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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mittelmeer nicht mehr fischbar. Alle Fische sind bei Tante Fridas Anblick geplatzt. So was hält ja keine Schwimmblase aus.«
    Doch am fünften Tag wurde der von Ideen und Wünschen übersprudelnde Greis aktiv. Er tätschelte Eva die Hüften und hielt ihr einen Vortrag über die Ausdauer altgedienter Männer.
    »Sie liegen da völlig falsch, Herr Radler«, sagte Eva ruhig.
    »Ich habe mein ganzes Leben lang immer richtig gelegen.« Onkel Theo ließ seine Hand über Evas Oberschenkel gleiten. Er war vorsichtig genug, in bestimmten Grenzen zu bleiben, aber frech war es auch so schon. »Und ich habe immer noch gute Ohren. Neben meinem Zimmer schläft Walter … Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, ob ein junger Mann nachts im Traum im Falsett spricht, leise kichert, quietscht und zu sich selbst sagt: ›Ich könnte dich auffressen!‹«
    Ingeborg, dachte Eva erschrocken. Sie war also wieder bei Walter gewesen. Man sollte ihn warnen und ihm raten, dem Mädchen einen Knebel in den Mund zu schieben. Es ließ sich wohl nicht abwenden, daß Onkel Theo jede Nacht im Bett saß und sein Ohr an die Wand des Nebenzimmers legte. So etwas mußte einen so fröhlichen alten Herrn ja aufheizen.
    »Ich habe nichts gehört«, sagte Eva mit großen, staunenden Augen. »Da waren Geräusche?«
    »Und wie! Eva – Walter ist doch ein junger Springer! Aber das wahre Erlebnis liegt in der Ausdauer. Wir sollten mal darüber sprechen – allein …«
    Eva stand auf und ging davon. Onkel Theo blickte ihr mit glänzenden Augen nach und nahm in Gedanken Maß. Du kleines Luder, dachte er. Mit dem Hintern wackeln und dann die Eiserne spielen! Nicht bei Theo Radler. Der kennt die Weiber von Alaska bis Kap Hoorn.
    Er sprang auf, legte einige Runden am Meer im Laufschritt zurück und fühlte sich unbändig stark.
    ›Mit Familienanschluß‹ ist tatsächlich ein Begriff, dem man verschiedene Deutungen geben kann.

XIII
    Lag es am Gesetz der Serie, oder wirkte sich auch hier eine gewisse Familienzusammengehörigkeit aus? Am nächsten Morgen lief Onkel Theo mit einem blauen Auge herum. Von da an war er still, in sich gekehrt und sehr vorsichtig und behandelte Eva, wie es sich für einen Gentleman gehörte.
    Das blaue Auge erklärte er damit, daß er im halbdunklen Stall nach dem Hereintreiben der Viecher gegen einen hervorstehenden Balken gerannt sei, was sogar glaubhaft war.
    In Wirklichkeit war es ein bißchen anders gewesen. Onkel Theo hatte an diesem Abend zusammen mit Eva den Stalldienst übernommen, was sich so gestaltete, daß er Eva auf den zierlichen Popo – wie er das nannte – geklopft hatte und bei einer hektischen Bewegung, mit der er ein störrisches Schaf in den Stall treiben wollte, in Berührung mit ihrem Busen gekommen war – ganz zufällig natürlich.
    Walter hatte diese Szene vom Weingarten aus mit düsteren Blicken beobachtet und sich dann unauffällig entfernt. Singend war Onkel Theo nach einer Weile zum Haus zurückgekehrt. Und da war es passiert. Im Dunkeln, zwischen Stall und Haus war eine Faust auf seinem Auge gelandet, und ehe der fröhliche Greis wahrnehmen konnte, woher der Schlag kam und vor allem von wem, war er umgefallen und hatte zwei Minuten lang unbeweglich auf dem Rücken gelegen.
    So hatte Onkel Theo nach über siebzig Jahren erfahren, was ein K.o. ist, und wie man sich fühlt, wenn man daraus erwacht. Eine Erfahrung, die ihm in seinem wildbewegten Leben bisher noch gefehlt hatte.
    Tante Frida schüttelte nur den Kopf. Ein Pech hatte die Familie mit ihren Augen! Erst fällt Walter eine dicke Autoschraube auf das rechte Auge, Hermann stößt sich das linke und Onkel Theo ebenfalls … Wenn man die drei blauäugigen Männer nebeneinander sah, konnte man ihnen eine enorme Familienähnlichkeit nicht absprechen.
    »Schade, daß wir in zwei Tagen schon wieder abreisen müssen«, sagte Frida zu Dorothea in der Küche. »Eine Woche ist zu kurz für einen Urlaub an der Riviera. Am liebsten bliebe ich noch ein paar Tage länger. Mir gefällt es hier wunderbar. Im nächsten Jahr werde ich hier meine Ferien verbringen. Oh, wie schön ist doch die Welt! – Übrigens, Dorothea, wann wirfst du endlich diese Eva hinaus?«
    »Warum?«
    »Sie ist ein Fremdkörper.«
    »Sie betreut Manfred, das siehst du doch.«
    »Ihr Bikini ist schamlos, ihr Gang aufreizend, ihr Lächeln provozierend. Daß du das nicht siehst! Überhaupt habt ihr euch alle verändert. Du mit deinen roten Haaren und den modernen Kleidern, Hermann mit seinen

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