Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
möchten. Liegt ganz bei Ihnen. Ich sehe mal im Kalender nach … Also gut. Geben Sie uns achtundvierzig Stunden Zeit. Dann können Sie bei einem meiner Kollegen hier anfangen.«
»Ausgezeichnet. Und wann kann ich solo springen?«
»Warten Sie doch erst mal ab, wie die erste Lektion verläuft. Entscheiden Sie sich dann. Das geht nicht von heute auf morgen. Sie müssen sich für die Fallschirmspringerlizenz anmelden. Und die kostet eine Menge Asche.« Der nachsichtige, herablassende Ton ihres Gegenübers machte sie wütend.
Evelyn atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und sagte dann gedehnt: »Ihr Name ist Chad? Also gut, Chad. Wie wär’s, wenn Sie aufhören, mich wie ein Kleinkind zu pampern, und einfach akzeptieren, dass ich diesen Sport regelmäßig auszuüben gedenke. Und Geld spielt keine Rolle. Ich werde mich also in der nächsten Zeit häufiger hier aufhalten. Sagen wir mal, ich brauche eine Art ›Ventil‹, okay? Und jetzt kommen Sie in die Gänge und regeln das Geschäftliche für mich. Ich möchte sofort anfangen.«
Chad schien ihrTon eher zu beeindrucken als zu ärgern. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass ihm der Ausdruck »pampern« nicht gerade geläufig war.
»Also gut. Wenn die Lady rocken möchte, soll sie ihren Willen haben! Füllen Sie diese Formulare aus, dann stellen wir Sie dem Ausbilder vor. Schätze, Bazza ist der perfekte Lehrer für Sie.« Er überreichte ihr einen Stapel Formulare und verschwand durch die Hintertür, vermutlich um »Bazza« von der verrückten Alten zu erzählen, die einen Sport erlernen wollte, der normalerweise jungen Leuten im Alter ihres Sohnes vorbehalten war.
James war schuld, dass sie sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. An diesem Morgen hatte er verkündet, Fallschirmspringen lernen zu wollen … alsTribut an Andy. Um 3 Uhr morgens am vergangenen Mittwoch war er bereits mit seinen Freunden surfen gewesen. Dabei hatten sie offenbar hinter der Brandung einen Kreis gebildet und über den Verlust seines Bruders meditiert.Als Nächstes hatte er ein zweitägiges Musikfestival besucht, wo ihm eine Kombination aus Punkrock, Hip-Hop und reichlich Alkohol angeblich geholfen hatte, sich seinem toten Zwillingsbruder nahe zu fühlen. Und jetzt schien er zu glauben, Skydiving sei der ultimative Schritt auf seiner lächerlichen spirituellen Reise.
»Ich denke, das wirst du nicht tun, James Matthew. Glaubst du wirklich, dass ich dir freiwillig erlaube, dein Leben zu riskieren, wo du die ganze Familie bist, die mir noch geblieben ist?«
»Beruhig dich mal für ’ne Minute, Mum. Skydiving ist eine sichere Sache.« Damit hatte er ihr beruhigend den Rücken getätschelt und hinzugefügt: »Außerdem tue ich das nur für Andy.«
Evelyn war wütend geworden. »Lass gefälligst diesen Blödsinn! Dein Bruder hat Surfen gehasst, hatte einen komplett anderen Musikgeschmack als du und hätte nie im Traum daran gedacht, sich ohne Not aus einem Flugzeug zu stürzen. Erwarte nicht von mir, dass ich dir diese sensationslüsternen Ausfälle als Hommage an deinen Bruder im Jenseits durchgehen lasse!«
»Mum, ich versuche nur, etwas zu finden, ein Ventil zu finden, um meinen Gefühlen Luft zu machen.« James musterte sie mitleidig, so als könne sie die Tiefe seiner Empfindungen nicht verstehen.
Du lieber Himmel! »Wie wär’s, wenn du Andys alten Kleiderschrank durchforstest? Da hast du die Nähe zu ihm, die du suchst.« Evelyn hatte James die Broschüre entrissen, die dieser in der Hand hielt, sich die Autoschlüssel vom Dielentisch gegriffen und war aus dem Haus gestürmt.
Sie war in den Wagen gestiegen und ziellos durch die Gegend gefahren, bis sie an einer Ampel die Broschüre vom Beifahrersitz genommen und gelesen hatte:
SkyChallenge
Lass die Welt hinter dir
und erlebe ein nie zuvor gekanntes Glücksgefühl!
Ich bin diejenige, die ihren Gefühlen Luft machen muss , hatte sie wütend gedacht. Ich bin diejenige, die wieder spüren muss, dass sie noch lebt!
Und da stand sie nun, behauptete unverfroren, diesen Wahnsinn als Sport ausüben zu wollen. Wie zum Teufel war sie nur auf diese Idee gekommen? Für einen Rückzieher war es allerdings eindeutig zu spät. Sie würde sich auf keinen Fall diesen aufgeblasenen Youngstern geschlagen geben, denen es wer weiß wie gelang, diese Firma in Schwung zu halten. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie die jungen Leute nie wiedersehen würde, sollte sie sich entscheiden, ihr Vorhaben aufzugeben und zu verschwinden. Ihr Stolz
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