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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wucherpreise. Außerdem bildete er in seiner jetzigen Position seitlich von der übrigen Familie eine Art Abwehr und stand da wie David vor Goliath.
    Dorothea lächelte ihrer Tochter zu. »Laß uns erst eine Woche lang hier sein, Gabi, dann ist alles anders.«
    Um fünf Uhr nachmittags brach man auf zum Ferienhaus. In einem Geschäft an der Piazza kaufte man noch ein – Salat, Nudeln, Öl, Wein, Butter, Eier, eine Salami, Orangen und Äpfel. Dann fuhr man hinauf ins Ferienhaus. Man mußte mit einem Wagen fahren, weil Walters Auto streikte. Es sprang nicht an, und Walter mußte zurückbleiben, um die Karre in Gang zu bringen.
    Als die Familie abgefahren war, drehte Walter den Benzinhahn wieder auf und schloß den Wagen ab. Die simplen Tricks sind immer die wirksamsten! Walters große Hoffnung war, irgendwo Ingeborg zu finden und notfalls diesen Paul Hedler mit einem Judogriff das Fliegen zu lehren.
    Tatsächlich, er fand sie. Sie saß auf einem Mäuerchen oberhalb des Strandes und hatte einen entzückenden Badeanzug mit tiefem Ausschnitt und einem Loch in der Nabelgegend an. Sie sah sehr sexy aus und glich kaum noch der Alternativen, die Parolen schreiend unter Transparenten durch die Straßen marschiert war und sich mit der Polizei Schlachten geliefert hatte. Erstaunlicherweise war Ingeborg allein.
    Walter setzte sich wortlos neben sie auf das Mäuerchen und hüstelte, als sie gar keine Notiz von ihm nahm.
    »Hier bin ich«, sagte er endlich.
    »Was willst du? Zisch ab …«
    Das konnte sie ruhig sagen; sie wußte genau, daß er es nicht tat. Wenn wir Männer wüßten, für wie dumm uns die Frauen halten – und wie dumm wir ja auch sind!
    »Wo ist Paul?« fragte Walter düster.
    »Er kommt gleich. Er hat nur seinen Wagen zu einer Werkstatt gebracht. Das Verdeck klemmte. Er fährt ein Kabriolett. Einen Mercedes. Ein Traum von Wagen. Liegesitze …«
    »Schon ausprobiert?«
    »Natürlich.«
    »Soll er bei der nächsten Demo der Kolonne vorausfahren?«
    »Er ist kein Kapitalist.«
    »Jeijei! Und hat 'n Schlitten, der soviel wie ein kleines Einfamilienhaus kostet …«
    »Dafür arbeitet er auch schwer.«
    »Aufm Liegesitz?«
    »Du bist und bleibst ein Idiot!«
    Nach solchen Feststellungen ersterben naturgemäß konservative Gespräche. Entweder man geht weg und läßt sein Gegenüber mit seiner Meinung allein, oder man schlägt massiv zurück, um den Idioten auszuräumen.
    Walter tat beides nicht. Er schwieg verbissen, aber er schnalzte laut mit der Zunge, als ein langbeiniges Mädchen an ihm vorbeiging. Es lachte ihn an und warf die langen, schwarzen Haare über die Schulter zurück.
    Ingeborg zuckte zusammen.
    »Süß«, sagte Walter mit wohlig tiefer Stimme.
    »Lauf ihr nach und schleck sie ab!« zischte Ingeborg. »Ich denke, du stehst jetzt auf Blond?«
    »Ich bin flexibel.« Er stand von dem Mäuerchen auf und reckte sich. Ingeborg schielte zu ihm hoch. »Mach's gut, Genossin.«
    »Wo willst du hin?«
    »Dem Traumwesen da nach. Was dagegen?«
    »Bind sie dir um den Hals!«
    »Das werde ich. Grüß mir den schicken Paul und sein Kabriolett …«
    Walter ging wirklich. Er schlenderte der langbeinigen Schönen nach, und Ingeborg hieb mit der Faust auf das Mäuerchen und platzte vor Wut. Natürlich stimmte nichts von der Geschichte mit Paul und der Werkstatt. Man hatte sich nach dem Mittagessen getrennt und wollte es dem Zufall überlassen, ob man sich wiedertraf.
    »Es ist alles total durcheinander«, hatte Ingeborg zu Paul Hedler gesagt. »Ich liebe Walter, und er liebt mich, aber wenn wir uns sehen, könnten wir uns zerfleischen. Ich hab' noch nicht den Dreh raus, wie man das anders machen könnte.«
    »Da ist schwer zu raten«, hatte Hedler geantwortet. »Auf jeden Fall seid ihr beide nicht ganz normal.«
    »Das stimmt. Es ist ja auch verdammt schwer, normal zu sein …«
    Nach dieser tiefenpsychologischen Feststellung hatten sie sich verabschiedet, und Ingeborg hatte sich auf die Mauer gesetzt, genau wie Walter in der Hoffnung, irgendwann mit dem Gegenstand ihrer Liebe zusammenzutreffen. Nun war er gekommen, und was war daraus geworden? Ein neuer Krach und eine Jagd auf ein langbeiniges Scheusal!
    Walter hatte unterdessen die Schwarzmähnige eingeholt und blieb an ihrer Seite. Schon beim ersten Wort merkte er, daß die Schöne anscheinend keine Italienerin war. Sie lächelte ihn sonnig an, nickte ihm zu, aber ihre Antwort auf seine Frage, ob man nicht gemeinsam am Strand Spazierengehen könne, verstand er

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