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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Vater in den Turm bringen lassen.«
    »Heilige Muttergottes!«
    »John hat die Büttel aus dem Haus geworfen, aber Vaters Herz nahm es nicht gut auf.«
    »Was ist ihm?«
    »Ich gab ihm seine Arznei, Mutter kümmert sich um ihn.«
    »Und wir wollen jetzt den Overstoltz besuchen, Mistress Alyss. Euer Bruder meint, Ihr könntet uns dazu hilfreiche Argumente liefern.«
    Kalter Zorn machte Alyss starr.
    »Besuchen wir Maria im Spiegel«, sagte sie. »Und befragen wir den Altaristen dort.«
    »Dann leg deine Schürze ab, Schwester mein, und bedecke dein Haupt mit einem sauberen Tuch!«
    Sie lief in ihre Kammer zurück und wollte mit fliegenden Händen einen gekräuselten Schleier über ihre Haare legen, als sie wieder einmal erschrocken von ihrem Bett zurückwich. Blutrote Rosen waren über ihr Kopfpolster gestreut.
    Und diesmal war sie ganz sicher, dass nicht John sie hierher gelegt hatte. Doch die Sorge um ihren Vater ließ sie nicht weiter über die Gabe nachdenken. Während sie zwischen Marian und John zum Waidmarkt lief, berichtete sie beiden, was sie von Pater Henricus in Erfahrung gebracht hatte.
    »Der Altarist von Maria im Spiegel wird von den Overstoltzens bezahlt, den Altardienst in Sankt Katharina zu versehen. In dem Altar liegen die Urkunden der Familie.«
    »Er wird uns die Truhe nicht freiwillig öffnen«, meinte Marian.
    »Abwarten«, knurrte John.
    »Mit Drohungen sollten wir warten, bis wir wissen, wer der Altarist ist. Vielleicht hat Pater Henricus schon bei dem von der Rheingasse vorgesprochen.«
    Das Kloster Maria Sion, auch bekannt als Maria im Spiegel, lag nur unweit des Holzmarkts. Marian und John traten zurück, als Alyss an die Pforte der Zisterzienserinnen klopfte.
    Die Nonne, die sie durch die kleine Öffnung musterte, ließ sich, als sie ihren Namen und ihre Familie nannte, herab, sie einzulassen. Nicht jedoch die beiden Männer.
    »Ich muss Eure Frau Oberin sprechen, ehrwürdige Schwester. Es geht um meinen Vater, den Ratsherrn Ivo vom Spiegel.«
    Da die Familie vom Spiegel einst zu den einflussreichsten Stiftern des Klosters gehört hatte, schien der Name Eindruck zu machen. Eine Novizin wurde gerufen, die Alyss zu der Oberin führte, die in einer kalten, kargen Kammer drei Nonnen beim Kerzenziehen beaufsichtigte. Sie war eine ruhige Frau, doch nicht sehr schnell von Verstand, und Alyss, die mühsam ihre Ungeduld meisterte, entlockte ihr erst nach einer längeren, gewundenen Ausführung den Namen des Altaristen. Hunold von Kelse wohnte in einem kleinen Häuschen nahe Sankt Katharina, lautete schließlich die Auskunft. Kaum hatte sie ihre Beute in den Fängen, beendete Alyss das höfliche Geplänkel und verabschiedete sich hurtig. Dass die Oberin ihr beleidigt hinterhersah, störte sie nicht.
    »Was für eine geschwätzige, hohlköpfige Gans«, knurrte sie, als sie wieder mit ihrem Bruder und John auf der Seyengasse stand. »Zu Katharina!«
    Sie hätten sich den Umweg über das Kloster sparen können, denn Hunold von Kelse hielt sich in der kleinen Kirche des Deutschordens auf und putzte einen silbernen Hostienbehälter. Er war ein dicklicher älterer Mann von großer Behäbigkeit und larmoyantem Gebaren.
    »Ja, werte Herren, ich verrichte den Dienst für den hochedlen Herrn Overstoltz von der Rheingasse. Seit vierundzwanzig Jahren nun schon. Und nie hat es zu einer Beschwerde Anlass gegeben«, sagte er und schielte auf Johns Schwert. »Aber ich muss Euch bitten, die Waffen in diesem Gotteshaus abzulegen.«
    »Wir bleiben nicht lange«, beschied ihn Marian kühl. Alyss gewahrte, dass auch er im höchsten Maße ungeduldig war. »Beantwortet einfach unsere Fragen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich berechtigt …«
    »Ihr seid es. Ihr hütet, wie wir von Pater Henricus Overstoltz erfahren haben, die Truhe mit den Urkunden der Familie in diesem Altar.«
    »Dafür bin ich angestellt. Und bisher hat es nie eine Klage gegeben.«
    »Gewiss nicht. Und ganz gewiss verfügt Ihr über ein ausgezeichnetes Gedächtnis, nicht wahr?«
    »Ja, dessen kann ich mich rühmen.«
    »Ihr besitzt einen Schlüssel zu dem Urkundenschrein, nicht wahr?«
    »Ich trage ihn beständig bei mir. Niemand kann ihn mir entwinden.«
    »Natürlich nicht.«
    Alyss erlaubte sich einen Seitenblick auf Johns Gesicht und sah ein verächtliches Zucken in seinem Mundwinkel. Vermutlich wäre es ihm ein Leichtes gewesen, sich augenblicklich den Schlüssel anzueignen.
    »Nein, entwinden kann niemand Euch diesen Schlüssel, aber darum bitten

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