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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hätte?«
    »Ein edles Ross? Nein.«
    Einen kleinen Moment war Alyss irritiert, denn Mertens Blick huschte zur Stallung hinüber und wieder zurück.
    »Nun ja, Merten, du kommst mit Männern aus reichen Häusern zusammen, und angeblich soll Arndt auf einem schwarzen, feurigen Hengst in die Stadt geritten sein. Doch von dem Pferd fehlt jede Spur.«
    »Meint Ihr, man hätte ihn wegen dieses Tiers erschlagen?«
    »Wer weiß? Aber es heißt, er habe es verkauft. Am Sonntag.«
    Diesmal sah Merten ihr fest in die Augen.
    »Am Sonntag? Ungewöhnlich. Woher habt Ihr das Gerücht?«
    Eine warnende Stimme flüsterte Alyss plötzlich zu, nicht über Robert zu sprechen. Noch wusste Merten nichts von seiner Wiederauferstehung.
    »Ein Handelsknecht will ihn bei dem Geschäft beobachtet haben.«
    »Und der weiß nicht, wem er das Tier angedreht hat?«
    »Nein, das wusste er nicht. Ich hoffte, dass du möglicherweise davon gehört haben könntest.«
    »Ich kann mich erkundigen, Frau Alyss. Aber«, er lächelte sie verschmitzt an, »nicht alle reichen Tagediebe kenne ich, und seit ich ein ehrbarer Händler bin, habe ich auch nicht mehr viel Zeit, mich mit ihnen zu treffen.«
    »Nun gut, vielleicht ist es auch nicht wichtig. Für wen hast du die neuen Lieferungen vorgesehen?«
    »Der Jens Husmann ist angetan von Euren Weinen. Er hat zwei anderen Gutsherren davon ausgeschenkt, die wollen nun auch den Pfälzer haben. Ein Freund von mir in Deutz hat seinem Vater ein Fass bringen lassen, auch der will weiteren Vorrat. Und der Johann vamme Thurme, der Burgherr von Dellbrück, verlangt ebenfalls danach.«
    »Vamme Thurme? Das ist doch der Mann, in dessen Burggraben man Yskalt gefunden hat.«
    »Ah, jetzt, wo Ihr es sagt. Ja, das ist er wohl. Ein schönes Jagdgebiet dort.«
    »Wo du dir nach harter Arbeit dein Vergnügen gönnst.«
    »Nur selten noch, Frau Alyss. Ich finde noch immer nicht Euer gänzliches Vertrauen, nicht wahr? Was muss ich tun, edle Frau, dass Ihr mich mit Wohlwollen betrachtet?«
    »Mein Wohlwollen hast du, Merten. Doch ich habe wenig Zeit. Viel ist in den vergangenen Tagen liegen geblieben, und vieles muss neu geordnet werden.«
    Er verbeugte sich geschmeidig vor ihr, und sie kehrte ins Haus zurück, um den Jungfern, wie sie es versprochen hatte, beim Zuschneiden warmer Kleider zu helfen. Die kalte Jahreszeit kündigte sich an, und einige Lagen schöner Tuche mussten zu gefütterten Umhängen verarbeitet werden. Dass der Pelzhändler Wynand sich um Hedwigis bemühte, hatte den Vorteil, dass sie allerlei Pelzrestchen zur Verfügung hatten, die Leocadie höchst geschickt um die Kapuzen der Umhänge zu drapieren wusste.
    Sie machten ihr wenig Sorgen, die jungen Mädchen, die allmählich zu Frauen wurden. Leocadies Tränen waren getrocknet, seit sie sich auf ihre Hochzeit vorbereitete, und die Aussicht, noch einmal zu ihren Eltern reisen zu können, hatte sie mit lieblicher Entzückung aufgenommen. Hedwigis hatte viel von ihrer Garstigkeit abgelegt, seit Wynand Brouwer sie mit höflicher Achtung behandelte. Es schien, dass nun auch ihre patrizische Mutter sich damit abgefunden hatte, dass sie das Weib eines angesehenen Händlers werden sollte. Leocadie und Hedwigis tuschelten oft über Hochzeit und Ehe. Lauryn war die Einzige, deren Zukunft Alyss noch ein wenig bedrückte. Hedwigis hatte einmal von einer Dreierhochzeit gespro chen. Lauryn sollte mit ihrem Stallmeister zusammen mit ihr und Leocadie in die Ehe gegeben werden, war ihr Vorschlag. Das Mädchen hatte dazu geschwiegen.
    Dieses Schweigen sollte bald enden, beschloss Alyss und nahm sich vor, bei einer passenden Gelegenheit ein ernstes Wort mit Lauryn zu wechseln.
    Alleine, nicht mit den anderen zusammen.
    Jetzt saßen die drei fröhlich schwatzend und nähend zusammen. Bei ihnen Malefiz als schwarzsamtiger Kringel auf einer Decke neben der Kohlenpfanne, die die Dachkammer wärmte, ein Korb mit Honigkuchen war bis auf ein krümeliges Stückchen geleert, und ein Strauß aus getrockneten Kräutern verbreitete ein süßes Aroma.
    Alyss begutachtete die Arbeiten, wies hier und da auf etwas zu grobe Stiche und krumme Nähte hin, aber eigentlich arbeiteten sie alle sehr ordentlich. Sie wollte eben ein Lob aussprechen, als sie Marian von unten rufen hörte.
    Mit klappernden Pantinen lief sie die Stiege hinab.
    John, grimmig, mit einem Schwert gegürtet, Marian, ebenso grimmig, einen Dolch an der Seite, warteten auf sie.
    »Was ist passiert?«
    »Der Overstoltz wollte unseren

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