Mit einem Bein im Knast: Mein Versuch, ein Jahr lang gesetzestreu zu leben (German Edition)
braucht keine Entbürokratisierung, um zu entbürokratisieren – die Amerikaner haben die Gesetze einfach stehen lassen. Sie dienen also wirklich nur noch zur Gehaltssteigerung bei Anwälten und zur Ideenfindung bei Komikern.
Und dazu, meiner Frau und mir eine Wette zu liefern. Die Regeln sind einfach – und jeder kann mitmachen: Brechen Sie mindestens ein unsinniges Gesetz in jedem der 50 amerikanischen Bundesstaaten!
Sollten Sie die USA nicht so mögen wie meine Frau und ich, dann können Sie das Spiel auch variieren: Brechen Sie je ein unsinniges Gesetz in einem deutschen Bundesland, oder brechen Sie je ein Gesetz in mindestens 50 Staaten.
Die ersten zehn Menschen, die das Spiel beenden, bekommen ein signiertes Buch von mir oder meiner Frau – was immer ihnen lieber ist. Hier schon mal auf jeden Fall unsere Bilanz der vergangenen zehn Jahre:
Ich bin in Arizona mit einem Auto rückwärts gefahren und habe einen Kaktus gestutzt.
Ich habe in Arkansas meine Frau öfter als ein Mal im Monat verprügelt. Ich muss anmerken, dass die Prügelei zum Spiel gehörte und dass auch meine Frau dieses Gesetz gebrochen hat.
Ich habe in Kalifornien eine Mausefalle ohne Jagdlizenz aufgestellt. Da ich das mit der Prügelei ganz prima fand, habe ich meine Frau auch mit einem Lederriemen gezüchtigt, der breiter als zwei Inches war – und ohne sie um Erlaubnis zu fragen.
Meine Frau und ich haben in Chicago Alkohol im Stehen getrunken.
Wir haben in Indiana Knoblauch gegessen – und sind bereits eine halbe Stunde später in ein Kino gegangen, obwohl wir vier Stunden hätten warten müssen. Meine Frau hat sich in Kentucky einem Highway in einem Badeanzug genähert, ohne mit einem Knüppel bewaffnet oder von zwei Polizisten begleitet worden zu sein.
Ich habe in Maine mit herunterhängenden Schnürsenkeln eine öffentliche Straße betreten.
Meine Frau hat in Michigan gegen den Wind gespuckt. Ich habe mich in Mississippi über die Architektur eines öffentlichen Gebäudes lustig gemacht. Meine Frau hat in einem Kino in New York lautstark über den Ausgang des Films diskutiert. Ich habe ihr daraufhin nicht – wie eigentlich erlaubt – die Zunge herausgestreckt, sondern sie mit Popcorn beworfen.
Ich habe in Ohio in der Öffentlichkeit falsch gesungen.
Wir haben in Pittsburgh in einem Kühlraum geschlafen.
Ich habe in Rhode Island eine Pfeife nach Einbruch der Dunkelheit geraucht.
Ich habe mich in South Dakota von einer Frau ansprechen lassen, die älter als 80 Jahre war.
Ich habe in Texas eine Encyclopedia Britannica gekauft, obwohl darin ein Rezept zum Bierbrauen enthalten ist – und ich habe dem Opfer eines Verbrechens nicht 24 Stunden vorher mitgeteilt, welches Verbrechen ich ausüben werde. Wir haben in Washington miteinander getanzt – und meine Frau hat dabei drei Schritte rückwärts gemacht. Ich habe in Seattle auch eine Frau auf meinem Schoß sitzen lassen, ohne dass ein Kissen dazwischen war. Ich hätte mit meiner Frau gerne noch ein anderes Gesetz gebrochen – nämlich das, das den Geschlechtsverkehr mit Jungfrauen verbietet. Übrigens auch noch in der Hochzeitsnacht, was mich zu der Frage führte: Wann wird denn dort eigentlich entjungfert? Trotz intensiver Recherchen in Seattle – dort gilt das Gesetz nämlich – konnte es mir niemand beantworten.
Ich habe in einer Bar in Wisconsin gesungen.
Wir haben in Wyoming im Monat Februar einen Hasen fotografiert.
Ein paar Staaten noch – dann haben wir es geschafft. Und wir freuen uns über Konkurrenz. Wir haben auch schon Pläne für die nächsten Reisen.
Schwierig werden könnte:
In Alaska einen lebenden Elch aus einem Flugzeug zu stoßen.
Leicht dagegen wird:
Sich in Hawaii der Öffentlichkeit nur mit einer Badehose bekleidet zu präsentieren.
Kapitel 20
Gehen Sie ins Gefängnis!
Es gab einmal eine Zeit, da haben die Menschen an einem Tisch gesessen und gespielt. Da lag ein Brett herum, auf dem standen Figuren, in der Mitte lagen Karten. Man musste würfeln und die Figuren bewegen und Aufgaben erfüllen: Häuser bauen, die Mitspieler in den Ruin treiben, immer reicher werden. Wer es geschafft hatte, dass alle anderen insolvent waren, der hatte das Spiel gewonnen. »Monopoly«, diese Brettspiel gewordene Zuspitzung des Kapitalismus, macht wirklich Spaß – außer natürlich für den, der pleite geht. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass Charles Darrow das Spiel überhaupt nicht erfunden, sondern lediglich das Spiel »The Landlord’s Game«
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