Mit dir ins Unglück? Jederzeit! (SANDRINE) (German Edition)
fast, als sie den Nachnamen der Frau hörte. Er war absolut passend für jemanden, dessen Lieb li ngsfarbe ganz offensichtlich Lila war! Tante Loretta hieß nicht nur PurpIe, sie sah auch so aus. Sie trug ein seidenes Ensemble in dieser Farbe, das mit gelben Tupfen übersät war.
In Tiffany stieg unwillkürlich die Frage auf, ob Tante Loretta den Stoff passend zu der Fassade ihrer Katzenpension gewählt oder ob sie diese passend zum Kleid gestrichen hatte.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss PurpIe“, sagte Tiffany artig, während sie krampfhaft ein Lachen unterdrück te. „Josh hat mir schon von Ihnen erzählt.“
Tante Loretta zog ihre ringgeschmückte Hand zurück. Ihre kleinen wasserblauen Augen, die tief in faltigen Tränensäcken eingebettet waren, huschten mit scharfem Blick über Tiffanys Erscheinung.
„Taylor's Dog Trainig School, so so“, nickte die ältere Frau. „Davon habe ich gehört. Allerdings hätte ich mir vorgestellt, dass dort manierlichere Hunde herangezogen werden als die ser Wüstling, den Sie mitgebracht haben“, fügte sie mit einem missbilligenden Naserümpfen hinzu.
„Sag nichts Schlechtes über Kokanee, Tante Loretta“, warf Josh ein. „Er ist der Champion vom Tucson Frisbee Contest, bei dem Cooper nur auf den zweiten Platz kam.“
Tante Lorettas dünne, lila geschminkte Lippen formten sich zu einem erstaunten: „Oh!“
„Tatsächlich?“, sagte sie mit plötzli chem Interesse. „Nun, dann will ich natürlich nichts gesagt haben und ein Auge zudrücken. Aber deswegen müsst ihr mir Sokrates trotzdem vom Baum holen, Kinder. Hört ihr nicht, wie das arme Tier schreit?“
Jetzt hörte Tiffany es auch. Sokrates war also eine Katze, und Kokanee schien sie auf den Baum gejagt zu haben. Tif fany warf einen hilfesuchenden Blick auf Josh, der das Tier bereits mit den albernsten Schmeicheleien herunterzulocken versuchte.
Und dann entdeckte Tiffany Sokrates ganz oben in der Baumkrone. Vor Verblüffung blieb ihr die Spucke weg. Das durfte doch nicht wahr sein! Ein lila Angorakater starrte mit bernsteinfarbenen Augen, die etwas seltsam in seinem gefärb ten Fell wirkten, feindselig zu ihr herunter.
„Eine lila Katze!“, entfuhr es Tiffany entgeistert. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine lila Katze gesehen!“
„Sieht er nicht schick aus?“, bemerkte Loretta PurpIe stolz. „Ich habe noch mehreren von meinen Langhaarkatzen das Fell gefärbt. Pink, apricot, grün und hellblau. Damit hatte ich auf der Ausstellung in San Francisco großen Erfolg. Nächste Woche gehe ich mit ihnen auf die Parade nach Las Vegas, die wird auch im Fernsehen übertragen.“ Sie wandte sich aufge regt an ihren Neffen. „Vergiss nicht, die Übertragung auf Video für mich aufzunehmen, hörst du?“
„Nein, ich vergesse es gewiss nicht, Tante Loretta“, beru higte Josh sie, dann schickte er sich an, auf den Apfelbaum zu klettern.
„Warum kommt Sokrates nicht von allein herunter?“, wun derte Tiffany sich. „Katzen sind doch Kletterkünstler.“
„Farmkatzen, die den ganzen Tag hinter Mäusen her sind, ja“, sagte Tante Loretta abfällig. „Meine Katzen sind jedoch gepflegte Edelkatzen, die sich sittsam benehmen und nicht wie die Wilden herumtoben. Ich habe sie ...“ Sie brach mitten im Satz ab und stieß einen schrillen Schrei aus. „Josh, du Grobian! Wie kannst du Sokrates so brutal behandeln!“
Tiffany drehte sich um und schaute zum Baum hinauf. Josh kletterte gerade herunter und hatte den lila Kater, der sich mit Kreischen und Fauchen sträubte, mit einer Hand im Nacken fell gepackt. Vom untersten Ast aus ließ er ihn zu Tante Loret tas neuerlichem Entsetzen ins Gras plumpsen.
„Brutal? Ich?“, entrüstete er sich. „Der Fall liegt eher umgekehrt! Dein Sokrates wäre mir fast an die Kehle gesprungen und hätte mir die Augen ausgekratzt.“
„Unsinn. Sokrates tut keiner Fliege etwas zuleide“, belehrte seine Tante ihn, was Tiffany angesichts des Katers, der mit wütendem Fauchen ins Haus sauste, bezweifelte.
Als sie später wieder zur Ranch zurückfuhren, konnte Tif fany immer nur mit dem Kopf schütteln.
„Deine Tante ist wirklich ein Original“, bemerkte sie amü siert. „Und dann diese Katzenzimmer, eines luxuriöser einge richtet als das andere! Ihr fliederfarbener Sokrates hat mir schon die Sprache verschlagen, aber dann diese Räume mit Teppichböden, Plüschsofas und exotischen Bäumen ... Wirk lich, so etwas hab ich noch nie gesehen. Und wie sie mit
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