Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
weitergehen sollte, war sie unter diesen Umständen doch einigermaßen stolz auf sich und ihre schnelle Reaktion. Sie kam sich vor wie eine der Heldinnen aus dem Kino, die mit dem Bösewicht kämpften und hinterher einen geistreichen, flapsigen Spruch losließen.
Sekunden später hörte sie draußen auf dem Flur Schritte. Dem Himmel sei Dank. Es kam Hilfe! Und das gerade noch rechtzeitig, denn sie fühlte, wie sich die nächste Wehe aufbaute. Sie glitt vom Rücken des Eindringlings und schlang vor Schmerz die Arme um ihren Leib.
»Danke. Ihnen!«, keuchte sie und atmete durch die Wehe. »Er. Eingebrochen. Versucht. Anzugreifen. Mich!«
Der Schmerz flaute langsam ab, und sie hob den Kopf, um zu sehen, wer zu ihrer Rettung gekommen war. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie ihn erkannte. Sanfte blaue Augen. Ein winziger Silberknopf in der linken Augenbraue. Kurzer, gepflegter Haarschnitt. Er war es, der junge Mann, der ihr zu Hilfe geeilt war, als sie aus dem Baum gefallen war. Vor drei Monaten. Der Typ, den sie unmittelbar nach Andys Tod zu verführen versucht hatte. Der Mann, den sie nie wiedersehen wollte, so sehr schämte sie sich für ihr Verhalten. Und jetzt stand er da in ihrem Wohnzimmer, in gestreifter Pyjamahose und T-Shirt, wippte wie ein Boxer auf Fersen und Fußspitzen und betrachtete die Szene, die sich ihm bot.
»Du mal wieder?«, flüsterte sie, doch er hörte sie trotzdem. Er hatte den Eindringling bereits gepackt und hielt ihn am Boden.
»Was zum Teufel hast du ihr getan?«, brüllte er, doch der Eindringling stöhnte nur kläglich. Der Mann aus der Etage unter ihr drehte sich um und sah Belinda an. »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte er sich. »Hat er dich verletzt? Du siehst aus, als hättest du Schmerzen.«
»Hm … sozusagen … aber daran ist er nicht schuld.«
Dem jungen Mitbewohner fiel die Kinnlade herunter. »Mist, du hast Wehen, stimmt’s?«
»Sieht ganz so aus.«
»Okay. Ist in Ordnung. Damit kommen wir klar.Wir rufen die Polizei an. Dann bringe ich den Kerl hier zu den Nachbarn gegenüber. Die können auf ihn aufpassen, bis die Bullen kommen. Moment, jetzt fällt mir ein, dass der Typ in 22 C Polizist ist. Den hole ich. Und dann bringe ich dich in die Klinik. Weißt du, wie weit es bei dir schon ist?«
Bevor sie noch antworten konnte, fand der Eindringling seine Sprache wieder. »Belinda!«, stöhnte er. »Ich bin es doch!«
Belinda schnappte nach Luft. Der Mann kannte ihren Namen! »Ich bin es. Shanks!«, rief er und hustete.
»Angenehm, Kumpel«, erwiderte Bazza, ohne seinen Griff zu lockern.
Aber Belinda hatte ihn gehört und erkannte ihren Fehler. Sie stand auf, wickelte das Badetuch fester um sich und knipste das Licht an, um genauer sehen zu können. »Shanks! Was zum Teufel machst du denn hier?«
»Stacey schickt mich. Ich war an der Reihe, auf dich aufzupassen«, erwiderte er mit erstickter Stimme vom Fußboden her.
»Ist in Ordnung. Du kannst ihn loslassen«, sagte Belinda hastig. Ihr Retter hielt Shanks noch immer auf den Fußboden gedrückt.
»Bist du sicher?«, fragte er skeptisch, lockerte den Griff, sodass sich Shanks zur Seite drehen und sich aufsetzen konnte. Shanks rieb sich das Kinn und jaulte auf vor Schmerz. »Okay, Kumpel. Du kennst sie also. Trotzdem möchte ich wissen, was du um drei Uhr morgens in ihrer Wohnung zu suchen hast. Ich erwarte eine Erklärung. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
Shanks bedachte ihn mit einem »Wer zum Teufel bist du denn?«-Blick, wandte sich dann aber an Belinda: »Nachdem du Stacey angerufen hattest, hat sie mich gebeten, nach dir zu sehen – offenbar hat sie ›gespürt‹, dass etwas nicht stimmt. Als ich ankam, habe ich geklopft. Aber du hast wegen der Musik im Badezimmer wohl nichts gehört. Ich habe Stacey angerufen und gesagt, es sei alles in Ordnung, du würdest ausruhen und deine Lieblings- CD von Angus und Julia Stone hören. Da ist sie durchgedreht und hat gesagt, das sei die CD , die du hören wolltest, wenn die Wehen einsetzen, und ich soll mir Zugang zu deiner Wohnung verschaffen und dich in die Klinik bringen. Ich hab geklopft und geklopft, aber es kam keine Antwort. Glaub mir, ich wollte nicht einbrechen, aber Stacey hat gesagt, wenn ich es nicht tue, ist es aus zwischen uns. Ich hatte keine andere Wahl. Aber so, wie du mir in die Weichteile getreten hast, kann ich vermutlich sowieso nur noch im Knabenchor singen. Mann, ich wusste, dass Andy eine toughe Freundin hatte, aber darauf war ich
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