Mit dir ins große Glueck
zu werden. Doch der Weg bis dahin war für einen bequemen Menschen wie Gerd Wollbach wohl doch ziemlich weit.
"Und nun in den Garten", entschied die junge Frau und deutete mit einem Blick an, dass Gerd ihr folgen sollte. "Das ist Ihr eigentliches Aufgabenfeld. Ich hoffe nur, Sie erschrecken jetzt nicht, wenn Sie das Durcheinander sehen. Seit über einem Jahr hat niemand mehr etwas im Garten gearbeitet. Früher, als mein Bruder noch lebte und ich eigentlich nur Hausfrau war, pflegte ich all die Bäume und Sträucher, und einige Zeit lang hatte ich sogar viele Gemüsebeete. Irgendwie musste ich mich ja beschäftigen", fügte sie mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu. "Heute jedoch ist alles verwildert und verkommen. Sie werden eine Menge Arbeit hineinstecken müssen, wenn Sie dem Ganzen ein annehmbares Gesicht geben wollen."
"Daran soll es nicht liegen", antwortete Gerd und blickte sich interessiert um. "Eine Pracht ist das", stellte er immer wieder staunend fest. "Ich habe den Plan, wie ich alles gestalten möchte, schon fast fix und fertig im Kopf .“Sie lassen mir doch freie Hand, oder?"
"Nur zu gern", sagte Melanie lachend. "Hauptsache, es sieht alles wieder anständig aus, und ich brauche mich nicht mehr zu schämen. Walter soll nicht denken, dass..." Sie biss sich auf die Lippen. Da war es wieder, das Schreckgespenst, das ihr den Tag zur Qual und die Nächte zur Hölle machte.
"Walter war Ihr Mann?" half Gerd vorsichtig nach. "Ist er tot?"
"Für mich schon", gab die Frau mit harter Stimme zu. "Ich weiß selbst nicht, weshalb ich ihn ausgerechnet jetzt erwähnt habe. Ich bin geschieden", fügte sie als Erklärung hinzu, "und ich habe diesen Schritt noch keinen Augenblick bereut."
"Dann haben Sie sicher viel mitgemacht während Ihrer Ehe. Sie brauchen mir nicht zu antworten", versicherte er hastig, weil er merkte, dass ihr Gesicht sich verschloss. "Es war lediglich eine Feststellung. Gibt es hier irgendwo so eine Art Geräteschuppen, oder wo haben Sie die Werkzeuge versteckt?"
Melanie brauchte noch eine Weile, bis sie in die Wirklichkeit zurückfand und den düsteren Gedanken an ihren geschiedenen Mann abschütteln konnte. Dort drüben, hinter der Brombeerhecke ist der Schuppen für die Geräte. Ich denke, Sie werden dort alles finden, was Sie brauchen. Und wenn nicht, dann sagen Sie es mir ruhig. Daran soll es gewiss nicht fehlen. Vielleicht wäre es ganz günstig, wenn Sie als erstes alles inspizieren würden und mir dann eine Aufstellung machen, was fehlt. Ich werden Ihnen dann Geld geben, damit Sie alles Nötige einkaufen können."
"Eine ausgezeichnete Idee. Dann kann ich also morgen anfangen?"
Gerade wollte Melanie zustimmen, da kam Micky angelaufen. Mit funkelnden Augen betrachtete sie den Fremden. "Hallo", grüßte sie freundlich und streckte ihm die Hand hin.
"Micky, du kannst Herrn Wollbach doch nicht so eine schmutzige Hand geben", tadelte Melanie verlegen.
"Entschuldigung." Das Mädchen versuchte, sich die Hände an der Hose abzuwischen, was jedoch nicht gelang. Die Flecken blieben.
"Das macht nichts, Micky", versicherte Gerd lächelnd, ergriff die Hand des Mädchens und hielt sie fest in der seinen. "Da ich ab sofort in eurem Garten arbeite, werde ich bald genauso aussehen wie du. Ich hoffe, wir werden gute Freunde."
"An mir soll's nicht liegen", versicherte die Neunjährige und strahlte den Mann an. "Mögen Sie Hunde?"
"Und wie! Ich wollte selbst immer einen, doch meine Eltern haben es nie erlaubt. Dann musste ich arbeiten gehen und bezog eine kleine Wohnung in der Stadt. Für einen Hund habe ich leider keinen Platz. Doch später einmal, spätestens wenn ich in Rente bin, werde ich mir auch einen anschaffen. Vielleicht sogar einen so großen wie du hast." Er streckte die Hand nach Trevor aus, und der Hund wedelte freudig mit dem Schwanz. Er machte die Augen zu, als Gerd ihn am Kopf streichelte. Offensichtlich hatte er sofort Vertrauen zu dem Fremden gefasst, was Melanie als gutes Zeichen wertete.
"Und wann kommen Sie wieder?" fragte Micky, der der Fremde offensichtlich ebenfalls ausgezeichnet gefiel. "Sie spielen dann mit mir, ok? Ich bin nachmittags immer so allein, wenn Mami arbeitet."
Gerd tippte Micky mit dem Zeigefinger an die Nase. "Gleich morgen Abend, wenn es dir recht ist. Das heißt...", er zögerte einen Moment, denn offensichtlich wollte er etwas sagen und traute sich nicht so recht.
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