Mit einem Bein im Modelbusiness
Decke in der hinteren Ecke angebracht war.
» Werden wir hier etwa gefilmt?«, fragte ich.
» Jaja«, lachte Steward. » Die findest du in allen Model-Wohnungen hier im Haus. Ich weiß auch nicht, was Steven damit treibt. Ob er zu Hause vor seinen Monitoren sitzt und feiert? Wenn du verstehst …«
» Krass, Alter!«
» Es herrschen hier strikte Regeln: keine Drogen, keine Sexpartys und keine fremden Menschen. Ich glaube, Steven will uns durch die Kameras immer wieder daran erinnern. Aber was sage ich dir? Du weißt ja, wie Models ticken.«
Nein, eigentlich wusste ich das nicht.
Ich schaute mich erst mal in der Wohnung um. Es gab fünf Zimmer mit je zwei Hochbetten und ein geräumiges Wohnzimmer mit Fernseher, Couch und großem Esstisch. Alles war sauber. Immerhin.
» Sind wir die Einzigen?«
» Im Augenblick ja«, hörte ich seine Stimme aus der Küche, » aber im Laufe der Woche wird es voll werden.«
Ich setzte mich zu ihm. Mir fielen fast die Augen zu, aber Steward war mir auf Anhieb sympathisch. Der erste Eindruck ist ja bekanntlich der entscheidende, und ich wollte es nicht gleich vermasseln. Er fing an, sein Abendessen zu kochen, gebratenes Hähnchenbrustfilet mit Bohnen.
» Das sieht aber lecker aus.«
» Das ist meine spezielle Bruce-Lee-Diät«, sagte er und schnitt das Filet in feine Streifen. » Bruce Lee hat morgens, mittags und abends immer das Gleiche gegessen: Hühnchen mit Gemüse. Keine Kohlenhydrate. Ohne Ausnahme. Okay, ab und zu genehmigte er sich eine Portion Reis, aber ich mag keinen Reis, also lasse ich ihn weg. Und vor allem, keine Snacks zwischen den Mahlzeiten. Das ist wichtig!«
» Und das machst du?«
» Ja.«
» Seit wann?«
» Fünf Jahren!«
» Ohne Ausnahme?«
» Natürlich.«
» Auch nicht an Weihnachten?«
» Nie!«
Alter Schwede! Jetzt wurde mir auch klar, warum er so aussah, wie er aussah. Ich konnte kaum meine Augen von ihm lassen. Seine Bauchmuskeln sahen aus wie aufgemalt – überkrass!
» Nur morgens esse ich einen Joghurt mit Apfel«, lachte er vergnügt. » Sauren Apfel!«
Ich musste an die beiden Burger denken, die ich mir am Flughafen noch schnell reingezogen hatte. Was sollte ich machen? Ich hatte Hunger!, versuchte ich mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Steward kam aus Südafrika, war siebenundzwanzig und schon ein alter Hase im Modelbusiness. Ganz ehrlich, wäre ich ein Mädchen oder schwul, ich hätte mich sofort in ihn verliebt. Er gab mir auch, ohne mit der Wimper zu zucken, viele wichtige Tipps, die mir das Leben in Mailand extrem erleichtern sollten. Und ich vertraute ihm. Er war keiner dieser Typen, die dir heimlich K.-o.-Tropfen in deine Coke Light schütten, nur um dir die Tour zu vermasseln. Vor allem aber gab er mir das Gefühl, nicht so verloren in einer fremden Stadt zu sein.
» Wie lange bleibst du?«, fragte er.
» Kommt drauf an, ein, zwei Monate vielleicht. Und du?«
» Ich bin in zwei Tagen wieder weg. Zur Fashion Week komme ich aber wieder. Normalerweise mache ich Mailand nicht mehr, aber dieses Mal bin ich direkt gebucht worden. Das ist dann was anderes. Mailand ist eine furchtbare Stadt, hässlich und voller Betrüger. Ich war hier schon mit Anwälten unterwegs, um an mein Geld zu kommen. Du darfst dich nicht blenden lassen, hier ist alles Mafia.«
» Hmmm«, grummelte ich vor mich hin. Das waren ja Spitzenaussichten!
» Keine Angst, Mario«, klopfte mir Steward ermutigend auf die Schulter. » Das wird schon alles. Oben bei den Brasilianern, da hat einer Geburtstag. Wollen wir noch kurz Hallo sagen? Komm, ich stell dich den anderen vor!«
Sex and Drugs …
Von Südamerikanern weiß man ja, dass sie als laut und temperamentvoll gelten; aber was diese brasilianischen Models im sechsten Stock abzogen, so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Die Wohnungstür war angelehnt, und eine fette Baile-Funk-Bassline schickte meine drohende Erkältung auf der Stelle ins Jenseits. Steward ging vor. Es dauerte exakt drei Sekunden, da hing ihm schon das erste weibliche Model am Hals.
» Ciao Yara. Das ist mein Freund Mario. Er ist eben angekommen. Sag ihm Hallo.«
» Ciao Mario«, hauchte sie mir ins Ohr und küsste mich auf die Wange. Ihr Atem roch nach Alkohol, nicht unangenehm, leicht süßlich, nach einer Mischung aus Gras, Caipirinha und verdammt viel Sex. Dann verschwand sie in einem Zimmer. Steward lachte sich kaputt. Ich muss mit meinen weit aufgerissenen Augen wie ein Dorftrottel ausgesehen haben. Die Mädchen kamen
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