Mit einem Kuss find alles an ...
Erkältung ins Haus zurückbringen.
Mein Baby wird mich beschützen …
Wie auf Stichwort krabbelte Chloe zum Tisch und reckte die Ärmchen hoch.
Lucy hob sie auf den Schoß, drückte sie an sich und schmunzelte über die Blaubeerflecken auf dem pausbäckigen Gesichtchen. Für einen Playboy, der keine Erfahrung im Umgang mit Kleinkindern besaß, wusste Massimo erstaunlich gut, wie er ein Baby erfreuen konnte.
Schade, dass er nicht Chloes Vater ist …
„Hast du etwas gesagt, cara ?“
Großer Gott! Hatte sie etwa laut gedacht? „Ich habe mich nur gefragt, wie lange Chloe schon wach ist.“
„Zwei Stunden.“
„So lange schon! Warum hast du mich denn nicht geweckt?“
Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Ich dachte mir, dass es dir guttut, dich mal auszuschlafen. Ich war sowieso schon auf und habe die Verkaufszahlen unserer Filiale in Tokio geprüft.“
Zum ersten Mal seit Chloes Geburt war Lucy der Luxus vergönnt, sich auszuschlafen. Sie fühlte sich wundervoll ausgeruht. Doch sie begriff nicht, warum Massimo freiwillig auf zwei weitere Stunden des Ultimatums verzichtet hatte. „Danke. Aber dein Edelmut wird dir nicht zum Sieg verhelfen.“ Im Gegenteil. Der zusätzliche Schlaf hatte sie nur für den Kampf gestärkt. „Du hast damit den ersten Fehler gemacht.“
„Das wird sich beweisen.“ Er schmunzelte vor sich hin. „Wollen wir uns zum Aufbruch bereit machen, wenn du den Kaffee ausgetrunken hast?“
Chloe sah ihn an, krähte ihm in Babysprache etwas zu und fuchtelte wild mit den Holzlöffeln.
Er lächelte sie an. „Was sagst du da? Dass wir uns beeilen sollen?“
Lucy lachte, verstummte aber abrupt, als ihr eine wichtige Erkenntnis kam: Das war haargenau das Familienleben, das sie sich schon seit Langem erträumte. Dieser Moment. Dieser Ort. Ein fröhliches Kind, eine warme Küche, ein attraktiver Ehemann.
Das ist das Glück …
Nein, sagte sie sich entschieden, das ist bloß eine Illusion.
Wider jede Vernunft verstärkte sich Lucys Hochgefühl später, als sie mit Massimo und Chloe einen Hügel erklomm. Auf einem Hang mit Blick zum Meer, inmitten von duftenden Wildblumen, setzten sie sich auf eine Decke und packten den Picknickkorb aus. Sie genossen die herrliche Aussicht, plauderten und lachten, verzehrten mit gesundem Appetit das schlichte Mahl aus Roastbeef-Sandwichs, Obst und Gebäck.
Anschließend, auf der sonnenüberfluteten Wiese, unter dem hohen blauen Himmel Siziliens, unternahm Chloe ihren ersten gelungenen Gehversuch. Sie schaffte nur drei tapsige Schrittchen aus Massimos Armen in Lucys Richtung, bevor sie auf dem Po landete, und doch war es ein Meilenstein in ihrer Entwicklung.
„Danke“, flüsterte Lucy bewegt, denn ihm allein hatte sie es zu verdanken, dass sie diesen bewegenden Moment miterleben durfte. Sie blickte ihm mit verklärter Freude in das markante Gesicht. „Danke, dass du es mir möglich machst, bei ihr zu sein.“
Wortlos half er Chloe, die unermüdlich wieder aufstehen wollte, und hielt sie bei den Händen. Auf unsicheren Beinchen bückte sie sich nach einer Blüte, verlor das Gleichgewicht und plumpste erneut auf den Po. Mit ungedämpftem Elan nahm sie den Picknickkorb ins Visier, krabbelte hinüber, entdeckte darin das letzte Stück Gebäck und gurrte entzückt.
„Ich bin froh, dass ich hier bei dir sein kann. Bei euch beiden“, murmelte Massimo. Ein seltsamer Unterton veranlasste Lucy, ihm prüfend ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren von einem unergründlichen tiefen Blau. „Wenn ich ein Mann wäre, der sich häuslich niederlassen will, könnte ich denken …“
„Was denn?“, hakte sie mit angehaltenem Atem nach, weil er abrupt verstummte. Statt einer Antwort rückte er ganz nahe zu ihr und verlangte: „Küss mich.“
Nur ein Kuss, sagte sie sich, was soll da schon passieren?
Sie trug Jeans, die hauteng und schwer auszuziehen waren, und eine hoch geschlossene Bluse im viktorianischen Stil mit unzähligen winzigen Knöpfen, an denen er mit seinen großen Händen verzweifeln würde. Sollte das wider Erwarten nicht geschehen, war ja immer noch Chloe da, die ihrer Aufmerksamkeit bedurfte.
„ Ciao , Massimo!“, rief eine Stimme aus einiger Entfernung hinter ihnen. Beide drehten die Köpfe. Eine Frau stieg von der Hügelkuppe hinunter und winkte ihnen zu.
„Ciao, zia!“, rief er zurück.
„Wer ist das denn?“, wollte Lucy wissen.
„ Zia Silvana.“ Er lächelte verschmitzt. „Meine Tante. Sie wird heute Nachmittag auf
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