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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B O'Neal
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Verletzungen im Vergleich zu Oscars waren. Ich habe im Geiste sogar eine Liste zusammengestellt – Kopf gegen Kopf, Lunge gegen Lunge, Haut gegen Haut und amputierte Glieder gegen gebrochene Knochen und gegen schlechte Werte. Es war grauenhaft.
    Man glaubt, man weiß, wie es sich anfühlen wird, wenn der eigene Mann oder die eigene Frau verwundet wird oder stirbt. Das passiert hier jeden Tag, deshalb wird einem mit der Zeit klar, dass es tatsächlich dazu kommen könnte, aber es gibt nur eine Möglichkeit, wie man diese Vorstellung erträgt: Man muss ganz fest an seinen Schutzengel glauben, der dafür sorgt, dass einem nichts passiert, vor allem IHM nicht.
    Man hört all die verrückten Geschichten über Soldaten, die drei Einsätze lebend überstehen, nur um dann nach Hause zurückzukehren und von einem Auto überfahren zu werden oder Krebs zu bekommen und zu sterben. Es kann jeden von uns treffen, jederzeit, so sieht’s nun mal aus. Aber wie soll man mit dieser Gewissheit leben?
    Oscar ist am Leben. Er redet zwar immer noch nicht mit mir, aber immerhin lebt er, und allmählich geht es ihm sogar ein klein wenig besser. Ich sehe es an den Gesichtern der Ärzte und Schwestern. Sie blicken nicht mehr gar so finster und besorgt drein. Sie lächeln mich an, und nicht aus Mitleid, so wie am Anfang.
    Heute Abend bin ich zu ihm gegangen und habe ihm erzählt, dass Ralph gestorben ist. Dass er fünf Kinder und eine Frau hinterlässt, die sich die Augen aus dem Kopf weint. Dass er darum gekämpft hat, am Leben zu bleiben, es aber nicht geschafft hat. Ich habe zu ihm gesagt, dass seine Kinder darauf warten, dass er endlich aufhört, sich selbst zu bemitleiden, und gesund wird.
    Oscar hat nur an die Decke gestarrt. Sein Gesicht ist immer noch dick verbunden. Er hat kein Wort gesagt. Nichts.
    Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Vielleicht sollte ich ihn einfach allein lassen, nach Hause fliegen und warten, bis er eine Entscheidung getroffen hat, ob er leben will oder nicht.
    Aber ich bringe es nicht über mich. Noch nicht.
    Noch nicht.

FÜNFUNDDREISSIG
    Ramona
    I ch liege wach im Bett, gequält von unheilvollen Ahnungen, als mein Handy läutet. Ich reiße es vom Nachttisch. »Sofia?«
    »Nein. Hier ist Jonah. Habe ich dich geweckt?«
    »Nein.« Ich setze mich auf und sehe auf den Wecker. Ein Uhr früh. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich bin draußen vor der Tür.«
    Ich denke an einstürzende Schutzwälle, so dass all das Gute über mich hereinbrechen kann. Ebenso wie das Schlechte. »Ich bin in fünf Minuten unten.«
    »Danke.«
    Ich schlüpfe in Jeans und ein Sweatshirt und spritze mir Wasser ins Gesicht. Beim Anblick meiner erschöpften Züge sage ich mir, dass ich mich nicht allzu weit hineinziehen lassen darf. Ein Mann mit tiefen Verletzungen ist so ziemlich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Um mich herum gibt es schon mehr als genug von dieser Sorte.
    Andererseits war er in einer schweren Zeit so nett zu mir, dass ich ihn nicht im Stich lassen will.
    Er sitzt auf der Verandatreppe und dreht sich um, als ich herauskomme. »Hi. Ist alles in Ordnung?«, frage ich leise.
    Er steht auf. Er trägt Jeans und ein T-Shirt und hat sich das Haar aus dem Gesicht gestrichen. »Ja. Ich bin nicht krank oder so. Ich dachte nur, du bist vielleicht wach.«
    Ich schließe die Tür hinter mir, setze mich auf die Treppe und nehme seine Hand. »Setz dich hin. Erzähl mir, was los ist.«
    Er quetscht sich neben mich, nimmt meine Hand und legt sie mit der Handfläche nach oben auf seinen Schenkel. »Diese Linie hier sagt, dass wir uns schon in vielen anderen Leben gekannt haben.«
    Die sanfte Berührung seiner Hand lässt mich erschaudern, und mir wird bewusst, dass ich unter meinem Pulli nackt bin. »Und diese Linie hier bezeichnet den Tag, an dem wir uns vor all den Jahren begegnet sind.« Er hebt seine Hand und legt sie auf meine, Handfläche an Handfläche. »Ich weiß, dass dir meine traurige Lebensgeschichte Sorgen macht, Ramona. Mag sein, dass du glaubst, unser Timing sei auch diesmal nicht gut, aber das stimmt nicht.«
    »Leider doch. Ich habe im Augenblick so vieles am Hals.«
    »Hm.« Er sieht mich an. »Ist das wirklich der Grund?«
    Sein Daumen wandert über die Innenseite meines Handgelenks und lässt meine Nervenenden vibrieren, dann noch weiter aufwärts. Es ist fast, als phosphoresziere das Blut in meinen Adern überall dort, wo er mich streichelt. »Keine Ahnung.«
    »Ich glaube, du hast Angst.«
    Ich lache

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