Mit einer Prise Glück und Liebe
um meinen Nacken und küsst mich noch einmal. »Was passiert, wenn du loslässt, Ramona?«
Ich sehe ihn nur an. Allein bei der Vorstellung wird mir schwindlig.
Er lächelt. »Bis bald, Ramona.«
Das Geschäft läuft gut. Da wir jetzt auch an den Sonntagen morgens geöffnet haben und dank der vielen Touristen, die durch die Straßen spazieren – teilweise kommen sie sogar extra meinetwegen hierher, da ich mit einigen Hotels und Pensionen ein Arrangement habe –, kommt so viel Geld herein, dass ich allmählich Hoffnung schöpfe, die Bäckerei vielleicht doch halten zu können.
Katie wächst und gedeiht prächtig. Sie liebt die Arbeit in der Bäckerei und genießt es, Geld zu verdienen, obwohl sie nie mehr als ein paar Dollar ausgibt – für Blumen, versteht sich. Auf meine Frage, worauf sie spart, zuckt sie nur die Achseln. »Keine Ahnung. Ich hab eben gern etwas auf der Seite.«
Klingt einleuchtend.
Sofia hat sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass Nancy und Poppy zu ihr nach San Antonio fliegen, also habe ich nicht weiter darauf gedrängt. Mittlerweile ist sie im achten Monat, und so verzweifelt ich mir gewünscht habe, bei ihr zu sein, wenn das Baby zur Welt kommt, ist mir klar, dass es höchstwahrscheinlich nicht klappen wird.
Jede Woche packen Katie und ich ein Carepaket mit allerlei Krimskrams und leckeren Sachen, die wir beim Einkaufen entdecken – einen Far-Side-Comicband von Gary Larson, hübsche Zeitschriften, Schokolade aus der Rocky Mountain Chocolate Factory –, um ihre Traurigkeit zu vertreiben und ihr zu zeigen, dass wir sie lieben.
Dennoch habe ich die ganze Zeit über das ungute Gefühl, dass etwas in der Luft liegt. Es ist, als müsste ich stets wachsam bleiben, mich auf das Schlimmste gefasst machen.
Katie schickt ihrem Vater nahezu täglich Mails, die Sofia ihm vorliest. Sie schwört Stein und Bein, dass diese Mails ihm helfen, schneller gesund zu werden, trotzdem fragt mich Katie eines Tages, warum er sie niemals beantwortet.
Ich habe keine Antwort darauf.
Und dann ist da noch Jonah. Er kommt ab und zu vorbei. Dann sitzen wir in der milden Abendluft auf der Veranda, trinken Tee mit Zitrone oder Bier aus den altmodischen gefrosteten Pilsgläsern mit den goldenen Blättern meiner Großmutter. Manchmal spielen wir auch Backgammon oder Karten mit Katie oder hören Musik. Er respektiert meine Grenzen und versucht nicht mehr, mich zu küssen.
Stattdessen macht er mir Geschenke. Die CD eines Cellisten namens Adam Hurst; einen Strauß Rosen aus seinem Garten – herrlich duftende Blüten in Rosa, Rot und Weiß und eine mit hellgrünen Streifen, die intensiv nach Orange duftet; einen Gedichtband, aus dem er mir vorliest, während Milo mit zuckendem Schwanz auf seinem Schoß sitzt.
Und ich ertappe mich dabei, dass ich besondere Brotsorten für ihn backe. Es stellt sich heraus, dass er eine Schwäche für die dunklen Malzbrötchen mit Kümmelsamen hat, deren Sauerteig so scharf ist, dass man sie nur mit einer dicken Schicht Butter essen kann. Außerdem mag er meine Zitronenschnitten mit Puderzucker und den Chai-Tee mit viel Honig und frischen Gewürzen.
Mittwochs und sonntags kocht er für Katie und mich bei sich zu Hause. Sie ist völlig hin und weg von ihm, von den Bücherstapeln in seiner Bibliothek, von der klaren Eleganz seiner Einrichtung und von den Fotos von Kirschblüten, die seine Exfrau in Japan aufgenommen hat. Katie betrachtet sie lange Zeit schweigend. »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagt sie schließlich feierlich. »Wo gibt es so etwas?«
»Im Frühjahr«, antworte ich. »Ich fahre mit dir nach Pueblo, dort kann man die Apfelblüte bewundern.«
Sie mustert mich. »Bestimmt wohne ich bis dahin längst wieder bei meiner Mutter«, sagt sie und wendet den Blick ab.
Die Bemerkung versetzt mir einen Stich. »Wenn du das möchtest.«
Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. »Klar will ich. Wer würde nicht bei seiner Mutter leben wollen, wenn er es kann?«
»Das stimmt. Aber du solltest dir keine allzu großen Hoffnungen machen, Katie. Sie hat noch einen langen Weg vor sich.«
»Ich kann ihr helfen.«
»Das ist nicht deine Aufgabe, Schatz. Deine Aufgabe ist es, dich deinem eigenen Leben zu widmen. Blumen, deiner Gesundheit und …«
Sie springt empört auf. Sie ist immer noch viel zu dünn, was teilweise daher rührt, dass sie nahezu täglich weiter in die Höhe schießt. »Ich kann beides.« Mit bemerkenswerter Würde wendet sie sich Jonah zu. »Danke
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