Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
gewesen, dass sie sich in der vergangenen Nacht übergeben hatte? Er beschloss, sich deshalb keine Sorgen zu machen. Auf eine einzelne nicht geschluckte Pille kam es sicher nicht an. Oder doch?
Jetzt allerdings schienen seine Zweifel berechtigt gewesen zu sein. Würde sie wütend auf ihn sein, weil er seine Befürchtungen verdrängt und ihr verschwiegen hatte? Aber warum sollte sie? Offensichtlich hatte sie sich deshalb ebenfalls keine grauen Haare wachsen lassen. Im Übrigen wollten sie heiraten, würden irgendwann sowieso Kinder bekommen. Weshalb also nicht schon jetzt? Die Vorstellung, jung Vater zu werden, gefiel ihm. Wenn seine Kinder alt genug waren, um Fußball zu spielen, war er noch fit genug, ihnen zu zeigen, was in ihm steckte. Und Angeln! Er würde eines Tages mit den Kindern angeln fahren. Ja, er hoffte inständig, dass Belinda wie er eine große Familie haben wollte. Einen Stall voller Kinder!
Schließlich konnte er sich von den rosaroten Fantasien von einer »Trapp-Familie« losreißen und sich auf die Gegenwart konzentrieren. Die Idee war brillant. Welchem Mann war es schon vergönnt, sein Mädchen auf diese Weise zu überraschen? Andys Plan für den Abend war simpel. Angekommen in der Wohnung wollte er ihr vorschlagen, die Füße hochzulegen und sich zu entspannen, während er das Abendessen zubereitete. Es sollte etwas ganz Besonderes sein – allerdings ohne alkoholische Getränke. Anschließend Magnum Mandel (ihr Lieblingseis) zum Nachtisch. Dann wollte er einen Schwangerschaftstest aus der Tasche ziehen, ihr überreichen, warten, bis sie begriffen hatte, was das bedeutete, und sie wahrscheinlich (und hoffentlich) so aufgeregt wurde wie er. Oh ja, und Blumen! Wie konnte er diesen in komplizierten Situationen unabdingbaren Trick nur vergessen? Er musste noch einen großen Rosenstrauß beschaffen. Das war Romantik pur.
Unter der Dusche dachte er daran zurück, wie er die erstaunliche Wirkung entdeckt hatte, die ein Blumenstrauß auf die Psyche eines Mädchens hatte. Es war in der achten Klasse gewesen. Er hatte am Rand des Pausenhofs darauf gewartet, in ein Fußballspiel eingreifen zu dürfen, das seine Kumpel angefangen hatten. Am Vortag hatte James das Unfassbare getan und ihn vor seiner Highschool-Flamme, Tania Stevens, lächerlich gemacht. Andy hatte sich daraufhin geschworen, die Schule nie wieder zu betreten. Eine Absicht, die bei seiner Mutter auf eisernen Widerstand gestoßen war. Andy hatte sich daher damit abgefunden, Tania die restliche Schulzeit über unter allen Umständen aus dem Weg gehen zu müssen. Und dann passierte es. Er beobachtete das Spiel auf dem Fußballfeld und wartete darauf, jeden Moment eingewechselt zu werden, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er roch ihren Duft, noch bevor er sich umdrehte und sie vor sich sah. Erdbeeren und Zimt! Seine Knie zitterten, und er musste tief Luft holen, bevor er ihr in die Augen sehen konnte. Was würde sie jetzt vor allen seinen Freunden zu ihm sagen?
»Du bist der süßeste Junge der Welt.«
Andy war perplex. War das ironisch gemeint?
Und dann passierte noch etwas. Sie beugte sich zu ihm vor … und gab ihm einen Kuss – einfach so. Der Kuss war in drei Sekunden vorüber, aber er hatte das Gefühl, als habe er ihre Lippen eine halbe Ewigkeit auf seiner Haut gespürt. Dabei flüsterte sie ihm ins Ohr: »Wenn du nur älter wärst! Ich würde bestimmt mit dir ausgehen!« Im nächsten Moment war sie fort, tauchte unter in einer Gruppe kichernder Freundinnen.
Die Jungs flippten aus. Aber das Beste war James’ Reaktion. Er war fassungslos und sichtbar angefressen angesichts derTatsache, dass sein Bruder ihn gerade beiTania ausgestochen hatte.Andy hatte seinen ersten Kuss bekommen – und zwar vor James. Später fand er heraus, dass seine Mutter lediglich einen Strauß Rosen fürTania in der Schule abgegeben hatte – zusammen mit einer Karte. Der Sinnspruch darauf wies auf Andy als den Überbringer der Rosen hin. Und allein die Tatsache, dass Tania vor den Augen ihrer Freundinnen Blumen erhalten hatte, schien Wunder zu wirken. Seit jenem Tag hatte sich Andy diese Geheimwaffe nach jedem Streit, bei besonderen Anlässen oder gelegentlich während jener schwierigen Monatstage zunutze gemacht, wenn ein Mädchen dringend Aufmunterung benötigte. Und irgendwie hatte es immer funktioniert.
Andy war geduscht und angezogen, noch bevor Belinda die Augen aufschlug.An diesem Tag begannen ihre Vorlesungen erst am späten Vormittag, und es
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