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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erkannte ihn nicht, und dennoch lag etwas Bekanntes in seinen Augen.
    »Ich grüße Euch, Alyss, und hoffe, Ihr seid wieder wohlauf nach dem Besuch dieses hässlichen Turms.«
    Die Stimme.
    »Robert!?«
    »Euer Bruder nannte mich Lazarus, doch ich habe inzwischen gebadet und die Kleider gewechselt.«
    »Aber … Solltet Ihr nicht besser …«
    Marian schubste sie leicht an, und sie wies mit einer Geste auf die Haustür.
    »Ja, gehen wir nach oben.«
    »Ich bringe uns den Wein, Schwesterlieb. Und fasse dich.«
    Oben im Saal setzte Robert sich auf die gepolsterte Bank am Fenster, und Alyss nahm in dem Scherensessel Platz.
    »Ich war es leid, struppig und in rauen Kitteln herumzulaufen. John passt es zwar nicht, aber er wird sich damit abfinden müssen.«
    »Sie wird für Aufsehen sorgen, Eure Wiederauferstehung.«
    »Ich hoffe es. Vielleicht lockt es einen Bösewicht aus der Bedeckung. Vielmehr aber will ich wieder meine Geschäfte aufnehmen. Zwei Jahre als Handelsknecht reichen als Buße für allerlei Verfehlungen.«
    »Ist er Euch ein strenger Herr gewesen, der Master John?«, fragte Marian, als er eintrat.
    »Nach außen hin musste er sich so geben, Marian. Aber er ist der beste Freund, den ein Mann sich wünschen kann.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Er hält große Stücke auf Euch, Marian.«
    »Und ich auf ihn.«
    Alyss holte gläserne Pokale aus der Kreszenz, stellte sie auf den Tisch und schenkte den goldenen Wein ein.
    »Wie lautet die Geschichte, die wir über Euch verbreiten sollen, Robert?«, fragte sie, als sie ihm das Glas reichte.
    »Halbwegs entlang der Wahrheit – ich besuchte damals nach dem Gaffelessen eine Dirne. Dort hat man mir damals meine Kleider geraubt, und der Mörder hat einen anderen erschlagen.«
    »Welche Dirne wird das bezeugen?«
    »Jene, der ich für eine beträchtliche Summe meinen Siegelring wieder abgekauft habe.«
    Alyss sah den breiten goldenen Ring an seiner Hand aufblitzen. Der rote Stein trug das Siegelwappen derer van Doorne – den heiligen Maternus mit seinen drei Kirchturmspitzen. Maternus von Köln aber galt als der Patron der Rebstöcke, und aus diesem Grund nutzte Robert, der Tuchhändler, dieses Siegel nicht, sondern trug den Ring nur als Erinnerung an seinen Vater. Arndt hingegen hatte das Petschaft mit diesem Motiv geführt.
    Den Siegelring hatte Robert damals abgezogen und in seinen Beutel gesteckt, als er die Kleider gewechselt hatte, um mit John der Spur seiner Tuchballen zu folgen. Yskalt, der den Kleiderdieb statt seiner erschlagen hatte, hatte den Beutel geraubt und den Inhalt getauscht oder verkauft.
    »Gut, das mag angehen«, sagte Marian. »Und weiter?«
    »Ich habe aus dem Tod jenes armen Bettlers in meinen Gewändern geschlossen, dass ich einen gefährlichen Feind in der Stadt hatte und entschieden, für eine Weile meine Geschäfte von meinem Haus in Deventer aus zu führen. John hat sich bereiterklärt, meiner Sicherheit zuliebe die Täuschung aufrechtzuerhalten, ich sei tot. So könnt Ihr es weitererzählen.«
    »Und warum seid Ihr nun zurückgekommen?«, wollte Alyss wissen.
    »Sagen wir, die Nachricht über den Tod meines Bruders erreichte mich, ich eilte heimwärts, um Euch beizustehen, Alyss, und um mein Erbe anzutreten.«
    »Das wird Euch bitterlich enttäuschen, Robert, denn nicht Ihr seid Arndts Erbe, sondern ich. Aber dennoch, die Hälfte des Hauses gehört Euch.«
    »Ich weiß es und bin nicht enttäuscht, sondern froh darüber, dass Ihr weiterhin dieses Haus Euer Heim nennen könnt.«
    »Noch heute werde ich Eure Kammer räumen, Robert. Ich bin dort eingezogen, um nicht mit Arndt das Bett teilen zu müssen.«
    »Bleibt darin wohnen, Alyss. Ich habe Unterkunft in einer guten Herberge gefunden und werde bald wieder abreisen. Es würde Eurem Ruf schaden, wollte ich jetzt in diesem Haus wohnen.«
    Es war ein Hauch von Erleichterung, der Alyss anflog. Sie hatte sich an ihre gemütliche Kammer gewöhnt. Aber dennoch, es mussten die Eigentumsverhältnisse geklärt werden.
    »Wir werden miteinander abrechnen, Robert. Und vielleicht reicht meine Barschaft so weit, dass ich Euch eine Anzahlung auf Euren Anteil des Hauses machen kann.«
    »Ich bin sicher, dass ich Euch einen vernünftigen Preis nennen kann. Gebt mir ein paar Tage, meine Angelegenheiten hier zu regeln.«
    Alyss nickte.
    »Ich hoffe, Ihr regelt auch Eure Angelegenheit mit Catrin«, sagte sie leise.
    Unter seinem vornehmen Bart errötete Robert.
    »Habt Ihr sie noch nicht getroffen?«
    »Ich bin

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