Mit einem Bein im Modelbusiness
es ist Fashion Week in Milano. Oh, es ist herrlich hier. Wir vermissen dich sehr. Was machst du?«
Peter, der Motivator
Peter wusste nur zu gut, wie er mich zu behandeln hatte. Er rief mich nur an, um mir vor Augen zu halten, wie sinnlos ich gerade meine Zeit vergeudete. Und obwohl er mich so pushte, schob ich die Entscheidung, endlich richtig durchzustarten, immer wieder auf die lange Bank. Ich weiß auch nicht, was auf einmal mit mir los war. Anstatt mich ins Abenteuer zu stürzen, suchte ich nach allen möglichen Ausreden, nur um an meinem Status quo festzuhalten.
» Mario, ich habe hervorragende Nachrichten für dich«, sagte Peter wieder ein paar Tage später. » Wo steckst du?«
» Ich komme gerade vom Training und laufe nach Hause.«
» Ich habe dir eine Agentur in Milano besorgt!«, jubelte er. » Was sagst du dazu?«
» Bezahlen die denn?«
» Nein!«, antwortete Peter kühl und nicht wirklich erfreut über meine undankbare Reaktion.
» Sie glauben also nicht an mich?«
» Das ist doch völlig irrelevant, Mario. Ich glaube an dich, und du solltest auch langsam anfangen, an dich zu glauben. Wach auf! Was interessieren uns die anderen?«
» Ach, Peter«, sagte ich lustlos. » Jedem Depp wird die Kohle vorgestreckt. Warum nicht auch mir?«
» Mario, erstens bist du kein Depp, und zweitens bist du nicht wie die anderen Models, also hör auf, dich ständig mit ihnen zu vergleichen. So kommst du nicht weiter. Du bist du. Du bist Mario.«
» Ja, ich bin Mario. Das hilft mir aber auch nicht weiter.«
Peter atmete tief durch. Er hatte es wirklich schwer mit mir.
» Kennst du meinen Lieblingssatz von Muhammad Ali?«, fragte er, ohne auf eine Antwort zu warten. » Er geht so: Ich bin der Größte! Ich sagte das schon, bevor ich wusste, dass ich es tatsächlich war.«
» Aha«, murmelte ich in mein Handy und überquerte die Straße. » Und?«
» Verstehst du denn nicht?«
» Nee!«
Peter überlegte kurz.
» Du hast mir mal erzählt«, sagte er dann, » dass du früher im Fußballverein gespielt hast, richtig?«
» Ja.«
» Dann kennst du auch Lionel Messi.«
» Logisch!«
» Kennst du auch seine Lebensgeschichte?«
» Nicht so richtig!«
» Dann hör gut zu! Im Alter von dreizehn Jahren war Messi gerade mal 1,40 Meter groß. Seit seiner Geburt litt er an einer seltenen Wachstumsstörung, und keiner der Vereine aus seiner Heimat wollte ihn mitspielen lassen. Was hat er sich alles anhören müssen – Zwerg, Gnom, Mister Liliput. Na, du kannst es dir bestimmt vorstellen. Obwohl der Junge Talent hatte, wollte ihm einfach niemand eine Chance geben. Sein großer Traum war es, Fußballprofi zu werden, doch außer seinen Eltern glaubte kein einziger Mensch an ihn.«
» Und dann?«
» Dann schrieb er zusammen mit seinem Vater einen Brief an den FC Barcelona, und – na ja, der Rest ist bekanntlich Geschichte. Mittlerweile hat er so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, ist unbestritten der beste Fußballer der Welt und verdient über 30 Millionen Euro im Jahr. Verdammt Mario, Messi hat sich seine Träume einfach von niemandem kaputt machen lassen, verstehst du? Natürlich hatte er Glück. Der Brief hätte in Barcelona auch niemals ankommen können – aber er kam an und wurde im richtigen Moment von der richtigen Person gelesen. Du kannst dieses Glück auch haben. Greif nach den Sternen!«
» Peter. Ich weiß, das hört sich alles so schön an, wenn du das erzählst, aber …«
» Kein Aber«, unterbrach er mich. » Bist du schon in deiner Wohnung?«
» Nein.«
» Bist du im Freien?«
» Ja, wieso?«
» Heb deinen Blick!«
» Okay, und jetzt?«
Ich sah nach oben.
» Was siehst du?«, fragte Peter.
» Den Himmel.«
» Nein. Du siehst einen Ort, an dem es keine Grenzen gibt …«
Ich musste wieder an die Textzeile von Jay-Z denken: The sky’s the limit, but I ain’t done jumpin’. Money is fast, but I ain’t done runnin’.
» … und dorthin wirst du gehen, Mario. Die Agentur hast du jetzt. Das Ticket nach Milano musst du dir aber selbst lösen. Ich bin in zwei oder drei Wochen wieder in Hamburg. Dann reden wir weiter. Einverstanden?«
» Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Peter. Ich bin so durcheinander.«
» Du musst nichts sagen, Mario. Du hast Angst vor deinen eigenen Träumen. Das ist völlig normal. Du bist verwirrt und fürchtest dich davor zu versagen, ja, du hast sogar Angst davor, dass deine Träume in Erfüllung gehen könnten. Ich kenne das alles, und
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