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Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Mit Freuden begraben – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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dem zweiten Earl of Sanford. Robert drängte ihn mir auf, obwohl ich ihn nicht wollte, und er nahm mir das Versprechen ab, den Ring als Erinnerungsstück zu behalten, solange ich lebe. Nun, ich will mein Versprechen halten, aber danach soll der Ring an die Familie zurückgehen, an Robert, falls er noch lebt, oder an seinen Sohn. Bitte erledige das für mich, Jane. Du musst selbst entscheiden, ob du ihn persönlich abgeben oder schicken willst. Und vergiss nicht, dass er viel Geld wert ist. Glaube meinetwegen nicht, du habest ein Anrecht darauf oder irgendwelche Ansprüche gegen die Familie. Aber das hätte ich gar nicht schreiben müssen, weil ich weiß, dass du nie so denken würdest.
    Ich glaube, das wäre alles, mein Liebling. Jetzt, da du alles weißt, kannst du alles vergessen, und bitte versuche, mir nicht allzu böse zu sein. Du warst die beste und liebevollste Tochter, die man sich nur wünschen konnte, und du hättest eine viel bessere Mutter verdient. Vergiss nicht, dass ich dich sehr liebe.
    DEINE MUTTER.
    P. S.: Ich fürchte, eine Tochter, die so viele Auszeichnungen für ihre Aufsätze eingeheimst hat, wird den Stil dieses Briefes belächeln. Er war schwierig genug zu schreiben – aber du wirst verstehen. Gott segne dich, mein Liebling.
    Schweigend legte Fen die Briefe und den Ring in die Dose zurück, verschloss sie und reichte sie Wolfe hinüber.
    »Trotz des großzügigen ›Unterhalts‹«, kommentierte er nachdenklich, »kann ich nicht behaupten, dass ich über das Verhalten des verstorbenen Lord Sanford begeistert bin … Wie dem auch sei, er ist tot, und es ist daher müßig, an ihm herumzukritteln.«
    Humbleby betrachtete seine manikürten Fingernägel. »Folglich«, fügte er an, »ist Jane Persimmons ein leibliches Kind des letzten Lord Sanford und die Halbschwester des amtierenden Lords.«
    »Der Pfarrer«, sagte Fen, »erzählte mir, ihr Gesicht sei ihm bekannt vorgekommen. Die Ähnlichkeit der Geschwister würde das erklären.«
    »Die Ähnlichkeit besteht sicherlich.« Mit der Kuppe seines Zeigefingers ließ Wolfe behutsam eine Muschel, die als Aschenbecher diente, auf dem Tischchen neben sich kreisen. »Sie ist mir selbst aufgefallen – aber ich tat sie natürlich als reinen Zufall ab … Nun, zumindest wissen wir jetzt, warum die junge Frau herkam. Um den Ring zurückzugeben. Was vermutlich bedeutet, dass ihre Mutter erst kürzlich verstorben ist.«
    »Scheinbar ohne zu erleben, dass ihre Tochter ›auf eigenen Füßen‹ steht.« Mit düsterem Ausdruck betrachtete Humbleby Wolfes Spielerei und nahm den Aschenbecher einen Moment später an sich, vorgeblich, um seine Zigarre darin auszudrücken. »Soviel ich verstanden habe, hatte sie vor – hat sie vor, sollte ich vielmehr sagen – Lord Sanford ihre Freundschaft anzubieten.« Während er über diese kraftlose Aussage nachdachte, verfinsterte sich Humblebys Gesicht erneut. »Die Situation ist äußerst heikel«, fügte er noch kraftloser hinzu.
    Weder Wolfe noch Fen hatten seinen Ausführungen richtig zugehört. Wolfe sah aus, als grübele er über ein verzwicktes Problem hinsichtlich beruflicher Etikette nach; Fen suchte die recht Wilkie-Collinsische Offenbarung aus der schwarzen Blechdose mit Jane Persimmons in Übereinstimmung zu bringen, wie er sie vor ihrem Unfall kennen gelernt hatte. Eindeutig hatte sie das Terrain sondiert, um dann zu entscheiden, welche Vorgehensweise am geeignetsten und würdevollsten sei – was jenen seltsamen Zwischenfall erklärte, den er im Park von Sanford Hall beobachtet hatte. Er konnte ihr Zögern gut verstehen, wäre sie beim Zurückgeben des Rings doch verpflichtet gewesen zu erklären, wie sie in seinen Besitz gekommen war. Jeder einigermaßen sensible Mensch würde sein Gewissen im Voraus gründlich prüfen, ginge es darum, einem vollkommen fremden jungen Mann zu offenbaren, man sei das uneheliche Kind seines Vaters. Es gäbe immer noch die Möglichkeit, eine Geschichte zu erfinden, aber nach Fens Einschätzung war Jane Persimmons kein Mensch, der auf erfundene Geschichten zurückgreift, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden … Was diesen Teil des Falles anging, blieb nur ein kleineres Rätsel unbeantwortet, die Frage nämlich, warum Jane es vorgezogen hatte, den Ring persönlich abzugeben und damit unweigerlich in Erklärungsnot zu geraten, statt ihn anonym per Einschreiben zu schicken. Allem Anschein nach war sie nicht allzu gut gestellt, und in diesem Fall hoffte sie vielleicht auf finanzielle

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