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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Moriarty
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deinem Schädel, Ando!
    Der zugedröhnte Junge reagierte äußerst ungnädig auf die Aktion des Kassierers. Mit einem Satz sprang er auf die Theke, ging dort in die Hocke und auf Augenhöhe des Kassierers. Ohne ihm die geringste Chance für eine Reaktion zu geben, schlug er ihm blitzschnell die Pistole aus der Hand und packte ihn an der Gurgel, als sich ein Schuss aus der Waffe des Kassierers löste, der reflexhaft abgedrückt haben musste. Der Kassierer zitterte wie Espenlaub. Andys Kopf schnellte hoch. War jemand getroffen? Seitlich von der Theke spritzte eisgekühlte Cola aus einem Loch im Automaten. Andy atmete auf. Hatte der Schuss den Jungen in die Flucht geschlagen?
    Irrtum. Der Kassierer hatte ihn nur noch wütender gemacht. »Du hast wirklich nix kapiert, Arschloch! Ich brauche Geld! Und du gibst es mir! Jetzt!«, brüllte er den hilflos schlotternden Kassierer an.
    Andy überlegte fieberhaft, wie viele Kunden sich außer ihm im Laden und damit in Gefahr befanden. Dort, wo er auf halber Höhe des Mittelgangs auf dem Boden lag, hatte er einen freien Blick auf die Kassentheke. Um ihn herum jedoch war niemand zu sehen. Wer war im Supermarkt gewesen, als er gekommen war? Wer lag sonst noch in panischer Angst auf dem Fußboden hinter den anderen Regalen?
    Wie als Antwort auf seine Frage ertönte ein neues Geräusch, das die Aufregung weiter anheizte. Ein Baby fing an, jämmerlich zu schreien. Dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen musste es erst wenige Wochen alt sein. Andys Mut sank, als ihm einfiel, dass er eine blutjunge Frau drüben bei den Gefrierschränken gesehen hatte. Sie hatte ein Baby, eingewickelt in eine blaue Decke, in einer der mittlerweile so modernen Babytragen vor den Bauch geschnallt. Vermutlich hatte es während der ganzen Aktion geschlafen und war erst durch den Schuss geweckt worden. Andy starrte auf den Schwangerschaftstest in seiner Hand. Er hatte die Packung aus dem Regal genommen, um die Gebrauchsanweisung zu lesen, und stellte sich unwillkürlich vor, Belle wäre mit ihrem Baby in der Trage hier. Großer Gott, das arme Mädchen.
    An weitere Kunden konnte er sich nur schemenhaft erinnern. Möglicherweise waren da noch zwei jüngere Männer in Businessanzügen. Und vermutlich mindestens eine andere Frau mittleren Alters. Automatisch fielen ihm die zahllosen Actionfilme ein, die er gesehen hatte. In fast all diesen Streifen hatte wenigstens ein Mann versucht, den Helden undWeltenretter zu spielen, und unweigerlich als Leiche geendet und damit alles nur noch verschlimmert. Gewöhnlich war es einer der Securityguards, ein Polizist außer Dienst oder ein Exmarine, der günstiger- und zufälligerweise mitten in das Drama geraten war. Zum Glück war ihm in diesem Supermarkt niemand aufgefallen, auf den eine solche Beschreibung gepasst hätte. Trotzdem schickte er ihnen für alle Fälle im Geiste eine Nachricht. Falls einer von euch auch nur daran denkt, den Helden zu spielen – lasst es um Himmels willen sein!
    Während Andy all diese Gedanken durch den Kopf gingen, waren nur Sekunden vergangen. Er konzentrierte sich wieder auf die Situation an der Kasse und beobachtete erleichtert, dass der Kassierer jeden Widerstand aufgegeben und die Kasse geöffnet hatte. Der völlig durchgedrehte Junkie begann gierig, mit der Hand Bargeld aus der Geldschublade zu schaufeln und sich in die Taschen zu stecken. Dabei wurde das Schreien des Babys aus dem übernächsten Gang immer lauter und penetranter. Die junge Mutter hatte offenbar Mühe, das Kind zu beruhigen. Der Junkie an der Kasse hielt kurz inne, schien das Babygeschrei zum ersten Mal bewusst wahrzunehmen. Er hielt sich mit den Händen die Ohren zu, ließ die Waffe dabei gefährlich an einem Zeigefinger baumeln und zischte wütend: »Stopft dem kleinen Scheißer gefälligst das Maul, sonst mach ich das!«
    Andy hörte ein Schluchzen und dann offenbar die Stimme der Mutter, die verzweifelt versuchte, ihr Baby zu beruhigen. Andys Herz klopfte zum Zerspringen. Komm schon, Arschloch, nimm das Geld und zieh endlich Leine!
    Das vollgedröhnte Bürschchen hockte noch immer auf der Theke. Plötzlich wirbelte der Junge herum, sprang auf und starrte auf das restliche Geld in seiner Hand. »Das reicht nicht«, sagte er zuerst leise. »Es reicht nicht!«, brüllte er unvermittelt aus vollem Hals. Sein Blick schweifte über den Verkaufsraum. Von seiner erhöhten Position aus hatte er einen guten Überblick. »Leert eure Taschen!«, befahl er. »Bargeld, Handys,

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