vergnügtes Bellen von sich und wedelt langsam mit dem Schwanz. Ich setze mich neben ihm ins kühle Gras und beginne zu beten, hier an diesem heiligen Ort, an dem meine Großmutter so oft ihre Gebete gesprochen hat. »Hörst du mich? Hilf ihr. Hilf ihm.« Ich streichle Merlins dichtes Fell. »Lass sie Frieden und Glück finden.«
Noch immer will mir das Lied nicht aus dem Kopf gehen, also stimme ich es laut an. Für meine Tochter.
VIERUNDZWANZIG
Katie
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Ein Brief, den du meinem Vater vorlesen kannst
Lieber Dad,
ich schreibe dir diesen Brief aus dem Haus von Ramonas Mutter. Ich glaube, du kennst Lily. Sie ist Sofias Oma. Wir haben heute den ganzen Tag Blumen gepflanzt, aber darüber gleich mehr.
Ich weiß nicht, ob du schon mal hier warst, aber das Haus ist echt cool, mit ganz viel Holz, außerdem gibt es einen gemauerten Kamin, den man von der Küche und dem Wohnzimmer aus sehen kann, so dass jeder etwas davon hat. Es steht auf einem Hügel, und Lily (bitte sei nicht sauer, weil ich sie beim Vornamen nenne, aber sie will nicht, dass ich Oma zu ihr sage) meinte, er sei in den Siebzigern nachträglich eingebaut worden, als ihr Steakhaus eines der berühmtesten des ganzen Bundesstaats war. Sie haben sogar extra einen Architekten dafür engagiert und so.
Das Restaurant heißt Erin Steakhouse, weil ihre Familie aus Irland stammt, was du wahrscheinlich auch schon weißt. Wir waren zum Abendessen dort, und es ist echt cool. Es steht auch ganz oben auf einem Hügel, so dass man die ganze Stadt und die Berge sehen kann. Ein bisschen altmodisch ist es, aber das Essen war superlecker. Ich habe ein Steak mit Folienkartoffel, Butter und Sauerrahm gegessen, dazu einen Salat mit diesem bröckeligen bläulichen Käse und ein Brötchen. Ich habe Lily gefragt, ob Ramona auch manchmal herkommt, aber sie meinte, nein. Ich habe das Gefühl, als wäre Lily sauer auf Ramona, aber ich mag sie beide, obwohl ich gestern echt stinkig auf Ramona war, weil sie nicht auf meinen Hund aufgepasst hat und er abgehauen ist. Aber ein Mann hat ihn gefunden und zurückgebracht, deshalb ist alles wieder in Ordnung.
Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht von Merlin erzählt! Er ist sooo süß, mit weiß-rötlichem Fell und einer dicken Sommersprosse auf der Nase. Ich liebe ihn.
Ach ja, ich wollte dir doch noch von den Blumen erzählen (ich glaub’s nicht, wie lang dieser Brief schon ist). Wir sind zu einem Gewächshaus gefahren, wo überall Blumen standen. Alle möglichen Formen und Farben. Es war, als wäre man auf einem anderen Planeten. So als könnte ich auf einmal viel besser atmen. Lily hat mir erlaubt, ein paar Pflanzen zu kaufen. Braun-orange Ringelblumen und Dahlien, von denen es ganz viele verschiedene gibt. Sie hat schon welche in ihrem Garten, die in ein paar Wochen blühen werden. Ich werde Fotos davon machen und sie dir schicken. Sie hat mir erlaubt, eines mit ihrer Kamera zu knipsen. Sie wusste nicht, wie sie sie bedienen muss, aber ich konnte es. Ich habe das Foto von mir im Garten angehängt, damit du es dir ansehen kannst, wenn du aufwachst.
Jedenfalls gefällt es mir gut hier, aber du fehlst mir sehr, Dad. Ich kann es kaum erwarten, dass du wieder nach Hause kommst.
Ich hab dich lieb, Katie
Katie sitzt am Computer, der sich in einem eingebauten Sekretär auf einer Galerie über dem Wohnzimmer befindet. So etwas Tolles hat sie noch nie gesehen. Das ganze Haus ist der blanke Wahnsinn. Die Zimmerdecken sind verwinkelt und unterschiedlich hoch, und unter den Fenstern befinden sich mit Kissen ausgelegte Bänke zum Hinsetzen. Lily hat Katie ein Zimmer am Ende eines langen Flurs gezeigt und gemeint, sie könne jederzeit hier übernachten. Es war früher einmal Ramonas Zimmer, aber inzwischen wurde es renoviert, mit türkisfarbenen und grünen Teppichen ausgelegt und mit einem niedrigen Bett möbliert. Das Fenster ist sehr hoch und bietet einen Blick auf eine Felswand und die Berge. Als Katie das erste Mal in die Tiefe blickt, wird ihr beinahe schwindlig, aber dann genießt sie den Anblick der schier endlosen Aneinanderreihung von Bergen in allen erdenklichen Blautönen.
Obwohl sie sich wie eine Verräterin – und eine extrem verwöhnte noch dazu – vorkommt, kann sie nicht leugnen, dass dieses Zimmer ungefähr tausendmal schöner ist als das über der Bäckerei. Und eindeutig das schönste, das sie je in ihrem Leben bewohnt hat. Allein der Gedanke