtzukommen. Wie ärgerlich!“
Fleur atmete einmal tief durch. „Mia … Meine Abreise hat überhaupt nichts mit meiner Arbeit zu tun. Ich dachte nur … Ich meine, ich hatte das Gefühl …“
„Fleur, hat Sebastian sich etwa unmöglich benommen?“
„Nein, nein, natürlich nicht“, wehrte Fleur energisch ab. „Ich wollte seine Gastfreundschaft nur nicht überstrapazieren. Er ist sehr beschäftigt, und ich befürchtete, ihm im Weg zu sein.“ Es war wirklich schwierig, die richtigen Worte zu finden. „Und für Pat war ich auch eine große Belastung, sie hat sich solche Mühe mit dem Kochen gegeben.“
Fleur strich sich über die Hüften. „Ich habe bestimmt zugenommen, und es war ein wunderbarer Urlaub. Ich möchte mich dafür bei dir noch einmal ganz herzlich bedanken, Mia.“
„Du bist einfach überempfindlich, Fleur. Pat hat nämlich ein Loblied nach dem anderen auf dich gesungen und war richtig traurig, weil du so früh abgereist bist. Aber jetzt erzähl, hat Sebastian dir etwas von der Gegend gezeigt? Wo seid ihr gewesen?“
„Sebastian war der vollendete Gastgeber“, begann Fleur und machte es sich auf ihrem Sofa bequem. Mia würde ohnehin nicht ruhen, bis sie auch die letzte Einzelheit erfahren hatte.
Schließlich verabredeten sich die beiden für nächste Woche. Zum Abschied bat Fleur eindringlich, Sebastian in dem Glauben zu lassen, sie sei allein wegen der Arbeit früher abgereist. „Das ist für alle Seiten das Beste …“, meinte sie.
Mia stimmte ihr zu, obwohl nichts sie davon abhalten würde, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Wenn Fleur den Eindruck bekommen hatte, Sebastian im Weg zu sein, musste es dazu einen konkreten Anlass gegeben haben, und den würde sie schon herausfinden. Fröhlich verabschiedete sie sich von ihrer Freundin.
Später, nachdem sie gegessen hatte und bereits im Pyjama war, rief Fleur dann ihre Eltern an. Ihr Vater meldete sich hocherfreut.
„Hallo, Fleur, schön von dir zu hören. Du machst ja wohl so richtig Urlaub! Wahrscheinlich wird es dir bereits langweilig, und du brennst darauf, endlich wieder zu deinen Versuchen zurückkehren zu dürfen. Wie bitte? Ja natürlich, Mum und mir geht es ausgezeichnet, so schön Boston auch war, ich ziehe den Alltag vor. Zu viel Müßiggang lässt den Geist träge werden.“
Fleur ließ ihn erzählen und warf lediglich ab und zu eine Bemerkung über ihre Erlebnisse in Cornwall ein. „Wo ist denn Mum?“, fragte sie schließlich.
„Bei Nachbarn, die ihr erstes Enkelkind zu Besuch haben.“ Fleur konnte sich genau vorstellen, wie er bei dieser Bemerkung verständnislos den Kopf schüttelte, weil er nicht begreifen konnte, was an einem Baby Interessantes sein sollte. „Ich sage ihr, sie soll dich zurückrufen. Ich hoffe, das neue Jahr wird uns allen den gewünschten Erfolg bescheren.“
Fleur stellte das Mobilteil auf die Station zurück und musste lächeln. Ihr Vater würde sich nie ändern – war das nicht auch gut so? Er war konsequent und hatte ein gutes Herz. Niemand war frei von Fehlern, und die ihres Vaters waren mit Sicherheit verzeihlich.
Da der Tag und die lange Fahrt sehr anstrengend gewesen waren, beschloss Fleur, ins Bett zu gehen. Sie kuschelte sich in ihre Decke und sah sich noch einmal im Zimmer um. Seltsamerweise fühlte sie sich fremd in ihrer eigenen Wohnung, während sie sich auf Pengarroth Hall vom ersten Augenblick an zu Hause gefühlt hatte. Ob Pat dort noch in der Küche stand oder ob sie schon wieder bei Beryl war?
Schläfrig drehte sie sich auf die Seite. Wie gut der Kartoffelkuchen geschmeckt hatte! Wie war doch gleich das Rezept? Mehl und Fett … Zucker … und …
Das Klingeln des Telefons schreckte sie aus dem Halbschlaf. Schnell richtete sie sich auf und blickte zur Uhr. Es war
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