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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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begriff sie überhaupt nicht. Außerdem war ja auch noch Walter dagewesen, zwei Mädchen und ein Mann also …
    Dorothea erstarrte. Sie erinnerte sich an einige erotische Erzählungen, die sie einmal zufällig in die Hand bekommen hatte und in denen allerhand Unanständiges geschildert worden war, darunter auch das, was man eine Triole nannte und was sie schon beim Lesen angeekelt hatte. Und nun hatte sie mit eigenen Augen gesehen, daß ihr heiß geliebter Sohn …
    Das war ungeheuerlich! So etwas konnte man Hermann gar nicht erzählen, er wäre wochenlang nicht zu beruhigen gewesen. Sodom und Gomorrha unter seinem Dach und ausgerechnet bei der heimlich geliebten Eva! Wie Dorothea ihren Mann kannte, wäre er fähig, die Ferien sofort abzubrechen.
    Aber auch Dorothea war nicht in der Lage, sich zu beruhigen. Die Verworfenheit ihres Sohnes drückte auf ihr Herz, die Enttäuschung über Eva schlug in ein geradezu körperliches Mißbehagen um. So etwas betreute den kleinen Manfred! Mit Familienanschluß …
    Es gab gar keinen Zweifel: Eva Aurich mußte den Urlaub abbrechen und sofort nach Hause fahren. Man mußte sie fortschicken. Aber wie, ohne Hermann die erschütternde Wahrheit zu gestehen?
    Nach langem Grübeln kam Dorothea zu dem Entschluß, mit Walter unter vier Augen zu reden. Von Mutter zu Sohn, offen, eindringlich, ehrlich, wie sie es so oft getan hatte, ohne daß Hermann davon wußte. Mit seinen Problemen war Walter immer zu ihr gekommen, selten zum Vater.
    Hermann hatte immer nur Zitate bereit, Belehrungen, geschichtliche Vergleiche, aber wenig Konstruktives. Wenn es ganz kritisch wurde, sagte er immer nur: »Frag deine rote Fahne! Oder schreib ein Transparent und trag dein Problem auf der Straße herum …«
    Das war natürlich keine Art, auf die Sorgen junger Menschen einzugehen. In der eigenen Familie versagten alle pädagogischen Fähigkeiten, die man an Studienrat Wolters im Gymnasium immer so lobte.
    Aber das ist wohl überall so.
    Um sieben Uhr morgens erschien Gabi in der Küche, weil sie Frühstücksdienst hatte. Hermann Wolters' Arbeitsplan funktionierte. Es hätte ja auch niemand gewagt, dagegen etwas einzuwenden.
    Gabi blickte ins Wohnzimmer, erschrak und erkannte erst dann ihren Vater, der schnarchend auf der Couch lag.
    »Paps!« rief sie erstaunt. »Es ist sieben Uhr, Paps.«
    Wolters schrak hoch, brauchte ein paar Sekunden zur Orientierung und erkannte dann die peinliche Situation.
    Angriff ist die beste Verteidigung. Das ist ein historischer Lehrsatz von völkererhaltender Wahrheit.
    »Was machst du denn hier?« bellte Wolters darum.
    »Küchendienst! Und du, Paps!«
    »Ich liege hier.«
    »War's bei Mami im Bett zu warm?«
    Bei Kindern, auch wenn sie achtzehn sind, wissen Eltern nie: Sind solche Sätze noch kindlich-naiv oder schon frech-raffiniert?
    Wolters wollte jetzt keine Entscheidung darüber treffen; er verhielt sich lieber neutral und sagte ausweichend:
    »Koch Kaffee! Wer hat Stalldienst?«
    »Du und Mami …«
    »Dann beeile dich, wir haben das in einer Viertelstunde geschafft.« Er stand auf, nahm die Decke und sein Kissen und stieg nach oben ins eheliche Schlafzimmer.
    Dorothea war auch schon auf. Sie saß vor dem Spiegel und kämmte sich. Wortlos warf Wolters sein Bettzeug auf das Bett und ging ins Bad. In der Tür stieß er auf Walter, der wie immer gähnend und noch halb schlafend herumschwankte. Er sah übernächtigt aus und hatte hervorquellende Augen.
    »Guten Morgen, mein Sohn.« sagte Wolters betont. »Noch nicht munter?«
    »Nee! Im Urlaub um sieben Uhr aufzustehen, ist barbarisch.«
    »Die Barbaren waren Frühaufsteher. Denken wir an den keltischen König Brennus, der in der Schlacht an der Allia …«
    »O Gott! Ich bin schon hellwach, Paps! Bloß das nicht um sieben Uhr morgens …«
    »Einen Augenblick noch!« Wolters hielt seinen Sohn am Arm fest. »Wie hast du heute nacht geschlafen?«
    Walter starrte seinen Vater an. War das eine Falle? Vorsichtig, Junge, dachte er. Mach ein kreuzdämliches Gesicht, das kommt am besten an.
    »Im Verhältnis gut«, sagte Walter. Das war nicht einmal gelogen, wenn man Sinn für sprachliche Jongleurakte hatte.
    »Was heißt – im Verhältnis?«
    »Man schläft mal so, mal so …«
    »Von dir ist nie eine klare Antwort zu bekommen«, sagte Wolters enttäuscht. »Hast du heute nacht vielleicht irgendwelche Geräusche gehört?«
    »Geräusche? Nee. Du, Paps?«
    »Ist das Badezimmer jetzt frei?«
    »Ja, klar. Was war denn los heute

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