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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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freundschaftlichen Stoß in die Rippen, woraufhin es merklich schwankte.
    »Das Ärmste, es ist völlig erschöpft«, bemerkte sie mitleidig.
    Fen goss dem Schwein ein wenig Bier in einen Emaillenapf. Nachdem es davon getrunken hatte, drehte es sich um und schwankte zur Tür hinaus. Sie konnten hören, wie es ums Haus herum in den Hof lief.
    »Trotzdem muss es morgen zurückgebracht werden«, sagte Myra entschlossen.
    Fen trank sein Bier aus und entschied, zu Bett zu gehen. Beim Hinausgehen fragte er Myra nach dem Verrückten.
    »Man hat ihn noch nicht wieder eingefangen«, sagte Myra, »obwohl man davon ausgeht, dass er sich immer noch in dieser Gegend aufhält. Aus einem der Cottages wurden nämlich Lebensmittel gestohlen. Man behauptet, bei ihm lägen Wahnsinn und Genie dicht beeinander, womit man entschuldigen will, dass man zu dumm ist, ihn einzufangen … Gute Nacht, mein Lieber. Schlafen Sie gut.«
    Spätestens am nächsten Morgen war klar, dass sich Mr. Beaver und seine Renovierungsarbeiten längst nicht mehr auf jenen Raum beschränkten, in dem Fen ihnen zuerst begegnet war. Der Verlust der ursprünglichen Lautstärke und Vehemenz wurde durch eine Vergrößerung des Radius ausgeglichen. Infolgedessen schienen die Wolken aus Gipsstaub, die durch die Arbeiten aufgewirbelt wurden, überall zu sein, obwohl doch bis jetzt nur die Hälfte des Gasthofes betroffen war. Fen stellte fest, dass die einzelnen Familienmitglieder nur schwer voneinander zu unterscheiden waren. Im Grunde handelte es sich um eine Familienangelegenheit: Mr. Beaver, seine Frau, ihre zwei Söhne und zwei Töchter, die alle gleich alt aussahen – ungefähr siebzehn vielleicht. Die Besetzung wechselte jedoch sporadisch, je nachdem, ob Angestellte aus Mr. Beavers Textilhandel oder andere Bekannte anwesend waren, die auf irgendeine Weise zur zeitweiligen Mithilfe überredet worden waren. Dieser Umstand trug, zusammen mit der Familienähnlichkeit, dem alle Gesichter bedeckenden Dreck sowie der allgemeinen Abgespanntheit, die zweifellos aus frühem Aufstehen und ständigem Verschlucken von pulverisiertem Gips resultierte, zu Fens Verwirrung bei.
    Und wenn die Identitäten dieser Menschen unergründlich blieben, so blieben es ihre Absichten erst recht. Wenn er nicht gerade seine Mannschaft antrieb, wurde Mr. Beaver tatsächlich dabei beobachtet, wie er intensiv eine Art architektonischen Entwurf studierte. Aber als Fen diesen Entwurf einmal zufällig herumliegen sah und eingehend untersuchte, konnte er ihn nicht mit dem in Übereinstimmung bringen, was Mr. Beaver da eigentlich machte. Er sah sich also zu der Annahme gezwungen, Mr. Beaver wolle mit der gesamten Inneneinrichtung der Herberge kurzen Prozess machen, bevor er irgendwelche Anstrengungen in Richtung Wiederherstellung unternahm. Trennwände zwischen Räumen wurden eingerissen, Fußböden zerstört, Decken heruntergeschlagen und Türen aus den Angeln gerissen und dort abgelegt, wo Unachtsame mit größter Wahrscheinlichkeit darüber stolperten. Fens Zimmer, ja das gesamte obere Stockwerk blieben zunächst unberührt, aber Fen bezweifelte, dass diese Schonzeit noch länger andauern würde. Inzwischen waren die Mahlzeiten nach oben in eine Art Abstellkammer verlegt worden, wo sie zu einer unbequemen Angelegenheit wurden. Der Lärm nahm stündlich zu. Weil das Wetter strahlend schön und warm blieb, zogen es die Kneipengäste vor, ihre Getränke draußen im lieblichen Garten der Herberge zu sich zu nehmen.
    Den Vormittag und frühen Nachmittag hatte Fen damit verbracht, in Sanford Morvel auf Stimmenfang zu gehen. Obwohl seine Bemühungen auf unterschiedliche Resonanz stießen, wuchs Captain Watkyns Hoffnung, man könne siegreich aus der Wahl hervorgehen, anstatt zu sinken. Fen war mit weit mehr Persönlichkeit ausgestattet als jeder seiner Gegner. Er plauderte ohne Berührungsängste und äußerst unterhaltsam mit jedem Menschen, egal aus welcher sozialen Schicht oder Berufsgruppe dieser stammte. Diese Gabe besaß weder Strode, der bei den niederen Schichten noch gut ankam, aber in der Gegenwart von jemandem, der mehr als fünfhundert Pfund im Jahr verdiente, keinen Ton mehr herausbrachte, noch White, der sich in Gesellschaft der Reichen überschwänglich gab, allen anderen jedoch unzumutbar schroff begegnete. In den Wahlkampfzentralen von Labour und Konservativen machte sich, was Fens Kandidatur anging, bereits ein gewisses Unbehagen breit. Keiner hatte einen außergewöhnlichen Kandidaten ins

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