Mit dir ins große Glueck
gehörten ausschließlich ihr selbst und ihrer Tochter Micky, die ebenfalls schulfrei hatte.
Es war ein herrlicher Tag, so richtig zum Wohlfühlen. Melanie saß im Wohnzimmer, hatte die großen Glastüren zur Terrasse weit geöffnet und lauschte beglückt dem Gelächter ihrer kleinen Tochter, das von draußen zu ihr hereindrang. Dazwischen klang immer wieder das aufgeregte Bellen des zotteligen Riesenhundes Trevor, der bestimmt wieder einem Heuhüpfer nachjagte oder einer Hummel.
Es hätte alles so friedlich sein können, wenn Melanie nicht immer wieder an den Brand hätte denken müssen. Zwar waren alles Spuren schon so ziemlich beseitigt, auch die Versicherung schien sich gegen eine Schadensbegleichung nicht zu sträuben, und doch musste die junge Frau immer wieder an den Schatten denken, den sie in jener Nacht als den ihres geschiedenen Mannes erkannt hatte. Tief in ihrem Innern wusste sie genau, dass er der Urheber des Brandes war, doch sie wagte nicht, dies bei der Polizei zu Protokoll zu geben aus Angst vor dessen Rache.
"Trevor hat einen Schmetterling gefangen. Ich habe noch versucht, ihm das Tier aus dem Maul herauszuholen, aber er hat es nicht mehr hergegeben." Traurig betrat Micky das Wohnzimmer. "Kann ich mir auch einen Saft holen?"
Melanie blickte ihrer Tochter lächelnd entgegen. "Nimm aus meiner Flasche, dann musst du nicht extra in die Küche laufen", entschied sie. "Ich denke mir mal, du hast ordentlich mit Trevor geschimpft", fügte sie hinzu und beobachtete, wie der große zottelige Hund mit gesenktem Kopf zur Terrassentür hereinschlich. "Das sprichwörtliche schlechte Gewissen." Sie unterdrückte ein herzliches Lachen. "Du darfst ihm nicht böse sein, Micky", versuchte sie zu schlichten. "Trevor ist ein Hund, und der Schmetterling war für ihn ein Spielzeug. Es liegt an dir, ihn mit liebevoller Hand zu erziehen. Schimpfen allein genügt nicht."
"Und wie soll ich es sonst machen?"
"Du musst ihm zeigen, dass du traurig bist über das, was er getan hat. Unser Dicker ist klug genug, um das zu verstehen. Nicht wahr, Trevor?" Liebevoll tätschelte Melanie den massigen Kopf des Hundes und erntete dafür einen liebevollen, dankbaren Blick aus großen dunkelbraunen Augen.
In einem Zug hatte Micky ihr Glas geleert und leckte sich anschließend genüsslich die Lippen. "Deine Limonade ist immer noch die beste", stellte sie zufrieden fest. "Und wenn ich es mir genau überlege, hast du eigentlich recht. Trevor kann nichts dafür. Ich hätte besser aufpassen müssen." Sie griff nach dem zotteligen Fell des Hundes und zog ihn mit nach draußen. "Lass uns spielen, Trevor. Morgen soll es wieder regnen, da müssen wir heute noch die Sonne ausnützen."
Eine ganze Zeit lang blickte Melanie den beiden nach, bis sie sie nicht mehr sehen konnte, bis sie zwischen all dem Gesträuch verschwunden waren. Ihr Herz war voll Liebe für das Kind und den Hund, und eigentlich hätte sie unendlich glücklich sein können, wenn nicht diese drohenden Schatten über ihr geschwebt hätten. Sie griff nach einer Zeitung, um sich von den düsteren Gedanken ein wenig abzulenken. Doch gerade in diesem Moment läutete es an der Haustür. Melanie erhob sich seufzend.
Ein Mann, ihr zwar unbekannt aber nicht unsympathisch, stand draußen und blickte sie forschend an. "Sie wünschen?" fragte sie vorsichtig. Wieder griff die Angst nach ihr, die sie nicht definieren konnte. "Ich kaufe nichts an der Tür", versicherte sie hastig und bereute bereits, die Kette nicht vorsichtshalber vorgelegt zu haben."
"Mein Name ist Gerd Wollbach stellte der Mann sich vor und deutete eine leichte Verbeugung mit dem Kopf an. Sie haben inseriert, dass Sie einen Gärtner suchen für Ihre Anlagen."
Die Erleichterung, die sie in diesem Augenblick empfand, stand Melanie ins Gesicht geschrieben. "Sie sind Gärtner?" fragte sie überrascht. "Sie sehen aber gar nicht so aus."
"Das heißt dann, dass die Stelle noch nicht vergeben ist?"
"Ist sie nicht." Die Frau trat zur Seite, um den Mann einzulassen. "Ich weiß zwar noch nicht, ob ich Sie nehmen kann", wieder traf ihn ein musternder Blick, "doch wir können uns einmal darüber unterhalten. Nehmen Sie doch bitte Platz", bat sie, als sie das Wohnzimmer erreicht hatten."
Unauffällig schaute Gerd sich um. Der Raum war äußerst geschmackvoll eingerichtet, hell und freundlich, und doch lag unübersehbar ein gewisser Ernst in der Atmosphäre,
Weitere Kostenlose Bücher