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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an der Böschung vorbeifuhr, die Wolters' Auto zum Schicksal geworden war.
    Der zertrümmerte Wagen stand noch da. Die Werkstatt hatte ihn noch nicht abgeschleppt. Dafür hatten sich unbekannte Liebhaber bedient – die Sitze waren ausgebaut worden, die noch intakten Fenster, der Kofferraumdeckel und die Räder waren abmontiert worden.
    Hermann Wolters biß die Zähne aufeinander und blickte weg. Für Männer ist solch ein Erlebnis schrecklich, es gleicht Leichenfledderei. Ein alter Hut, ein altes Auto, ein alter Anzug, ein Paar alte Schuhe – daran hängen Herzfasern. Nur junge Frauen will man haben. Darin sind die Männer schizophren …
    »Wir werden uns einen Kombi kaufen«, sagte Wolters, als sie Diano Marina erreicht hatten. Er blickte in den Rückspiegel und sah Walter mit seinem Citroën folgen. Auch der macht es nicht mehr lange, dachte Hermann. Aber zwei neue Wagen – so was kann sich kein Studienrat leisten. Ich werde Onkel Theo unser Mißgeschick schildern und kräftig über Meister Müller schimpfen. Dann wird er mindestens Walters Auto finanzieren.
    Mit dem Nachtzug fuhren sie von Ventimiglia zurück nach Deutschland. Es blieb dabei: Eva und Manfred fuhren mit, Gabi und Walter blieben allein zurück mit dem Citroën, den Koffern und gerade soviel Geld, daß sie nach Hause kommen konnten.
    Vorher aber ließ sich Hermann Wolters nicht entgehen, was ihn die ganzen fünf Wochen gereizt und worauf er sehnsüchtig gewartet hatte: Sie hielten in Imperia und besichtigten das Spaghetti-Museum.
    Beeindruckt verließ er es wieder. Er hatte eine neue, ihm bisher unbekannte kulturelle Seite Italiens entdeckt.
    Eine Heimkehr ist immer ein Erlebnis besonderer Art.
    Die meisten kommen aus dem Urlaub zurück mit dem faden Gedanken: Ich bin gespannt, was in meiner Abwesenheit alles passiert ist. Wahrscheinlich werde ich noch keine zehn Minuten im Haus sein, und der Ärger geht schon los. Wetten …?
    So war es auch verständlich, daß Eva sehr unruhig wurde, als der Zug im Bamberger Bahnhof einlief. Sie stand am Fenster, beugte sich hinaus, der Fahrtwind ließ ihre langen, blonden Haare flattern, und plötzlich stieß sie einen hellen Schrei aus. Sie winkte mit beiden Armen und benahm sich so verrückt, wie man es fünf Wochen lang nicht an ihr erlebt hatte.
    Hermann Wolters blickte Dorothea fragend an, aber die zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung, hieß das. Eva muß etwas entdeckt haben, was sie so außer Rand und Band bringt. Holen vielleicht ihre Eltern sie ab? Sie hat nichts davon gesagt.
    Es waren natürlich nicht die Eltern! Beim Anblick von Vater und Mutter gerät man nicht aus dem Häuschen, man winkt höchstens und freut sich.
    Eva dagegen stürzte, kaum daß der Zug zum Halten gekommen war, zur Tür, riß sie auf, sprang auf den Bahnsteig und lief mit ausgebreiteten Armen davon. Ihr entgegen rannte ein junger Mann in hellen Jeans und einem gestreiften Hemd. Er breitete auch die Arme aus, fing Eva auf, drehte sich mit ihr ein paarmal um die eigene Achse und küßte sie dann vor allen Leuten lange und ungeniert. Kenner nennen so etwas einen innigen Kuß.
    Erstarrt blickte Hermann Wolters auf diese ungeheure Überraschung. Sein Hals war plötzlich wie ausgetrocknet, was irgendwelche Kommentare seinerseits verhinderte. Er half Dorothea aus dem Zug und warf einen irritierten Blick auf Manfred, der in die Hände klatschte und ausrief:
    »Das ist ja Rolf!«
    »Du kennst den Kerl?« fragte Wolters mühsam.
    »Nee …«
    »Aber du nennst ihn doch Rolf …«
    »Das ist Eva ihrer …«
    »Und das wußtest du?«
    »Sie hat mir mal davon erzählt. Sie wollen heiraten. Er ist 'n Doktor oder so …«
    »Und du hast nie davon gesprochen«, stellte Wolters in strengem Ton fest.
    »Warum denn auch?«
    »So etwas muß ich doch wissen!«
    »Heiraten ist doch doof …«
    Wolters zuckte es in der Hand, aber er beherrschte sich. Er spürte Dorotheas Blick in seinem Nacken und straffte sich.
    Haltung, alter Junge! Größe zeigt sich auch im Hinnehmen einer Niederlage. Als Friedrich der Große bei Hochkirch geschlagen wurde, verhüllte er nicht sein Haupt, sondern baute seine Armee um. Das hier ist keine verlorene Schlacht … Es ist nur das Begräbnis eines schönen Traums. Wie gesagt: Haltung!
    Mit hocherhobenem Kopf ging Wolters auf Eva und den jungen Mann zu, die ihm Arm in Arm entgegenkamen.
    »Darf ich euch Dr. Rolf Hendrik vorstellen?« rief sie strahlend vor Glück. »Er ist Assistenzarzt an der Uni-Klinik von Würzburg.

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