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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Robert van Doorne ermordet aufgefunden. Wie wir inzwischen wissen, hat der Nordmann Yskalt ihn mit dem Hammer erschlagen. Nur dass der gedungene Mörder den falschen Mann erwischt hat. Und das kam so.«
    John of Lynne und Robert, beide Tuchhändler, waren von England über Deventer nach Köln gereist. Doch schon zweimal hatte Robert seine Schiffsladungen an Seeräuber verloren, zuletzt im Oktober zuvor. Beide Male waren die Schiffe von den Friesen durch falsche Leuchtfeuer auf die Inseln gelockt worden, die Mannschaften und Passagiere gemeuchelt oder gefangen gesetzt und die Ladungen geplündert worden. Tuchballen, insbesondere die kostbaren englischen Stoffe, tauchten anschließend jedoch wieder in den großen Städten auf – die Häuptlinge verkauften ihre Ware zu günstigen Preisen an jeden, der zu zahlen bereit war. Schmuggelware, die nicht in den durch die Zünfte und Gaffeln geregelten Kanälen vertrieben wurde. Robert hatte entdeckt, dass die Tuche, die er erworben hatte, von seinem Bruder weiterverkauft wurden. Arndt van Doorne stand in enger Beziehung zu den friesischen Häuptlingen. John und Robert brauchten aber Beweise, dass er tatsächlich die Überfälle auf Roberts Schiffe mit ihnen verabredet hatte, und daher folgten sie dem Frachtkahn, auf dem Arndt die Tuchballen Richtung Köln brachte. Hier fanden sie heraus, dass er sie in Riehl an Land brachte und dort in der Scheune lagerte.
    »Arndt hatte dort auch eine Buhle, Alyss«, sagte Marian leise.
    »Glaubst du, das verwundert mich noch? Erzähl weiter, Tilo.«
    »Robert und John wollten sichergehen, dass es Roberts Ware war, die er dort untergebracht hatte. Seine Tuche waren entsprechend gekennzeichnet. An dem Abend, als das Gaffelessen stattfand, hatten sie sich im Anschluss an das Gelage nach Riehl aufgemacht.«
    »Robert hatte sich zu dem Anlass ein neues Gewand machen lassen, hellblau, mit grauem Eichhörnchenfell besetzt«, erinnerte sich Alyss.
    »Richtig, beide waren vornehm gewandet zu der Feier gegangen, hatten aber schlichte, dunkle Kleider in einem leer stehenden Winzerhäuschen versteckt und sich dort umgezogen. Sie suchten die Scheune auf und sahen gerade noch, wie die Tuchballen verladen wurden.«
    »Ja, das hat John uns damals schon berichtet«, sagte Marian. »Und nun scheint die Geschichte ein wenig von seiner Version abzuweichen. Denn er erzählte damals, sie hätten sich wieder umgekleidet und seien anschließend getrennter Wege gegangen.«
    Tilo fuhr fort: »Nein, es ist etwas anderes geschehen. Diese Darstellung hat John gewählt, um Robert zu schützen. Denn als sie zu dem Winzerhäuschen zurückkehrten, stellten sie fest, dass ihr Versteck entdeckt worden war, dass Roberts kostbare Gewänder, sein Gürtel und seine Tasche verschwunden waren. Dafür lagen ein paar Lumpen auf dem Boden. Robert ärgerte sich darüber, aber schlimmer wurde es, als sie den Toten am Wegesrand entdeckten, der in seinen Kleidern steckte. Es war beiden sofort klar, dass dieser Mord Robert galt, und sie hatten auch gleich Arndt van Doorne im Verdacht. Um Roberts Leben zu schützen, schickte John ihn in den Lumpen, aber mit einer reichen Börse versehen, aus der Stadt. Er selbst verbrachte die nächsten Tage und Nächte bei den Schwälbchen.«
    »Ja, ich erinnere mich, wie stolz er sich mit seiner überwältigenden Männlichkeit brüstete. Er hat die Rolle gut gespielt, der John of Lynne«, sinnierte Alyss. »Und Robert hat sich also einen struppigen Bart wachsen lassen und sich als Bob in seine Dienste begeben.«
    »Um weitere Nachforschungen anzustellen. Beide, John und Robert, waren hinter Arndt her. Seit jenen Tagen überwachten sie jeden seiner Schritte. Darum hielt sich Robert auch diesmal in Köln auf – er war Arndt gefolgt.«
    »Weshalb er auch meine Brautkrone zurückbringen konnte. Jetzt verstehe ich …«
    »Ja, Schwesterlieb, John weiß fein säuberlich zu schweigen. Wenn Robert aus dem Turm heraus ist, wird er uns sicher noch weit mehr erzählen können.«
    Das Hauswesen hatte langsam wieder angefangen zu essen, doch keiner sagte ein Wort. Es war auch mehr als ungeheuerlich, was sie eben erfahren hatten. Selbst Hilda wusste keine dunklen Omen zu nennen, die auf diese Offenbarung gepasst hätten.
    Leocadie war es dann schließlich, die leise ein unerwartetes Fazit zog.
    »Frau Catrin wird glücklich sein«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme.
    Tilo lächelte.
    »Robert hielt sich oft am Konvent auf, um zu sehen, ob es Frau Catrin gut

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