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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ihr alle wilden Geschöpfe«, sagte John. »Sogar störrische junge Maiden.«
    »Sie ist nicht ohne Mitgefühl, unsere Lore. Nur hat ihr die Erfahrung ein herbes Wesen verliehen. Manchmal …«
    Ein trauriger Schatten flog über ihr Gesicht, und John nickte.
    »Euch fehlen eigene Kinder, Mistress Alyss.«
    »Mein Sohn wäre jetzt sechs Jahre alt.«
    »Und meine Kinder wurden nie geboren.«
    »Ja.«
    Es war nicht die rechte Zeit, über Kinder – geborene oder ungeborene – zu sprechen. Peer brachte mit Tilo und Frieder den Frachtkarren in den Hof, Benefiz umtänzelte sie, Hilda scheuchte den schwarzen Hahn in den Hühnerstall.
    »Ich habe den Namen jenes Scholaren erfahren, Mistress Alyss.«
    »Oh! Und? Wer ist es?«
    »Ein Caspar van Mechelen, behauptet ein junger Bursche, der mit seinen Kumpanen im Adler saß. Er ist tatsächlich ein Studiosus, doch ein armer Bettelstudent. Seit jenem Abend, als er mit den Münzen nur so um sich geworfen hat, haben sie ihn jedoch nicht mehr gesehen.«
    »Ein Bettelstudent, der zu Geld gekommen ist?«
    »Was Schlimmes vermuten lässt.«
    »Ja, da könnte es zwei Möglichkeiten geben – entweder hat er Arndt umgebracht und seinen Geldbeutel geraubt, oder er wurde dafür bezahlt, den Mord zu begehen. In beiden Fällen tat er wohl gut, die Stadt zu verlassen.«
    »Ihr habt es schnell erkannt, Mistress Alyss. Doch nun haben wir Namen und Bild, wir werden herausfinden, wohin er sich gewandt hat. Die Messetage sind vorüber, ich werde mich umhören.«
    »Die Professoren haben Verzeichnisse, wer in welcher Fakultät studiert. Fragt meinen Vater, Master John. Er kennt die Rektoren und Dekane der Universität. Er wird Euch raten, wen Ihr danach fragen könnt, und seine Weisung wird Euch die richtigen Türen öffnen.«
    »Dann will ich Lord Ivo aufsuchen und hoffen, dass ich ihm nicht ungelegen komme.«
    »Er schätzt Euch, Master John. Eher solltet Ihr Euch davor in Acht nehmen, dass er Euch in ketzerische Dispute verwickelt.«
    »Die mir eine nicht unbeträchtliche Freude bereiten würden. Fast so viel, wie eine hymnische Lobpreisung meiner überwältigenden Männlichkeit aus Eurem Mund, Mistress Alyss. Nun, vielleicht ergibt sich später dazu eine Gelegenheit.«
    »Zur Lobpreisung?«
    »Würdet Ihr nicht?«
    »Eure überwältigende Überheblichkeit, über die könnte ich Hymnen anstimmen.«
    »Sie macht meinen Zauber aus, Mistress Alyss. So wie bei Euch Euer stacheliger Liebreiz.«
    »Fort mit Euch, bevor ich pike.«
    Mit leichtem Herzen machte John sich auf zum Hause derer vom Spiegel. Die dornige Rose stach ihn noch, und der süße Schmerz erquickte seine Seele.
    Der Herr des Hauses war anwesend, und John wurde von dem Majordomus in das große Kontor geführt. Dort, an einem breiten Pult, saß Lord Ivo über einem Folianten und prüfte offensichtlich die Eintragungen.
    »Falkner? Was führt Euch zu mir? Haben meine Kinder sich wieder in Schwierigkeiten gebracht?«
    Er sah wohl aus, der alte Herr. Es schien, als hätten sich einige Sorgenfalten verflüchtigt. Nun, seine Tochter war von der Anschuldigung freigesprochen, und wie man auf den Märkten hörte, liefen die Geschäfte des Handelshauses prächtig.
    »Mistress Alyss zähmte soeben eine störrische Maid und eine ebenso störrische Eselin. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Eurer Hilfe bedürfte. ›Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist gütige Weisung.‹ Ganz so, wie Salomo sagt.«
    »›Eine Tochter bereitet dem Vater viele unruhige Nächte, von denen niemand weiß, und die Sorge um sie nimmt ihm den Schlaf‹«, grummelte der Herr, und John bemerkte die Fältchen in seinen Augenwinkeln.
    »Doch Ihr wirkt ausgeruht, Lord Ivo, und guter Dinge.«
    »Je nun, mein Sohn hat seine Besinnung wiedergefunden. Er wird meine Nachfolge antreten, und ich bin diese strohköpfigen, dickwanstigen Nichtstuer endlich los, die glauben, das Handelsgeschäft bestehe nur aus dem Verkosten der Gewürze in den Weinkrügen.«
    »Marian wird wieder den Fernhandel betreiben?«
    »So sagt er. Und ich könnte mich zur Ruhe betten, wäre da nicht meine Tochter.«
    »Worüber sorgt Ihr Euch, Lord Ivo? Sie führt ihr Heim und ihr Geschäft auf das Sorgfältigste.«
    »Tut sie. Was bringt Euch zu mir, Falkner?«
    Diese abrupte Wendung überraschte John milde, doch er ging augenblicklich darauf ein.
    »Wir suchen einen Scholaren, einen Bettelstudenten. Und Mistress Alyss bedeutete mir, dass Ihr, Lord Ivo, mir bei der Suche an der

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