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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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…«
    »Es ist lediglich ein Schuss ins Dunkle. Ob Sie wohl jetzt einen Pinsel mit weichen Borsten und etwas feinen Puder für mich auftreiben könnten?«
    »Das mit dem Pinsel ist sicher kein Problem. Und Mrs. Flitch benutzt Gesichtspuder, wenn Ihnen das ausreicht. Ich weiß, dass sie Lippenstift für unziemlich hält, aber wenn es um Puder geht, sind ihre Ansichten … äh … liberaler … Mrs. Flitch«, rief der Pfarrer. »Mrs. Flitch .«
    Mrs. Flitch war in einem der Fenster über ihnen erschienen wie ein Kuckuck in der Klappe einer Kuckucksuhr. Informiert über das, was gebraucht wurde, zog sie sich ohne eine Spur von Überraschung zurück, um es zu holen. Der Pfarrer führte Fen ins Haus und bis ins Arbeitszimmer, wo er aus der Schublade eines überfüllten Rollpultes einen kleinen, neuen Malpinsel hervorholte. Bald darauf kam Mrs. Flitch mit einer Dose pfirsichfarbenen Puders herein, der sich Nuits d’extase nannte.
    »Schön«, meinte der Pfarrer.
    Fen nahm den Pinsel, verteilte sorgfältig etwas Puder auf dem Feldstecher und blies ihn wieder ab. Eine Wolke Nuits d’extase umgab sie.
    »Und?« Neugierig beugte der Pfarrer sich vor.
    »Auf dem Feldstecher«, sagte Fen, »befinden sich keine Fingerabdrücke, was heißt, dass er gründlich abgewischt wurde.«
    Die Bedeutung dieses ungewöhnlichen Umstandes kam dem Pfarrer nur sehr langsam zu Bewusstsein. »Erstaunlich«, bemerkte er – weniger aus echtem Verständnis heraus als vielmehr im Tonfall eines Mannes, der soeben einen Hund beim Vollführen eines schwierigen Kunststücks beobachtet hat. »Erstaunlich. Bestimmt ist der Feldstecher irgendwie schmutzig geworden, und die Person, die ihn zurückgebracht hat, hat ihn gesäubert.«
    Fen, dem diese Möglichkeit gar nicht eingefallen war, wirkte leicht enttäuscht. Aber er erholte sich schnell und sagte: »Selbst, wenn Sie einen Gegenstand abwischen, hinterlassen Sie unweigerlich den einen oder anderen Fingerabdruck darauf. Auf diesem Feldstecher befindet sich kein einziger .«
    »Aber was«, fragte der Pfarrer verständnislos, »bedeutet das Ihrer Meinung nach?«
    »Ich habe«, gab Fen ehrlich zurück, »nicht die geringste Ahnung. Aber ich tendiere zu der Annahme, dass jemand, der im Besitz dieses Feldstechers war, unbedingt verhindern will, dass dieser Umstand bekannt wird.«
    Der Pfarrer nieste. »Der Puder«, entschuldigte er sich schwach. »Mrs. Flitch. Mrs. Fli – oh, Sie sind ja hier. Wir brauchen beide eine Kleiderbürste, Mrs. Flitch, ansonsten wird man annehmen, wir hätten junge Damen umarmt.«
    Die über diesen frivolen Ausspruch recht vergnügte Mrs. Flitch holte eine Kleiderbürste und säuberte einen nach dem andern. »Du liebe Güte«, sagte der Pfarrer und schniefte wie ein Jagdhund auf der falschen Fährte, »dieser Duft ist wirklich sehr sinnlich, Mrs. Flitch, und ich frage mich, was Sie an Ihren freien Abenden eigentlich so anstellen.« Mrs. Flitchs Gesicht war jedoch anzusehen, dass ihr Bedarf an frivolen Aussprüchen für den Augenblick gedeckt war. Als der Pfarrer das bemerkte, wechselte er schnell das Thema. »Nun gut, Professor Fen, auf diesem Gebiet kann ich mit Ihnen natürlich nicht mithalten, ich meine den Feldstecher … Glauben Sie denn, dass er in irgendeinem Zusammenhang zu diesen anderen … äh … schrecklichen Vorfällen steht, von denen wir erfahren haben?«
    »Es wäre möglich«, entgegnete Fen vorsichtig. »Obwohl ich mir im Moment nicht erklären kann, worin die Verbindung besteht … Jetzt muss ich aber wirklich los. Sie waren äußerst freundlich und hilfsbereit.«
    Der Pfarrer begleitete ihn den Gartenweg entlang bis zum Tor. Aus einem der Fenster im Obergeschoss regnete es Kieselsteine auf sie herab.
    »Also, das ist wirklich zu viel«, murmelte der Pfarrer. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.«
    Er ging den Weg zurück und verschwand in der Haustür, und man konnte ihn die Treppe hinaufsteigen hören. Kurz darauf ertönte ein wütendes Klopfen, und der Kieselsteinregen hörte auf. Der Pfarrer erschien in einem der Fenster.
    »Das hat gewirkt«, rief er fröhlich. »Schauen Sie doch wieder herein, falls Sie hier vorbeikommen, ja? Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern … Einen guten Morgen wünsche ich noch.« Er verschwand aus Fens Blick.

Kapitel 17
    Als Fen zum Inn zurückschlenderte, dachte er eher über Feldstecher nach als über Poltergeister . Die wahrhaftige Erleuchtung, dessen war er sicher, lag irgendwo kurz hinter den momentanen

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