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Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)

Titel: Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Schmieder
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Eintrag befasst sich damit, wie man die Versicherung betrügen und mehr Geld herausschlagen könnte. Es beginnt mit einem »Ist mir auch schon passiert, ein Freund hat mir dann geraten, so vorzugehen …« Dann wird der Betrug in sämtlichen Details erläutert, meistens werden die Schlupflöcher in den Versicherungsverträgen erklärt und die Vorgehensweise von Gutachtern. Also: Was muss der Antragsteller kaschieren, was sollte er auf jeden Fall erwähnen, und mit welcher Geschichte hat er die größte Aussicht auf möglichst viel Geld?
    Warum ist das so?
    Warum betrügen Menschen ihre Versicherungen?
    Nur weil es angeblich jeder macht, wird es noch lange nicht legal!
    Und nur weil viele Versicherer unseriös arbeiten, ist es noch nicht erlaubt, dass man sie betrügt.
    Es gibt mehrere Gründe, warum die Menschen so handeln: Einer davon ist das psychologische Phänomen, das sich mit dem Begriff Herdendynamik umschreiben lässt. Eine Tat wird allein dadurch als weniger schlimm empfunden, dass sie mehrere Menschen begehen. Dies wird dann verstärkt, wenn es sich um Bekannte handelt oder Prominente: Der Ehemann legitimiert den Besuch in einer Table-Dance-Bar dadurch, dass die anderen Jungs auch mitkommen. Der Studienabbrecher begründet seine Entscheidung damit, dass aus anderen Menschen ohne Abschluss wie Günter Jauch, Charles Darwin oder Madonna auch etwas geworden sei. Eine Studie der Universität Stanford zeigte, dass 30 Prozent aller Überfälle auch alleine durchführbar gewesen wären und die Diebe nur deshalb jemanden dabeihaben wollten, um sich nicht allein zu fühlen.
    Der zweite Grund ist das Phänomen der Systemrache . Versicherungen genießen nicht gerade einen blendenden Ruf, viele Menschen sind der Meinung, von diesen Unternehmen regelmäßig betrogen zu werden durch zu hohe Beiträge, durch mangelnde Hilfe im Schadensfall und durch allzu penible Arbeit der Gutachter. Den Betrug legitimieren nicht wenige Menschen mit der Begründung, einen Betrüger zu betrügen. Es ist ein egoistisches Robin-Hood-Syndrom: Man klaut das Geld von den bösen Reichen (den Versicherungen) und gibt es den braven Armen (sich selbst).
    Schon sind wir beim dritten Grund: Egoismus! Seien wir ehrlich: Wenn wir irgendwo mehr Geld herausschlagen können, dann schlagen wir mehr Geld heraus. Wenn es möglich ist, kaum kontrolliert wird und von den anderen Mitgliedern der Gesellschaft auch noch akzeptiert wird, dann wäre es doch geradezu töricht, diese Gelegenheit nicht zu nutzen.
    Natürlich gibt es viele Menschen, die bei Versicherungen nicht betrügen – aber die Zahlen belegen, dass es eben auch viele Menschen gibt, die genau das tun. Und dass sie es tun, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
    Das muss sich ändern!
    Die Gründe sind Gruppenzwang, Rache und Egoismus –nicht unbedingt Eigenschaften, mit denen man in Verbindung gebracht werden möchte. Oder doch?
    Wollen wir Herdentiere und rachsüchtige Egoisten sein – oder doch lieber anständige Menschen, die aufeinander achtgeben und gegen die teils illegalen Machenschaften von Versicherungsmitarbeitern vorgehen?
    Ich habe meine Entscheidung getroffen.
    Ich habe mich von meinem Versicherungsmakler getrennt – und ihn auch bei der Versicherung gemeldet, bei der ich meine Verträge hatte und manche immer noch habe. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. Ich habe nur gehört, dass er nicht mehr bei dieser Versicherung arbeitet. Die Götter mögen ihm gnädig sein und ihm irgendwann ein Herz und ein Gewissen schenken.
    Wir haben nun einen neuen Versicherungsmakler, der kein Loch in der Brust hat und keinen Stein, sondern tatsächlich ein Herz. Er berät uns vernünftig, er betrügt nicht, er verzweifelt nur hin und wieder, weil ich schon wieder etwas wissen will oder eine Versicherung brauche, an der er nichts verdient, wofür er aber stundenlang arbeiten muss. Vor allem aber kenne ich ihn schon seit fast 30 Jahren. Er weiß, was für ein Mensch ich bin und dass ich aufgrund meines latenten Wahnsinns auch nur eine Sorte Mensch zeugen kann: Eine, die mit einer gewaltigen Rückhand den Tennisball durch die Wohnung schickt auf direktem Weg zu einer Vase, die sogleich herunterfällt.
    Meine Frau nennt das eine Frechheit.
    Mein Makler nennt das einen Schaden, gegen den wir versichert sind.
    Mein Sohn und ich nennen das einen Drei-Punkte-Schuss.
    Er hat gewonnen.
    Wir klatschen ab.

Kapitel 13
Wie krumm darf eine Gurke sein?
    Meine Mutter ist, das muss an dieser Stelle einmal

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