Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
verbergen. Allerdings hatte sie keine Gelegenheit, weiter mit ihr darüber zu diskutieren. Von der Tür her sagte eine dunkle Männerstimme:
»Sieht so aus, als hättest du eine Neuigkeit für deinen alten Dad!«
Belinda lächelte, als sie den Blick hob und die groß gewachsene, vierschrötige Gestalt des Vaters im Türrahmen lehnen sah. Er wischte sich mit der einen Hand den Schweiß von der Stirn und wehrte mit der anderen eine hartnäckige Fliege ab, die ihn brummend umkreiste.
Nachdem der Vater und der Rest der Familie die Neuigkeit erfahren hatten, konnte sich Belinda endlich entspannen und die Zeit im Kreis ihrer Lieben genießen. Ihre Schwester Becky bestand darauf, sie auf der Farm herumzufahren, ihr die neuesten Änderungen zu zeigen, die sie vorgenommen hatte. Becky war vor kurzem achtzehn geworden, schien jedoch nicht die Absicht zu haben, es ihrer älteren Schwester gleichzutun und in die Stadt zu ziehen. Sie war das erste der Kinder, das bereitstand, eines Tages die Farm von den Eltern zu übernehmen. Belinda war stolz auf ihre kleine Schwester, als sie die Veränderungen und Verbesserungen begutachtete, die diese auf der Farm vorgenommen hatte.
Bei Einbruch der Dunkelheit kehrten sie zum Haus zurück. Belinda eilte ins Badezimmer, um sich vor dem Abendessen frisch zu machen. Als sie vor dem Waschbecken stand und das erhitzte Gesicht mit Wasser kühlte, kam ihr unwillkürlich eine noch gar nicht so lange zurückliegende Begebenheit in den Sinn. Sie setzte sich auf den Rand der Badewanne, schloss die Augen und gab sich dieser besonderen Erinnerung hin.
Belinda stand wieder an derselben Stelle vor dem Waschbecken und versuchte verzweifelt, ihr Haar zu bändigen, zupfte aufgeregt an ihrem Kleid, das einfach nicht richtig sitzen wollte. Dabei schminkte sie den Lippenstift ab, der am Vortag noch so gut ausgesehen hatte, ihr jetzt jedoch das Aussehen eines übertrieben geschminkten Clowns verlieh. In weniger als fünf Minuten sollte ihre Verlobungsparty beginnen, und sie hatte einen dieser Tage!
Sie wusste, Andy würde ungeduldig werden. Er wollte nach draußen unter die aufgespannte Markise und sich vergewissern, dass die Stühle aufgestellt waren, das Grillfeuer anzünden und sich, natürlich, um seine Mutter kümmern – die sich vermutlich schon beklagte, dass man sie inmitten all dieser »Landeier« allein gelassen hatte, wie sie Belindas Familie zu bezeichnen pflegte.
Belinda unternahm einen letzten Versuch, ihr Haar zu einem lockeren Knoten aufzustecken, und stöhnte frustriert, als sie sich im Spiegel sah. Die Frisur war schrecklich. In diesem Moment fiel ihr Blick auf eine Schere, die einladend auf der Ablage glitzerte.
He, warum eigentlich nicht?
Sie griff sich die Schere und begann an ihrem Haar herumzuschnippeln. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, war sie von dunklen Haarsträhnen auf dem Fußboden umgeben, und ein guterTeil der Locken, die ihr normalerweise über die Schultern fielen, fehlte in ihrem Spiegelbild.
Fuuuck! Was war nur in sie gefahren?
Belinda sank auf den Badewannenrand. Sie war wütend. Wütend auf sich selbst. Es war immer dasselbe. Erst ließ sie sich von ihrer Spontanität hinreißen, getragen von der Eingebung des Augenblicks, voller Mut und Selbstsicherheit – bis sie erkannte, dass der Einfall doch nicht so gut gewesen und es für eine Umkehr zu spät war.
Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als vor meiner eigenen Verlobungsfeier zu kneifen , dachte sie. Dann kamen die Tränen.
Eine Minute später klopfte es an der Tür. Zuerst ignorierte sie das Geräusch verlegen. Dann ertönte Andys Stimme: »Hey, Babe, wir sollten los. Sonst kommen wir wirklich zu spät!« Es folgte eine Pause und dann: »Babe? Babe? Bist du da drin?« Die Türklinke wurde heruntergedrückt. Belinda blickte auf und in Andys entsetztes Gesicht, als er das Badezimmer betrat. »Verdammt, was ist mit deinen Haaren los? Was hast du getan?«
»Nichts. Gar nichts. Mein Haar hat nicht gesessen. Ich wollte nur eine anständige Frisur hinkriegen.«
Er muss mich für verrückt halten.
»Aber deine schönen Haare! Warum hast du das gemacht?«
»Tut mir leid. Ich wollte das eigentlich gar nicht. Ich wollte nur einfach was unternehmen … Aber jetzt! Schau es dir an!«
Andy trat auf sie zu. Sie hätte es ihm kaum übel genommen, hätte er sie in diesem Moment für verrückt erklärt. Doch Andy setzte sich neben sie auf den Badewannenrand und legte den Arm um ihre Schultern.
»Keine Sorge. Ich
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